Hamburg. Das Bezirksamt Hamburg-Altona liefert für die Fehler eine Erklärung. Im Stadtteil ist man derlei Kummer gewöhnt.
Nein, wir werden jetzt nicht der Versuchung erliegen, andere mit Häme und Spott zu übergießen. Wie oft haben wir uns selbst schon über Fehler geärgert? Peinliche Fehler. Ärgerliche Fehler. Unerklärliche Fehler.
Früher trösteten wir uns damit, dass das entsprechende Stück Zeitung schon am nächsten Tag seinen Schrecken verlieren und als Einwickelpapier am Fischmarkt eine tadellose Zweitnutzung erfahren würde. Im Online-Zeitalter genügte sogar ein Mausklick, und die Schmach war vergessen – wenn sie nicht vorher von schadenfreudigen Menschen in die Umlaufbahn der sozialen Hetzwerke befördert wurde.
„Nienstädten“: Pannenschild sorgt in Hamburg-Nienstedten für Verwunderung
Aber was macht man mit einem Schild? Es lässt sich nicht einfach zusammenknüllen und schon gar nicht löschen. Es steht da, breit und deutlich, soll ja gelesen werden. Und viele haben es gelesen am vergangenen Wochenende beim Nienstädtener Jahrmarkt. Ä, was?
Tatsächlich: Da war der stolze Hamburger Stadtteil Nienstedten doch tatsächlich falsch geschrieben. Und darunter noch der Hinweis: „schritt fahren“ mit kleinem s. Kleine Fehler, große – ja, was eigentlich? Verwunderung? Verärgerung? Belustigung?
Wohl von allem etwas. „Irgendein verschnarchter Mensch in der Stadtverwaltung war wohl des Lesens nicht kundig“, mutmaßt Jürgen Pfuhl vom Bürger- und Heimatverein Nienstedten: „Entweder wurde der Auftrag an den Schilderhersteller falsch aufgegeben, oder bei der Eingangskontrolle wurde gepennt.“
Pannenschild: Bezirksamt Altona liefert Erklärung
Das zuständige Bezirksamt Altona kann aufklären. Man habe einen Dienstleister mit der Verkehrszeichensetzung beauftragt. „Ohne vorherige inhaltliche Freigabe hat dieser die erforderlichen Schilder aufgestellt, eben auch zwei der abgebildeten. Gern hätten wir im Bezirksamt im Vorwege Korrektur gelesen und klargestellt, dass es sich nicht um einen Jahrmarkt in Nienstädten handelt – und dort Schritt(tempo) gefahren werden soll“, sagte Pressesprecher Mike Schlink.
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In Nienstedten ist man Kummer mit Pannenschildern gewohnt. Als 2021 die Georg-Bonne- in Sophie-Rahel-Jansen-Straße umbenannt wurde, hieß es auf einem Erklärschild, die neue Namensgeberin sei eine „Pionieren“ des Armenwesens gewesen. Der Fehler war auch in diesem Frühjahr noch nicht verbessert, wie Jansens Urenkel Marcus Boehlich dem Abendblatt klagte.
„Nienstädten“: Schreibweise gar nicht so weit hergeholt
Was im aktuellen Fall trösten mag: So weit hergeholt ist „Nienstädten“ gar nicht. In alten Dokumenten und auf Zeichnungen aus dem 19. Jahrhundert ist die Schreibweise für Nienstedten noch zu lesen. In „Pierer’s Universal-Lexikon“ von 1860 etwa findet sich unter „Nienstädten“ der Eintrag: „Dorf an der Elbe, westlich von Altona (Holstein), Schiffswerfte.“
Bis zum nächsten Volksfest in Nienstedten sollte in jedem Fall genug Zeit sein, den Fehler zu korrigieren. Aber Jürgen Pfuhl hat eine böse Vorahnung: „Wir fürchten schon, dass wir unseren Ort umbenennen müssen, da sicher bis zum nächsten Jahrmarkt im Herbst kein Geld für neue Schilder vorhanden sein wird.“