Hamburg. Nach dem tragischen Tod des 15 Jahre alten Radfahrers gibt es neue Erkenntnisse. Schilder am Parkplatz werden Fall für Juristen.
Nach dem tragischen Tod des 15 Jahre alten Radfahrers, der am Dienstag im Stadtteil Groß Flottbek von einem Laster erfasst und überrollt wurde, steht fest, dass das Unfallfahrzeug nicht mit einem Abbiegeassistenten ausgerüstet war. Diese Geräte, die seit Mitte 2022 in neu entwickelte Busse und Lastwagen serienmäßig eingebaut sind, sollen den Fahrer in einer Situation wie in Flottbek warnen und derartige Abbiegeunfälle zu vermeiden helfen.
Der Jugendliche war mit seinem Fahrrad erfasst worden, als der Lastwagenfahrer (67) mit seinem schweren Fahrzeug nach rechts auf den großen Parkplatz an einem Supermarkt an der Osdorfer Landstraße einbog.
Tödlicher Unfall Osdorfer Landstraße – Lkw hatte keinen Abbiegeassistenten
Der Tod des 15-Jährigen hat viele Menschen bestürzt. An der Unfallstelle legten trauernde Menschen Blumen nieder oder stellten Kerzen auf. Die Schüler an dem Gymnasium, auf das der 15-Jährige ging, werden psychologisch betreut. „Wir haben ein Kriseninterventionsteam entsandt, um die Aufarbeitung an der Schule zu unterstützen“, so ein Sprecher der Schulbehörde.
Wie am Donnerstag bekannt wurde, sind Schilder an der Zufahrt zum Parkplatz des Discounters, die eine Geschwindigkeitsbegrenzung vorschreiben und die Einfahrt für Lastwagen über 3,5 Tonnen untersagen, nicht von den Behörden, sondern privat aufgestellt worden. Damit geht es hier nicht um die Straßenverkehrsordnung, sondern um das Hausrecht. Welchen Einfluss das auf das anstehende Verfahren gegen den Fahrer wegen fahrlässiger Tötung haben wird, müssen Juristen klären.
Auch ob ein nachträglich eingebauter Abbiegeassistent den Unfall verhindert hätte, ist fraglich. „In der Theorie sind solche Systeme sinnvoll. Wir haben aber feststellen müssen, dass viele dieser Nachrüstsätze nicht funktionieren. Von den neun Abbiegeassistenten, die wir getestet haben, sind vier durchgefallen“, sagt Christian Hieff vom ADAC Hansa. „Das waren keine No-Name-Geräte, sondern auch Produkte namhafter Hersteller.“
Tödlicher Unfall: Ergebnisse der Rekonstruktion liegen noch nicht vor
Abbiegeassistenten können, wenn sie richtig funktionieren, eine Unterstützung für den Fahrer sein. Seine Aufmerksamkeit ersetzen sie nicht.
Noch nicht bekannt ist, welche Erkenntnisse durch die Rekonstruktion des tödlichen Verkehrsunfalls gewonnen wurden. Am Mittwoch hatte ein Sachverständiger der Dekra zusammen mit Experten der Polizei noch einmal die Situation an der Unfallstelle mit dem Unfallfahrzeug und dem beschädigten Fahrrad des 15-Jährigen nachgestellt. Die Erkenntnisse sollen in die Unfallforschung einfließen. Vor allem soll geklärt werden, ob und wie der Fahrer den Radfahrer wahrgenommen haben kann.
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Tödlicher Unfall: Polizei sicherte Spuren an der Osdorfer Landstraße
Bereits unmittelbar nach dem tödlichen Unfall am Dienstag hatten Beamte des Verkehrsunfalldienstes der Polizei die Spurensicherung und Zeugenvernehmungen durchgeführt. Im Rahmen der Ermittlungen war die Unglücksstelle von der Kriminaltechnik mit einem 3D-Scanner erfasst worden, der jedes Details abbilden kann. Aus dem Polizeihubschrauber „Libelle“ wurden Luftfotos gefertigt.
Bereits am Dienstag war ein Kriseninterventionsteam direkt am Unfallort im Einsatz. In dem Fall waren es Helfer vom DRK. Sie betreuten geschockte Zeugen, aber auch Einsatzkräfte, die der Unfall psychisch belastete, sowie die Mutter des getöteten Jugendlichen, die zur Unfallstelle gekommen war.