Hamburg. Stadtplanung, Verkehr, Umwelt, Soziales: Was sich 2021 in Hamburgs Bezirken ändert – die große Abendblatt-Serie, Teil 2.

Der Bezirk Wandsbek ist mit 424.000 Einwohnern der größte in Hamburg. Er wird von einer rot-grünen Koalition regiert und hat ein „Identitätsproblem“: Die einen halten die grünen Walddörfer für prägend, andere die citynahen Stadtteile Eilbek, Wandsbek und Marienthal. Die geografische Mitte, zu der unter anderem das aufstrebende Bramfeld gehört, haben viele kaum auf dem Zettel. Gleiches gilt für die ärmeren Stadtteile Steilshoop und Jenfeld, wobei vor allem Jenfeld in der Öffentlichkeit seit Langem kaum wahrgenommen wird. Entsprechend vielschichtig sind die Projekte:

Stadtplanung

1 Verwaltungsneubau Wandsbeker Zollinsel: Für die Planung des Gebäudes an Rüterstraße und Wandsbeker Zollstraße steht im Frühjahr die Bürgerbeteiligung an. Das Bebauungsplanverfahren für die neue Heimat der Fachämter Eingliederungshilfe und Grundsicherung Soziales ist eingeleitet.

2 Das Rahmenprogramm Integrierte Stadtteilentwicklung (RISE) wird in Steilshoop Ende 2021 beendet. Seit 2008 wurden hier der neue Quartiersplatz und der Campus gebaut. In der letzten Phase bis Ende 2021 soll das Wohnumfeld aufgewertet und im Bereich der aufgegebenen Schulgebäude am See nachverdichtet werden. Dafür hat der Senat der Saga drei ehemalige Schulflächen für den Bau von 400 modellhaften „Acht-Euro-Wohnungen“ gegeben. Trotz massiver Proteste werden die intakten Schulgebäude samt der von den Vereinen begehrten Sporthalle noch 2021 abgerissen. Der Neubau startet voraussichtlich nicht vor 2024. Die Bürgerinitiative „Nicht mehr vom Gleichen“ macht sich für kleinteiliges Bauen und Kontrapunkte zur eher schlichten Zweckarchitektur im Stadtteil stark. Für das erste Quartal 2021 wird eine Öffentlichkeitsbeteiligung angestrebt.

3 Aus dem Stadtteilbüro am Hegeneck 7 heraus entwickeln die Projektentwickler das RISE-Gebiet („Rahmenprogramm Integrierte Stadtteilentwicklung“) Rahlstedt-Ost weiter. Der umgestaltete Grünzug südlich der Kielkoppelstraße soll am 8. Mai zum „Tag der Städte-
bauförderung“ offiziell eingeweiht werden. Die Erneuerung des nördlich der Kielkoppelstraße anschließenden Grünzuges soll im Frühjahr beginnen. Weitere Verbesserungen des Wohnumfelds und Spielplatzneugestaltungen sind geplant.

4 Der Senat will das Jenfelder Zentrum bis Ende 2026 mit RISE-Mitteln entwickeln und als Versorgungszentrum stärken. 2021 soll die „steg Hamburg mbH“ das Konzept fertigstellen. Der Jenfelder Moorpark wird als öffentlich zugängliche Parkanlage gestaltet, außerdem werden die wichtigen Grünachsen mit den Quartieren und den kleineren Grünverbindungen verknüpft und ausgebaut.

Die Seniorenwohnanlage
Hospital zum Heiligen Geist
wird schrittweise saniert.
Die Seniorenwohnanlage Hospital zum Heiligen Geist wird schrittweise saniert. © Laible

5 Für die ewige Baustelle Jenfelder Au liegen laut Amt jetzt „für die meisten Grundstücke Baugenehmigungen vor“. Der Endausbau der Straßen soll „vo-
raussichtlich“ noch 2021 beginnen. Der zentrale Platz im Quartier, der Gyula-Trebitsch-Platz, soll im Frühjahr hergestellt werden, die Spielplätze ab Frühjahr mit Bürgerbeteiligung geplant und die Arbeiten für den Kaskadenpark in der zweiten Jahreshälfte 2021 ausgeschrieben werden, damit sie 2022 starten können.

6 Am Alstertal-Einkaufzentrum (AEZ) soll das alte Ortsamt am Wentzelplatz 136 Wohnungen und einem neuen Ortsamt weichen. Das Bebauungsplanverfahren soll 2021 abgeschlossen werden.

7 Die Seniorenwohnanlage des „Hospital zum Heiligen Geist“ an der Alten Landstraße wird schrittweise saniert. Ein erster Neubau wurde 2020 begonnen, weitere werden über einen Zeitraum von insgesamt 15 Jahren folgen. Das Bebauungsplanverfahren läuft.

8 Am Volksdorfer Buchenkamp wird der Bebauungsplan für das Flüchtlingsheim und die Flächen des ehemaligen Ferckschen Hofes im ersten Quartal fertig. Die geplanten rund etwa 90 Wohneinheiten könnten dann genehmigt werden. Damit verbunden ist die landschaftliche und naturschutzfachliche Aufwertung der östlich an den Wohnungsbau angrenzenden Landschaftsteile rund um den Weg Tonradsmoor sowie die Entwicklung eines über das Plangebiet hinaus wirkenden Biotopverbundes.

9 Das Freibad am Rahlstedter Wiesenredder soll aufgegeben und bebaut werden. Südlich der in diesem Bereich heute noch verrohrt verlaufenden Stellau soll ein Wohnquartier mit 130 bis 150 Wohneinheiten in dreigeschossigen Häusern entstehen. Noch 2021 wird der vorhabenbezogene Bebauungsplan entwickelt, sobald die Flächen an einen neuen Vorhabenträger übergegangen sind. In einem Beteiligungsworkshop soll die Öffentlichkeit an der Gestaltung der Spiel- und Grün-
flächen entlang der renaturierten Stellau mitwirken.

10 Das Berufsförderungswerk (BFW) muss seine Angebote künftig in einem Gebäude auf dem Gelände an der August-Krogmann-Straße konzentrieren. Die frei werdenden Flächen bieten sich für Wohnungsbau an. 2021 sollen in einem konkurrierenden städtebaulich-freiraumplanerischen Verfahren Vorschläge für die Neuentwicklung des Geländes entwickelt werden. Eine Jury kürt dann den geeignetsten Entwurf zur Grundlage für einen neuen Bebauungsplan.

11 Im Bereich des Pflegeheimes Farmsen, August-Krogmann-Straße 100, laufen die Tiefbau- und Erschließungsmaßnahmen, die ersten „SAGA-Systemhäuser“ werden errichtet.

12 Am Moosrosenweg und der Bramfelder Spitze werden auf sieben Hektar insgesamt etwa 1000 Wohnungen, zwei Kitas, Büros und Läden gebaut. Die Bramfelder Spitze mit dem Ankermieter „Akquinet“ ist in Bau, die Bebauungsplanverfahren Bramfeld 71 (Moosrosenweg Süd) und Bramfeld 72 (Moosrosenweg Nord) werden weiter vorangetrieben. Die Entwicklung am Moosrosenweg ist ein Baustein zur Magistralenentwicklung.

13 Im Zentrum von Bramfeld wird der letzte Teilabschnitt der Dorfpassage ergänzt und die Planung für die Endhaltestelle der neuen U 5 am Bramfelder Dorfplatz erarbeitet. Im Zuge des Haltestellenbaus wird in den kommenden Jahren auch der Bramfelder Dorfplatz selbst umgestaltet.

Der Volksdorfer Markt läuft weiter, während das Koralle-Kino saniert wird.
Der Volksdorfer Markt läuft weiter, während das Koralle-Kino saniert wird. © Marcelo Hernandez

Verkehr

14 Der Saseler Markt soll gemäß der Planung „Saseler Konsens“ 2021 umgebaut werden. 2,7 Millionen Euro stehen dafür zur Verfügung. Erste Baumfällungen haben begonnen, es folgen Leitungsarbeiten entlang der Stichstraße Saseler Markt. Parallel dazu werden Ausschreibungsunterlagen mit konkreten Bauabläufen und Terminen unter Berücksichtigung der Belange des Wochenmarktes und der anliegenden Gewerbetreibenden erarbeitet. Der Wochenmarkt soll während des Umbaus weiter gehen.

15 Der Volksdorfer Markt vor dem Koralle-Kino wird derzeit für 3,5 Millionen Euro grundsaniert und neu gepflastert. Der Wochenmarkt läuft weiter und bekommt eine zeitgemäße Elektrik und Frischwasserversorgung. Der markante Baum mit dem eingefassten Stammbereich auf der Platzfläche erhält ein großzügigeres Hochbeet. Die Baumreihe vor der Koralle wird ebenfalls durch ein Hochbeet eingefasst. Im März soll alles fertig sein.

16 Im Sommer 2021 soll der Volksdorfer Ortskern für acht Wochen versuchsweise „autoarm“ werden. Zu Lasten der Autofahrer soll für Fußgänger und Radfahrer mehr Platz entstehen, indem der Parksuchverkehr aus dem Ortskern verbannt wird. Das Konzept soll unter intensiver Beteiligung Betroffener erarbeitet werden. Im Anschluss wird bilanziert und entschieden, ob bzw. wie dauerhafte Veränderungen vorgenommen werden.

17 Die Bauarbeiten für die Neu- und Umgestaltung der Veloroute 6 im Eulenkamp von Friedrich-Ebert-Damm bis Alter Teichweg haben im August begonnen. Fahrbahn und Nebenflächen werden neugestaltet und die Radverkehrsführung optimiert. Beidseitig werden Radverkehrsstreifen eingerichtet, Gehwege neu hergestellt und die Parkplätze zu Längsparkstreifen umgestaltet. Auch Straßenentwässerung und Fahrbahn werden erneuert. Noch im Januar soll alles fertig sein.

18 Die Haldesdorfer Straße wird zwischen Steilshoo-
per Allee und Lesserstraße auf rund 1,5 Kilometern Länge umgebaut. Die Radwege kommen auf die Straße, es werden vier neue Haltestellen für Busse und eine zusätzliche Ampel gebaut sowie die Parkplätze neu geordnet. Dafür fallen 137 Bäume, die 118 Neupflanzungen ersetzen sollen. Der Bau soll im dritten Quartal 2021 starten.

Umwelt

19 Südlich und östlich des Gewerbegebiets Victoriapark wird länderübergreifend mit dem Kreis Stormarn ein umfassender Landschaftsaufbau unter dem Titel „Große Heide“ umgesetzt. Dafür wird die Landschaft für die Naherholung und den Biotopverbund sukzessive aufgewertet. 2021 sollen die „Wegeverbindung Kösterrodenweg bis Höltigbaum“ und das „NSG Stapelfelder Moor“ fertig werden.

20 Der Eichtalpark ist in das Bundesförderprogramm „Maßnahmen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels“ aufgenommen worden: Der Bund hat 3,35 Millionen Euro für das Gesamtprojekt bewilligt. Im ersten Schritt wird ein Bürgerbeteiligungsformat entwickelt.

Das Försterhaus soll zusammen
mit dem BraKuLA (Bramfelder
Kulturladen) die neue „Bramfelder
Kulturinsel“ bilden.
Das Försterhaus soll zusammen mit dem BraKuLA (Bramfelder Kulturladen) die neue „Bramfelder Kulturinsel“ bilden. © Laible

Soziales

21 Kulturinsel und Försterhaus Bramfeld: Das etwa 1890 erbaute Försterhaus soll zusammen mit dem bereits bestehenden BraKuLA (Bramfelder Kulturladen) die neue „Bramfelder Kulturinsel“ bilden und die neuen Impulse durch die Zuzüge am Dorfgraben und in der Dorfpassage verstärken. Im Februar soll der Bau beginnen. Einziehen soll unter anderem das Stadtteilarchiv. Für die übrigen Räume werden noch Mieter gesucht.

22 Das Haus der Jugend Tegelsbarg soll durch Umbauten und einen Anbau zu einem sozialen Zentrum erweitert werden. Der Entwurf liegt vor. Herzstücke des Neubaus sind ein Stadtteilraum und ein Jugendbereich mit Musikproberaum. 2021 soll der Neubau beginnen und in zwölf Monaten fertig sein. Parallel wird das Außengelände neu gemacht und die große Grünanlage Tegelsbarg über mehrere Bauabschnitte neu geordnet.

23 Das Begegnungshaus Ohlendiekshöhe ist fertig und wird nach einer coronabedingten Verschiebung noch 2021 eingeweiht. Das Poppenbütteler Vorzeigeprojekt zur Integration von Geflüchteten hatten die Neu-Hamburger zusammen mit Studierenden, Gewerbeschülern und Nachbarn bei sogenannten „Summer Schools“ mitgebaut.

24 Im neuen RISE-Gebiet Tegelsbarg/Müssenredder soll von Frühjahr 2021 bis 2027 ein „Gebietsentwickler“ mit Anwohnern Maßnahmen zur Verbesserung des Quartiers und seiner Landschaftsbezüge entwickeln. Hintergrund ist auch hier die Ansiedlung von Flüchtlingen. 2021 startet eine Bürgerbeteiligung zur Aufwertung der Parkanlage.

25 Für die vier Farmsener „Sport“-Projekte Neubau des Vereinshauses des Farmsener TV, den Ausbau und die Sanierung der Umkleiden des Lehrschwimmbeckens am Bramfelder Weg, den Ersatzbau des Lehrschwimmbeckens im Berufsförderungswerk auf benachbartem Grundstück sowie die Sanierung des Sportplatzes am Berner Heerweg zeichnen sich für 2021 erste sichtbare Veränderungen ab. Für alle Projekte hat der Bund 2020 einen Zuwendungsbescheid erteilt, noch im Jahr 2021 sollen erste bauliche Maßnahmen erfolgen.

26 Auch 2021 richtet der Pflegekinderdienst Wandsbek sein Hauptaugenmerk auf den Ausbau und die Werbung neuer Pflegeeltern. Es geht um Dauerpflegestellen, in denen Kinder bis zum 21. Lebensjahr groß werden können, und vor allem um Bereitschaftspflegestellen. Das sind Pflegestellen, die ein Kind aufnehmen, wenn seine Eltern plötzlich ausfallen. Hierfür wurde im Bezirk eine 20-Stunden-Stelle geschaffen, die Familien akquirieren und begleiten soll.

27 Das Bezirksamt hat in enger Zusammenarbeit mit dem Seniorenbeirat Wandsbek den Wegweiser „Älter werden und aktiv bleiben im Bezirk Wandsbek“ aktualisiert. Er liegt in den Kundenzentren und Sozialen Dienstleistungszentren aus und ist online unter www.hamburg.de/wandsbek/seniorenwegweiser/ verfügbar.

28 Die Pläne zur Modernisierung des Rahlstedter Jugendzentrums Startloch sollen gleich zu Beginn des Jahres durch ein Architekturbüro erstellt werden. Grundlage ist die Jugendbeteiligung vom Sommer 2020. Der Bau soll noch 2021 beginnen.