Hamburg. Überraschende Einblicke in eines der größten Fundbüros Deutschlands mit Bezirkssenatorin Katharina Fegebank.

Als Katharina Fegebank (Grüne) bei ihrem Besuch des Zentralen Fundbüros in Altona mehrere Gebisse und sogar zwei Grabsteine sah, sagte sie: „Das ist ja echt der Hammer. Was die Menschen so alles verlieren!“ Daneben lag die Nachbildung eines Morgensterns, der berüchtigten mittelalterlichen Schlagwaffe, die als Weiterentwicklung der Keule zu Spaßzwecken auf dem Hamburger Dom zum Einsatz gekommen sein könnte. Für ein Foto nahm Hamburgs Zweite Bürgermeisterin und Bezirkssenatorin den Plastik-Morgenstern in die Hand. So viel Humor muss schon sein, wenn es darum geht, alle Stadtbezirke und ihre Skurrilitäten näher kennenzulernen.

Das war auch das Motiv der Tour durch Altona mit einem Abstecher ins Zentrale Fundbüro mit Sitz in der Bahrenfelder Straße. Katharina Fegebank wurde dabei, Masken tragend, von Altonas Bezirksamtsleiterin Stefanie von Berg (Grüne) und Staatsrat Alexander von Vogel begleitet. Das Fundbüro zählt zu den größten in Deutschland und bietet den temporären Aufenthaltsort für rund 45.000 bis 50.000 Fundsachen. Aufgrund der Corona-Pandemie wird die Zahl der Fundstücke in diesem Jahr jedoch um gut die Hälfte sinken.

Täglich gehen in Hamburg unzählige Gegenstände verloren

Täglich gehen in ganz Hamburg unzählige Gegenstände verloren: Rund 130 Fundsachen werden jeden Tag hier abgegeben. Pro Jahr kommen auf diese Weise 46.500 Fundstücke zusammen. Im vergangenen Jahr haben die Bürger der Hansestadt am häufigsten ihre Ausweisdokumente (12.400 Fundsachen), ihre Schlüssel (5500) und ihre Mobiltelefone (3.800) verloren. Alles, was im Fundbüro liegenbleibt, wird am Ende versteigert. Bei 19 Auktionen wurden im Jahr 2019 rund 186.000 Euro Versteigerungserlöse erzielt.

Der erste Raum, den die Delegation besuchte, war R.1.20. Dort werden die Fundstücke registriert. Ein Mitarbeiter begutachtete gerade ein Mobiltelefon mit einer Lupe und tippte die wesentlichen Daten in den Computer ein. Während an der Wand ein Schild mit der Aufschrift „Jeder gesunde Betrieb kann einen Faulen verkraften“ hängt, wacht oben auf einem Schrank ein ausgestopfter Vogel. „Auch er ist ein Fundstück“, sagte Richard Emmel, stellvertretender Leiter des Zentralen Fundbüros und erst seit Juni in diesem Amt.

Weitere Neuerung durch Corona

Danach ging es in den Keller, wo derzeit 1400 Fahrräder auf ihren ursprünglichen Besitzer oder später auf ihren Käufer warten. Da steht ein BMX-Rad neben einem Fahrrad der Marke Eigenbau, dessen Sicherheitsanlage ständig piept. Findet sich nach einem halben Jahr kein Besitzer, werden die Fahrräder wie alle anderen Objekte auf einer Versteigerung angeboten. Vor 30 Jahren mussten die Fundbüro-Mitarbeiter die Bikes per Hand in die Höhe halten, was bei einigen zu erheblichen Rückenproblemen geführt habe, sagt Fundbüro-Vize Emmel. Um die körperlichen Belastungen zu reduzieren, wurde später ein Podest bebaut. Danach folgte ein großer Bildschirm, der die Bilder der einzelnen Fahrräder per Kameraaufnahmen zeigte.

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 Mit Corona kam es zu einer weiteren Neuerung: Die Objekte werden seit Mai online versteigert. Bis auf Weiteres werden jeden Tag aufs Neue acht bis zehn Fahrräder aus dem Fundbüro über die Online Plattform „Zoll-Auktion“ (https://www.zoll-auktion.de/auktion/index.
php) versteigert. „Der Interessentenkreis hat sich dadurch schlagartig vergrößert. Wir haben inzwischen sogar Bieter aus Polen“, sagt Richard Emmel. Eines der höchsten Gebote zum Preis von 1400 Euro sei für ein Pedelec erzielt worden. Die Online-Versteigerungen hätten dazu beigetragen, dass sich der Umsatz verdoppelt habe.

Letzte Station auf dem Rundgang: das Raritäten-Kabinett. Neben Gebisssammlung, Prothesenbecher und einer Goethe-Büste lagen auf dem Tisch auch zwei kleinere Grabplatten, darauf der Name Helga. Wie die Exemplare ihre vorerst letzte Ruhe im Fundbüro fanden, ist den Mitarbeitern jedoch nicht bekannt.

Senatorin Katharina Fegebank zeigte sich jedenfalls begeistert von der Arbeit des Fundbüros mit seinen 16 Mitarbeitern. Zwar würden die Menschen immer wieder etwas in öffentlichen Verkehrsmitteln, auf den Straßen oder anderswo verlieren. „Aber wir haben viele ehrliche Menschen in unserer Stadt, die eine Fundsache abgeben.“