Hamburg. Musicaldarstellerin Kati Schubert, die „Barbie von Blankenese“, zieht es auf die große Bühne – aber auch in soziale Brennpunkte.
Seit Freitag hat für Katrin „Kati“ Schubert wieder der Ernst des Lebens begonnen. Die Proben für das Stück „Das tapfere Schneiderlein“ haben im Hoftheater Ottensen begonnen. Am kommenden Freitag (1. September) ist Premiere.
„Ich spiele die Prinzessin. So langsam, aber sicher steigt das Kribbeln. Es ist das erste dauerhafte Engagement in Hamburg, sonst bin ich immer viel auf Tournee“, sagt die 33 Jahre alte Musicaldarstellerin, die 2017 durch einen Auftritt fernab der „Bretter, die die Welt bedeuten“, Bekanntschaft erlangte. Schubert wurde zur 1. Hamburger Bierkönigin gewählt. „Musicalbusiness und Bierkönigin – da prallen wirklich zwei Welten aufeinander, aber Bier und Tanz verbindet Menschen – von daher passt das doch gut zusammen“, scherzt die Wahl-Hamburgerin.
Musical Hamburg: Darstellerin Schubert war Hamburgs erste Bierkönigin
Die aus Neuenkirchen im Münsterland stammende Blondine wäre selbst nie auf die Idee gekommen, an einer solchen Wahl teilzunehmen. Ihr guter Freund, der Hamburger Promi-Gastronom Mike Washington, hat sie heimlich, still und leise angemeldet.
„Irgendwann klingelte das Telefon und man sagte mir, dass ich im Finale sei. Ich dachte, das wäre ein Telefonscherz gewesen und jemand will mich veräppeln. Dann dachte ich mir aber: Wenn ich schon im Finale stehe, dann will ich auch gewinnen. Also habe ich mir Bücher über Bier bestellt, gelernt und am Ende den Titel geholt“, sagt Schubert.
Kati Schubert: „Ich bin die Barbie von Blankenese“
Sorgen, dass diese ungewöhnliche Auszeichnung womöglich Nachteile für ihre Musical-Karriere haben könnte, hatte sie nicht. „Auch wenn das Musical-Business eher elitär ist, kamen nie irgendwelche blöden Sprüche. Der Titel der Bierkönigin hat mir eher Türen geöffnet. Ich habe viele spannende Menschen kennengelernt, man lernt den souveränen Umgang mit wichtigen Persönlichkeiten. Meiner Karriere hat das definitiv keinen Abbruch getan. Der Titel ist ein Teil von mir – und Authentizität ist mir extrem wichtig“, so Schubert.
Und die Musicaldarstellerin fällt auf. Pinkes Auto, pinkes Outfit und immer dabei: Pomchi-Hündin „Rosalie“ – stilecht im rosa Tutu. Wo Schubert langgeht, werden die Handys für Fotos gezückt. „Ich bin die Barbie von Blankenese“, nimmt sich die 33-Jährige selbst auf die Schippe. Doch hinter all dem Rosa steckt eine ehrgeizige Musicaldarstellerin.
Schubert machte auf bekannter Tanzschule in London ihren Master
Bereits mit drei Jahren begann sie mit dem Tanzen. Schon damals sagte sie zu ihren Eltern, dass sie Ballerina werden will. „Meine Eltern dachten sich nichts dabei, schließlich will das ja jedes kleine Mädchen werden. Als ich das mit 15 oder 16 immer noch gesagt habe, wussten sie, dass ich es ernst meine“, erinnert sich Schubert, die aus einer konservativen Familie stammt.
Nach dem Abitur forcierte sie ihren Plan, die Bühnen der Welt zu erobern. „Ich hatte auch einen Plan B, für den Fall, dass es mit der Musical-Karriere nicht geklappt hätte. Ich hätte Jura studiert“, sagt Schubert. „Ich wusste aber, dass ich keinen Plan B brauche, weil ich sicher war, dass Plan A klappen wird.“
In Hamburg studierte sie Gesang, Tanz und Schauspiel. Während der Corona-Pandemie machte sie an der weltbekannten Royal Academy of Dance ihren Master-Abschluss – mit Auszeichnung. Am legendären Broadway in New York durfte sie an einer Tanzfortbildung teilnehmen. „Die Zeit am Broadway Dance Center war ein tolles Erlebnis. Meine Schwester hat zu der Zeit in New York gewohnt. Es war eine unglaublich spannende und lehrreiche Zeit in einer coolen Stadt“, sagt Schubert.
Hamburger Musicaldarstellerin – prominenteste Rolle beim Phantom der Oper
Ihre harte Arbeit zahlte sich aus. Ihre bis dato prominenteste Rolle hatte sie beim „Phantom der Oper“. Schubert war zunächst als Tänzerin, später als Solo-Ballerina aktiv. Im vergangenen Winter war sie als Kapitänin des Dance-Teams beim Kult-Musical für Choreographien und Proben zuständig. „Ich habe meine Berufung gefunden. Natürlich bin ich stolz auf das, was ich bisher geleistet habe. Aber es gibt noch so viel mehr, das ich erreichen möchte. Ich bin für jede Herausforderung offen. Das war ich schon immer.“
In der Tat gibt es fast nichts, was sie noch nicht ausprobiert hat. An der Seite des Hamburger Zauberkünstlers „Imad“ reiste sie als Assistentin und Tänzerin durch die Welt. Sie trat im slowenischen Ljubljana vor 10.000 Menschen auf, schwebte dabei über die Bühne. Auch in Marrakesch, auf den Malediven und in Kuwait City war sie Teil einer Magier-Show. „Das waren schon krasse Einblicke, die ich gewinnen konnte. Man taucht in Welten ein, die man sonst nur aus dem Fernsehen kennt. Die Reisen waren anstrengend, haben aber auch total Spaß gebracht“, sagt Schubert.
Im ZDF-Film „Nur eine Nacht“ mit Yvonne Catterfeld und bei der beliebten Vorabendserie „Notruf Hafenkante“ sammelte Schubert erste TV-Erfahrungen.
Musicaldarstellerin Kati Schubert lebt in der Nähe des Elbstrands
All ihre Jobs organisiert sich Schubert, die in Blankenese unweit des Elbstrands lebt, selbst. Während in England gefühlt jede Backgroundtänzerin einen Agenten hat, vermarkten sich die meisten Musical-Tänzerinnen in Deutschland selbst. „Natürlich habe ich schon einmal darüber nachgedacht, mir einen Manager zu nehmen. Aber es ist gar nicht so leicht, jemanden zu finden, der das Business kennt, dem man vertraut – und der nicht seine Interessen über meine stellt“, so Schubert.
Castingtermine bekommt sie auf Empfehlung oder ganz klassisch über die Online-Bewerbung auf Internetportalen. „Gerade als ich jünger war, musste ich lernen, damit umzugehen, wenn Castings mal keine Rolle abgeworfen haben. Dabei ist es ganz normal, dass man nicht jede Rolle haben kann“, sagt Schubert.
Musicaldarstellerin Kati Schubert kritisiert Bezahlung in der Branche
Die Musicalbranche liebt Schubert, unkritisch sieht sie die Entwicklungen dort aber nicht. Vor allem das Thema Bezahlung und menschlicher Umgang bei Castings würde sie ändern, wenn sie könnte. „Ich handele meine Gagen oft selbst aus. Kleine Produktionen zahlen häufig besser als die großen. Ich habe auch Jobs nur wegen des Geldes gemacht, aber insgesamt könnte es da fairer zugehen. Geld sollte nicht der Hauptantrieb in dieser Branche sein“, erklärt Schubert, die auch keinen Hehl daraus macht, Sexismus erlebt zu haben.
„Ich war Anfang 20, als ich professionell begonnen habe, zu tanzen. Da gab es Sprüche, die man dann einfach hingenommen hat. Mittlerweile gibt es dann von mir einen dummen Spruch zurück – aber ich erlebe das Gott sei Dank immer seltener“, sagt Schubert.
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Um Ablenkung von der harten, oft oberflächlichen Musicalwelt zu bekommen, engagiert sich die Musicaldarstellerin für Menschen, denen es nicht gut geht. Regelmäßig besucht sie das Kinder-Hospiz Sternenbrücke. „Diese Momente holen einen zurück in die Realität. Es gibt mir wahnsinnig viel, wenn ich als Arielle, die Meerjungfrau, zu den Kindern gehe und ein Lächeln zurückbekomme“, so Schubert, die nebenbei auch noch die Geburtstagsparty-Agentur „Traumprinzessin“ betreibt. Dort können Kinder alle möglichen Prinzessinnen buchen, inklusive Gesangseinlage und Kinderschminken.
Schubert übt in sozialen Brennpunkten Stücke mit Schülern ein
Ihr Herz für Kinder zeigt die Wahl-Hamburgerin auch in sozialen Brennpunkten in der Hansestadt. In Zusammenarbeit mit der Stahlberg-Stiftung studiert sie mit Schülerinnen und Schülern, die aus sozialen oder finanziellen Gründen keinen Zugang zum Tanz haben, innerhalb von fünf Tagen ein Musical ein. Unter anderem war sie an integrativen Gesamtschulen und Stadtteilschulen in Wilhelmsburg und Billstedt unterwegs.
„Es wird total gut angenommen. Die Schülerinnen und Schüler lernen Zusammenhalt, betätigen sich körperlich und sehen, dass man gemeinsam so viel erreichen kann“, sagt Schubert. Ihr großer Plan für das Leben nach der Karriere? „Ich möchte eine Musical- und Tanzschule in Hamburg eröffnen und meine Erfahrung und mein Wissen an den Nachwuchs weitergeben“, so die Musicaldarstellerin.
Doch erst einmal steht ihr „Heimspiel“ bei „Das tapfere Schneiderlein“ im Hoftheater in Ottensen auf dem Programm. „Ein bisschen Lampenfieber habe ich schon – aber wenn das Kribbeln nicht da wäre, kann es nicht gut werden.“