Hamburg. Im Klick in Osdorf wachsen sogar Wurzeln aus der Decke. Museumschefin: „Einzige Katastrophe.“ Woran es bei der Sanierung hakt.

Die Fassade bröckelt. Es regnet durch. Im Eingangsbereich, wo Kinder spielen, sind Pfützen normal. Wurzeln wachsen aus der Decke. Fenster lassen sich nicht öffnen. Heizungskörper funktionieren nicht. Es stinkt in manchen Bereichen, weil die Hebeanlage für die Toiletten nicht richtig funktioniert. Willkommen in Hamburgs einzigem Kindermuseum Klick.

Die Bildungseinrichtung, die von einem gemeinnützigen, engagierten Verein betrieben wird, befindet sich im Stadtteil Osdorf, mitten in der Plattenbausiedlung Osdorfer Born. Laut Museumsverein besuchen rund 50.000 Besucher die Einrichtung pro Jahr – und das in diesem Zustand. Seit Jahren ist bekannt, dass das Gebäude ein dringender Sanierungsfall ist. Trotzdem geht es nicht sichtbar voran – und das Gebäude rottet weiter vor sich hin.

Hamburg-Osdorf: Kindermuseum Click verrottet – „einzige Katastrophe“

„Das ist eine einzige Katastrophe“, sagt Museumschefin Margot Reinig. Die Diplom-Pädagogin hat vor 29 Jahren den Museumsverein ins Leben gerufen und mit ihren Mitstreitern um ein Kindermuseum gekämpft. 2004 zog es dann in die Räume am Osdorfer Born ein.

Vom Bezirk Altona und den Politikern fühlt sie sich unterstützt: „Man sieht, dass wir hier seit 20 Jahren gute Arbeit machen.“ Man stehe hinter der Einrichtung, das zeigten auch die Millionen an Fördermitteln, die für die Sanierung aufgetan wurden. Woran es scheitert? „Viel liegt an der Kirche“, sagt Reinig. „Die haben schwierige Entscheidungsstrukturen.“

Die Kirche, das ist die Maria-Magdalena-Kirchengemeinde, in deren Besitz das Gebäude ist und die auch ihren Sitz hier hat. 1971 wurde das Gebäude eingeweiht. Es war ein Vorzeigeprojekt. Eine Kirche ohne Kreuz, ohne Glockenturm, ohne Innenwände, für alle offen. Die ungewöhnliche Idee sollte sich in der Architektur widerspiegeln. Genau die bereitet heute in mehrfacher Hinsicht Probleme, wie Pastor Jörg Fenske sagt. Erst mal in der Praxis: Denn es regnet überall durch.

Hamburg-Osdorf: Kindermuseum steht unter Denkmalschutz

„Man nennt uns auch die Gemeinde der 48 Eimer“, sagt Fenske in Anspielung auf all die Lecks in der Decke. An welchen Stellen im asymmetrischen Faltdach genau das Wasser eindringt, habe sich aber nie herausfinden lassen. Deshalb stelle man einfach einen Eimer darunter. Fenske räumt ein, dass jahrelang zu wenig am Gebäude gemacht wurde. „Hätten wir die Wahl gehabt, hätten wir das Gebäude abgerissen“, erklärt Fenske. Doch die Wahl gab es nicht.

Das Gebäude mit der ungewöhnlichen Architektur steht unter Denkmalschutz, was die Sanierungspläne in der Vergangenheit nicht erleichtert habe. Fenske berichtet von zahlreichen Hindernissen: von drei Bäumen, die als Ensemble gelten und nicht gefällt werden dürfen, einer Feuerwehrzufahrt, die man nicht als Zuwegung nutzen darf, einer geforderten langwierigen, europaweiten Ausschreibung, einer überirdischen Stromleitung, dem Kindermuseum, das nicht schließen soll während der Bauphase, und einer im Gebäude beheimateten Kita, für die es erst eines neuen Platzes bedurfte. Und die Kosten.

Die ungewöhnliche Dachform macht das Gebäude einzigartig – leider auch in Sachen Regenschutz. An vielen Stellen kommt Wasser durch, und die Fassade bröckelt.
Die ungewöhnliche Dachform macht das Gebäude einzigartig – leider auch in Sachen Regenschutz. An vielen Stellen kommt Wasser durch, und die Fassade bröckelt. © Unbekannt | Katy Krause

Kindermuseum Klick: Sanierung soll acht Millionen Euro kosten

Allein die Sanierung des Gebäudes, in dem das Kindermuseum beheimatet ist, soll rund acht Millionen Euro verschlingen. Zudem müssen die Nachbargebäude, in denen einst die vier Pastorate ansässig waren, saniert werden: noch einmal drei Millionen Euro. Um das alles irgendwie zu finanzieren, wurde lange an einem Plan geschmiedet.

Seit 2018 steht er und sieht so aus: Die Kirche baut auf dem angrenzenden Parkplatz einen viergeschossigen Neubau. Kostenpunkt: weitere acht Millionen Euro. Dort sollen die Kita samt Elternkindzentrum sowie die Pastorate einziehen. Auf zwei Ebenen wird ein Wohnprojekt realisiert.

Gleichzeitig wurden alle Hebel in Bewegung gesetzt, sämtliche Fördertöpfe angezapft, sodass für die Sanierung der Bestandsgebäude Bundes-, Landes- und Bezirksmittel fließen. 80 Prozent werden gefördert. Es stehen Millionen bereit, doch saniert wird trotzdem nicht.

CDU: „Fachbehörden ziehen Prozess unnötig in die Länge“

Fenske verweist auf die Prüfbehörde der Stadt. Seit acht Monaten liege das Projekt dort. Man drehe sich im Kreis. „Die Prüfbehörde ist mit den vorgelegten Unterlagen nicht zufrieden, und die Architekten haben Schwierigkeiten, den Nachforderungen zu entsprechen“, sagt der Pastor. Es gehe dabei um die Kostenschätzungen.

In der Bezirkspolitik stößt das auf Unverständnis. Kaja Steffens von der CDU-Bezirksfraktion Altona sagt: „Das Kindermuseum Klick ist eine Attraktion für die Kinder des Osdorfer Borns und weit darüber hinaus.“ Deshalb hätten Politik und Verwaltung Altonas den Prozess nach Kräften unterstützt. „Leider scheinen nun nach fünf Jahren Planung die Hamburger Fachbehörden den Prozess weiter unnötig in die Länge zu ziehen“, so die CDU-Politikerin. „Das Finanzierungskonzept gerät nun nicht nur durch allgemeine Baukostensteigerungen, sondern auch noch durch Langsamkeit Hamburger Fachbehörden in Bedrängnis. Es wäre ein Jammer, wenn das Kindermuseum Klick am Osdorfer Born seine Tore für immer schließen müsste.“

HafenCity: Trägerverein eröffnet zweites Kindermuseum in der City

Schließen? „Das Klick in Osdorf ist das Herz des Vereins“, betont Judith Rädlein. Sie soll das Werk von Museumsgründerin Margot Reinig in die Zukunft führen und erteilt all denen eine Absage, die derzeit vermuten, der Verein wandere in die HafenCity ab. Denn dort eröffnet der Träger am 24. November mit dem Hochform ebenfalls ein Museum für Kinder, das aber mit Architektur und Stadtplanung einen anderen Schwerpunkt hat.

Es handle sich dabei laut Rädlein um ein zweites Standbein, um die finanziellen Herausforderungen besser zu bewältigen. Die Eintrittspreise sollen etwa doppelt so hoch wie in Osdorf sein, und beim Zielpublikum denke man vorwiegend an Touristen.

Kindermuseum Klick in Osdorf soll vergrößert werden

Trotz der Außenstelle möchte man an Osdorf nicht nur festhalten, sondern sich erweitern. Das Kindermuseum soll weitere 500 Quadratmeter (etwa ein Drittel) mehr Platz bekommen.

„Das ist eine große Herausforderung, aber auch eine Chance. Wir müssen die Sanierung nutzen, um auch die Ausstellung zu überarbeiten“, sagt Judith Rädlein, die gar nicht abwarten kann, dass es in Osdorf endlich losgeht: „Das Gebäude ist rott, und das ist uns auch vor den Besuchern so unangenehm.“

Hamburgs Kindermuseum Klick: Die Sanierung soll auch genutzt werden, um die Dauerausstellungen zu modernisieren.
Hamburgs Kindermuseum Klick: Die Sanierung soll auch genutzt werden, um die Dauerausstellungen zu modernisieren. © Unbekannt | Katy Krause

Kürzlich gab es ein Krisengespräch mit allen Beteiligten. Mal wieder. Gleichzeitig tickt die Uhr. Die hart erkämpften Fördermittel in Millionenhöhe müssen bis 2027 vollständig abgerufen und abgerechnet sein. Die Architekten gehen von einer mindestens zweijährigen Bauzeit aus.

Osdorf: Bezirk Altona ist Erhalt des Kindermuseums „sehr wichtig“

Vom Bezirk Altona heißt es dazu: „Der Erhalt dieser Institution ist dem Bezirksamt Altona sehr wichtig.“ Allerdings sei im Rahmen der Vorplanung festgestellt worden, dass das Projekt durch die allgemeinen Preissteigerungen und die Inflation von Kostensteigerungen betroffen sein wird, sodass die bislang angedachten knapp sieben Millionen Euro an Investitionsmitteln nicht ausreichen. Es gebe einen engen Austausch dazu. „Es handelt sich jedoch um ein komplexes Bauvorhaben, sodass auch die Abstimmungen aufwendig sind“, so Bezirksamtssprecher Mike Schlink.

Da ist man sich einig: „Das ist ein unendlich komplexes Bauprojekt“, sagt Pastor Fenske. Er sei gelernter Diplom-Physiker, habe studiert, wie man Atommeiler baut, und nie für möglich gehalten, dass solch ein Projekt so viel schwieriger sein könnte. „Aber die Perspektive ist so toll, wenn das einmal fertig ist.“ Für die Menschen hier und den Stadtteil – und für alle beteiligten Partner.