Hamburg. Gleich zwei Anbieter wollen mit dem neuen Konzept in Hamburg starten. Doch das geplante Angebot erntet zurzeit viel Kritik.
Während die Menschen ihre Yogaübungen auf ihren Matten machen, zum Beispiel in den herabschauenden Hund gehen, wuseln Welpen um sie herum: Puppy Yoga nennt sich das. Nun soll der Trend aus Paris nach Hamburg kommen. Doch es gibt Schwierigkeiten.
In den sozialen Medien werben die Macher von „Puppies & Yoga Hamburg“ seit einigen Tagen massiv für diese besondere Yoga-Einheit in Welpenbegleitung in Ottensen.
Puppy Yoga Hamburg: Umstrittener Trend mit Welpen kommt in die Hansestadt
Für 45 Euro sollen Interessierte mehrmals jeweils eine Stunde lang diese besondere Art des Doga, also Yoga mit Hund, praktizieren können.
An diesem Sonnabend sollten in Ottensen Labrador-Welpen die Yogasession begleiten. Das Konzept dieses Anbieters: „Die ersten 30 Minuten sind dem Yoga gewidmet, und die Welpen tollen frei um alle Schüler herum“, heißt es auf der Homepage. „Die letzten 30 Minuten sind freier gestaltet. Auf dem Programm stehen Kuscheln, Entspannung und Atemübungen in Begleitung Ihrer Lieblingswelpen.“
Die Termine an diesem Wochenende in einem angemieteten Studio in Ottensen waren seit Tagen ausverkauft. Dann kam auf Instagram die Mitteilung: „Liebe Community, unsere Eröffnung verschiebt sich leider.“
Hunde in Hamburg: Für Puppy Yoga liegt bislang keine Genehmigung vor
Der Grund: Die nötige Genehmigung fehlt. „Diese Veranstaltung wäre nach Paragraf 11 Tierschutzgesetz genehmigungspflichtig. Dem Bezirksamt liegt bis heute jedoch kein entsprechender Antrag vor“, so Mike Schlink, Sprecher des für Veterinärangelegenheiten federführenden Bezirksamtes Altona.
Der Veranstalter musste die Veranstaltung absagen und wolle sich nun über die Möglichkeit einer Antragstellung informieren.
Schon zuvor sorgte Puppy Yoga in den sozialen Medien für Entrüstung. Auf Facebook schreibt ein User: „Völlig absurd, ich kann mir nicht vorstellen, dass seriöse Züchter dafür ihre Welpen geben.“ Eine Userin schreibt nur: „Kranke Welt“.
Die Züchter, die die Hunde für diese Yogaeinheiten bereitstellen, würden sorgfältig ausgesucht, heißt es vom Veranstalter. „Da Fürsorglichkeit im Mittelpunkt unseres Ansatzes steht, überprüfen wir die Bedingungen der Behandlung der Welpen in den Zuchtbetrieben und stellen sicher, dass unsere vierbeinigen Freunde vor ihrer Teilnahme an unseren Sitzungen gut geimpft und entwöhnt sind“, steht auf der Internetseite.
Puppy Yoga: Zwei verschiedene Anbieter wollen nach Hamburg kommen
„Puppies & Yoga Hamburg“ ist nicht der einzige Anbieter. Auch die beiden Studenten Aaron Perner und Lena Fleischmann aus München wollen Ende Februar mit „Puppy Yoga“ in Hamburg an den Start gehen.
Die beiden distanzieren sich von anderen Anbietern. „Unser Konzept ist mit Hundetrainern, Tierärzten und Tierschützern erarbeitet“, sagt Aaron Perner. „Wir schauen uns die Züchter persönlich an, begutachten die Zuchtstätte, besuchen sie mehrmals. Und wenn es nicht passt, sagen wir denen ab.“
Hunde Hamburg: Beim Puppy Yoga werden keine Tiere vermittelt
Sie arbeiteten ausschließlich mit seriösen Züchtern zusammen, die alle Wesens- und Gesundheitstests mit ihren Hunden durchgeführt und bereits einen bestehenden Zuchtbetrieb haben. Die Yogastunden dienten nicht der Vermittlung von Hunden, die Welpen seien bereits meist vergeben.
Und ganz wichtig: „Schlafende Welpen dürfen nicht gestört werden, und es kann vorkommen, dass die Kleinen die ganze Session durchschlafen“, sagt Perner. Die Welpen haben Rückzugsorte während der Yogaeinheit, an denen sie nicht gestört werden dürfen.
Yoga mit Welpen: Auch der FC Bayern hat schon Puppy Yoga gemacht
Neben München und demnächst in Hamburg wollen die beiden Puppy Yoga auch in Berlin, Stuttgart und Nürnberg anbieten.
Die Frauenfußball-Bundesligamannschaft des FC Bayern München hat diese ungewöhnliche Yogasession bei „Puppy Yoga“ mit Labradorwelpen bereits zum Teambuildung genutzt.
Bei „Yoga Puppy“ dauert jede Session eine Stunde und besteht aus rund 35 Minuten Yoga und 25 Minuten Welpenspielzeit. Auf einen Menschen kommen zwei bis drei Welpen. Die Welpen seien die gesamte Zeit im Studio.
Welche Rasse zum Kuscheln parat steht, wird immer einige Tage im Voraus bekannt gegeben und könne sich in letzter Minute ändern. Alle Welpen seien mindestens in der achten Lebenswoche, die Züchter oder ein weiterer Hund aus der Zucht begleiteten diese.
Puppy Yoga: Ein Teil der Erlöse geht an einen Tierschutzverein
Die Puppy-Yoga-Betreiber aus München betonen: „Setzt euch mit dem jeweiligen Puppy-Yoga-Anbieter auseinander, achtet auf Transparenz und unterstützt nicht indirekt mit eurem Ticketkauf Privatleute, die eines Tages aus Langeweile das Züchten angefangen haben und nun planlos und ohne Ziel vor Augen ihre Hunde verpaaren.“
Ein Teil der Erlöse aus ihren Yogastunden spenden Aaron Perner und Lena Fleischmann an einen Tierschutzverein. Wann und wo genau sie in Hamburg loslegen werden, steht noch nicht fest. „Wir planen Ende Februar“, so Perner.
Ob die beiden Anbieter in Hamburg Puppy Yoga tatsächlich durchführen können, ist aber fraglich. Mike Schlink vom Bezirksamt Altona: „Die beteiligten Veterinärämter sehen die Genehmigungsfähigkeit kritisch.“
Yoga mit Hundebabys: „Welpen brauchen kein Vergnügungsturnen für Menschen“
Auch Experten üben generell Kritik an diesen Veranstaltungen. Dass die Welpen daran Gefallen haben, dafür sieht etwa Tierpsychologin Susanne Last keinen Grund: „Welpen sind grundsätzlich freundlich und wirken, als hätten sie Spaß, sonst würden sie nicht überleben. Dies ist also kein Indikator für Wohlergehen.“
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Sie hält nichts davon, Tiere für das Vergnügen von Menschen zu missbrauchen. „Die Grenze ist für mich klar dort zu ziehen, wo die Frage, was hat der Hund davon und kann man das nicht auch anders erreichen, unbeantwortet bleibt.“
Puppy Yoga Hamburg: Tierrechtsorganisation Peta äußert sich kritisch
Welpen in dem Alter seien oft schon mit dem normalen Alltag überfordert. „Da braucht es nicht noch Vergnügungsturnen für Menschen.“
Auch die Tierrechtsorganisation Peta äußert sich kritisch: „Welpen haben in einem Sportstudio, in dem sie der Unterhaltung dienen und Profit generieren sollen, nichts zu suchen