Hamburg. Ist ein Schnaps nach zu viel Gans und Gebäck sinnvoll? Asklepios-Chefarzt aus Hamburg räumt mit bekannten Verdauungsmythen auf.
Gänsebraten und Glühwein, Kekse und Kohl – auch unser Magen ist in der Zeit rund um Weihnachten mitunter gestresst. Doch was hilft wirklich gegen Völlegefühl und Blähbauch? Und ist Schnaps ein sinnvolles „Verteilerchen“? Professor Dr. Jürgen Pohl, Chefarzt für Gastroenterologie an der Asklepios Klinik Altona, räumt mit einigen Verdauungsmythen auf.
„Auf die Frage, ob Schnaps die Magenentleerung fördert, muss man aus wissenschaftlicher Sicht sagen: nein, tut er definitiv nicht!“, sagt der habilitierte Chefarzt.
Weihnachten: Völlegefühl nach dem Essen ist „normales Signal“ des Körpers
Allerdings gebe es dazu auch noch eine Zweitmeinung, nämlich seine persönliche: „Wenn etwas guttut, dann brauche ich dazu keine Studie“, sagt der Experte. „Und bei einem guten Schnaps möchte ich manchmal eben an den Placeboeffekt glauben, der dann auch prompt eintritt“, scherzt der Mediziner.
Er sei Arzt, aber deshalb noch lange „kein Gesundheitsapostel“, sagt Professor Pohl. „Vielleicht halte ich es wirklich mit den Aposteln. Die waren ja auch bibelfest, aber nicht in jeder Beziehung bibeltreu.“ Und so freue auch er sich auf klassisches Weihnachtsessen (obwohl er teils von Vegetariern umgeben sei) und Süßes.
Hamburger Chefarzt: Manchen schlägt schnell etwas auf den Magen
Doch was hilft, wenn uns das Essen auf den Magen schlägt? „Erst mal kein Medikament“, sagt der Chefarzt aus Altona. „Das Völlegefühl, wie wir alle es schon mal gespürt haben, ist ein ganz normales Signal des Körpers.“ Dieses Gefühl gebe uns die Möglichkeit, unser Verhalten beim nächsten Mal zu korrigieren. „Das gilt für den Kater nach einer Party, aber eben auch für das Bauchgefühl, wenn es zu viel Essen war.“
Der Magen gilt im Volksmund als „Diva“, doch das sei nur teilweise berechtigt. „Natürlich gibt es Menschen, die aufgrund einer Veranlagung jede Mahlzeit wie einen Fremdkörper spüren, denen schnell etwas auf den Magen schlägt“, sagt der Experte. Das sei aber sehr individuell.
Hamburger Experte: Verdauung beginnt schon beim Kauen
Grundsätzlich sei gutes und langes Kauen wichtig, denn der Verdauungsprozess beginne tatsächlich bereits im Mund, wenn die Speise durch die Speicheldrüsen zersetzt werde.
„Das ist insgesamt ein komplexer Prozess. Der Verdauungstrakt ist sechseinhalb Meter lang, und auf dieser Strecke passiert unglaublich viel“, sagt der Mediziner. „Was unten rauskommt, hat mit dem, was oben reingegangen ist, nicht mehr im Entferntesten zu tun.“
Krankenhaus Hamburg: Spaziergang oder Schlaf helfen nach schwerem Essen
Sollte man an den Weihnachtstagen zu viel gegessen haben, so helfe ein Spaziergang, vielleicht auch ein Schläfchen. „Wir wissen aber natürlich auch, dass fettreiche Mahlzeiten Koliken auslösen oder auch eine Reizung oder Entzündung der Bauchspeicheldrüse auslösen können“, warnt der Chefarzt.
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Die Schmerzen seien dann allerdings extrem. „Glauben Sie mir, Sie erkennen schnell, ob es sich um einen Blähbauch handelt oder um etwas anderes.“ Heftige, wellenartig auftretende Bauchschmerzen könnten beispielsweise auf Gallensteine deuten, die im Gallengang oder in der Gallenblase quer sitzen. „Damit müssen Sie umgehend zum Arzt.“
Hamburger Chefarzt: Magentumore lassen sich oft mit Medikamenten behandeln
Überhaupt beschäftigt sich der Gastroenterologe im klinischen Alltag vor allem mit Patienten, die unter Gallensteinen leiden, Probleme beim Schlucken haben oder bei denen ein Tumor im Magen-Darm-Trakt diagnostiziert wurde.
Für das neue Jahr wünscht sich Professor Pohl, dass er in seiner Abteilung noch mehr in Aus- und Weiterbildung investieren kann. „In der Forschung tut sich auch so viel. Wir sehen jetzt schon, dass oft gar keine Operation von außen mehr nötig ist, sondern dass wir Tumore von innen mit dem Endoskop entfernen oder auch mit Medikamenten in Schach halten können.“