Hamburg. Die knallroten Insekten tummeln sich zu Hunderten an Baumstämmen oder Häuserwänden. Experten räumen mit einem Irrglauben auf.

Viele Hamburger haben sie in diesen Tagen bereits in ihren Gärten beobachtet. Sobald die Sonne rauskommt, krabbeln auch sie nach draußen. „An unserer Hauswand tummeln sich Hunderte“, berichtet eine Anwohnerin aus Iserbrook. „Ich weiß nicht, wie ich sie wieder loswerden kann.“ Die Rede ist von der Gemeinen Feuerwanze (Pyrrhocoris apterus).

Doch anders als beispielsweise invasive Arten wie die Asiatische Hornisse, deren Fund man den Behörden melden soll, seien Feuerwanzen vollkommen harmlos, sagt Ilka Bodmann, Sprecherin des Naturschutzbunds Deutschland (Nabu). „Feuerwanzen sind eine tolle Naturbeobachtung und müssen keinesfalls bekämpft werden. Sie übertragen weder Krankheiten noch verursachen sie Schäden an Pflanzen. Wanzen besitzen grundsätzlich keine Kau- oder Beißwerkzeuge, sondern einen saugend-stechenden Rüssel, das sogenannte Rostrum.“

Feuerwanzen überwintern in Mauerritzen – und kommen zur Paarungszeit nach draußen

Feuerwanzen leben nach Angaben der Expertin zufolge in Bodennähe von Laubbäumen wie Linden und Robinien. Sie überwintern in Mauerritzen und Bodenstreu. Bei den ersten warmen Sonnenstrahlen im März verlassen sie ihre Winterquartiere. Häufig seien sie dann in großen Gruppen an sonnigen Plätzen zu beobachten. „Im April oder Mai beginnt die Paarungszeit der Feuerwanzen. Im Sommer schlüpfen die Larven aus den Eiern und wachsen heran. Werden im Herbst die Tage kälter, ziehen sich die Tiere wieder in ihr Winterversteck zurück.“

Feuerwanzen kommen häufig in großen Gruppen vor. Wo es etwas zu fressen gibt, werden nämlich üblicherweise auch mehr als nur ein paar Wanzen satt.
Feuerwanzen kommen häufig in großen Gruppen vor. Wo es etwas zu fressen gibt, werden nämlich üblicherweise auch mehr als nur ein paar Wanzen satt. © picture alliance / Shotshop | Karin Jähne

Weil sich Feuerwanzen gern von Lindensamen ernähren, könne man öfter große Ansammlungen von Feuerwanzen um den Fuß dieser Bäume beobachten, so die Sprecherin. Daher rühre auch ihr Hang, sich an einem Fleck zu tummeln: „Dort, wo eine Wanze satt wird, finden auch Hunderte von ihnen in der Regel genügend Nahrung, denn eine große Linde produziert über 100.000 Samen. Robinien- und Malvensamen gehören neben Pflanzensäften auch ins Nahrungsspektrum dieser Art.“

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Weil Feuerwanzen aber auch Insekten- und Schneckeneier auf ihrem Speiseplan haben, seien die Tiere sehr nützlich. „Von den geliebten Rosen und Co. hingegen lassen sie im Normalfall den Rüssel“, sagt Bodmann. Man könne sie also getrost an Ort und Stelle ihr geselliges Leben leben lassen. Notfalls könne man die ortsgebundenen Tierchen vorsichtig umsetzen, wenn sie einen stören.

Feuerwanzen in Hamburg: Die gefährlich aussehenden Insekten helfen beim „Aufräumen“ des Gartens

Laut Franziska Fleischhauer, Sprecherin der Hamburger Umweltbehörde, ist die Gemeine Feuerwanze eine der häufigsten Wanzenarten in Hamburg. Auch sie betont die Nützlichkeit dieser Insekten, die trotz ihrer grellen Färbung, die häufig mit Gefahr assoziiert werde, völlig unschädlich seien, sowohl für uns Menschen als auch für Nutz- und Zierpflanzen. „Sie können sogar nützlich sein, indem sie durch das Saugen an toten Tieren, Samen und Blättern beim ,Aufräumen‘ des Gartens helfen. Auf eine Bekämpfung sollte dementsprechend verzichtet werden.“

Wer möchte, könne das Vorkommen von Feuerwanzen und anderen Tiere über die App ObsIdentify (observation.org) melden, wo Daten über die Verbreitung von Arten gesammelt werden.