Nachdem Fettes Brot im Konflikt um das “Bernie“-Areal für einen Eklat sorgten, legt das Kollektiv nach. Kann ein Schlichter helfen?
Hamburg. Ein geplanter runder Tisch ist vorerst geplatzt und die Stimmung aufgeheizt: Der Konflikt um den Hinterhof an der Bernstorffstraße 117 weitet sich immer mehr zu einem Politikum aus. Nachdem die Hip-Hop-Kombo Fettes Brot für einen Eklat gesorgt hatte, geht das Kollektiv von Künstlern und Handwerkern erneut auf Konfrontationskurs und erhält Unterstützung durch das Bündnis "Recht auf Stadt" – unterdessen läuft die Suche nach einem unabhängigen Schlichter.
Eine entsprechender Vorschlag des Bezirks, einen Meditiator einzuschalten sei von dem Kollektiv wie den neuen Eigentümern des Geländes positiv aufgenommen worden, so ein Sprecher des Bezirks. "Wir stehen gern zur Verfügung, um nach Vorschlägen beider Seiten eine geeignete Person zu finden" Bislang seien dazu aber noch keine konkreten Namen genannt worden.
In dem Konflikt geht es um die Frage, wie der bisherige Charakter auf dem Gelände in Zukunft bewahrt werden soll. Das Kollektiv hat eine Finanzierung auf die Beine gestellt, um das Gelände zurückzukaufen. Die Eigentümer, zwei Unternehmer aus Berlin, lehnen dies jedoch ab und bieten bislang ein dauerhaftes Mietmodell für die Künstler und Handwerker, zu denen neben Fettes Brot auch die Schriftsteller Rocko Schamoni und Heinz Strunk gehören.
Kollektiv wirft den Investoren Profitgier vor
In einer Mitteilung des Kollektiv, die die Band Fettes Brot auf ihrer Facebook-Seite teilte, richten die Nutzer des Hinterhofs deutliche Worte an Stadt und Investor. Als "Kompromissvorschlag" wird dort die bisherige Forderung genannt, dass die Investoren des Kaufangebot in Höhe von sieben Millionen Euro annehmen sollen. Davon würde auch die Stadt profitieren, argumentiert das Kollektiv: "Es findet keine Auseinandersetzung statt. Der Konflikt wird beendet".
Während der Hinterhof für sie "Heimat" bedeute, sei das Gelände für die Investoren "lediglich eine von vielen Gelegenheiten für Rendite". In einer Mitteilung stellt sich das linke Bündnis "Recht auf Stadt" deutlich auf die Seite des Kollektivs. "Die Bernie steht symbolhaft für eine Auseinandersetzung, die an vielen Stellen in der Stadt geführt wird. Es geht um die Frage: Soll die Stadt Investor_innen gehören, deren Interesse ist, mit Grundstücken und Gebäuden Rendite zu erwirtschaften? Oder wollen wir als Bewohner_innen die Stadt nach unseren Bedürfnissen gestalten?", heißt es darin.
Eigentümer sprechen von haltlosen Vorwürfen
Eigentlich hätte am heutigen Mittwoch ein Gespräch beider Seiten bei der Altonaer Bezirksamtsleiterin Liane Melzer stattfinden sollten - das Kollektiv hatte zu diesem Anlass jedoch auch zu einer Demonstration aufgerufen - unter anderem mit einer Choreografie beim vergangenen Heimspiel des FC St. Pauli und Flugblättern und über die Facebook-Seite von Fettes Brot. Daraufhin sagte der Bezirk das Treffen ab.
Wie aus dem Umfeld der Eigentümer heißt, wurde der Demoaufruf vor den Verhandlungen als "grober Bruch der Spielregeln" gesehen. Das Angebot für langfristige Mietverträge, dass den Künstlern und Handwerken gemacht habe, sei bereits ein weites Entgegenkommen – die Durchschnittsmiete würde demnach an dem Hinterhof 7,47 Euro betragen. Das Angebot zum Rückkauf lehnen die Eigentümer dagegen bislang ab, obwohl es rund eine Million Euro über ihrem Kaufpreis aus dem vergangenen Jahr lag. "Zum einen sind der geschätzte Gesamtkaufpreis und damit die aufgemachte Rechnung nicht korrekt, der kolportierte Gewinn wäre keineswegs so hoch. Zum anderen halten wir den Zeitpunkt für einen Verkauf des Hofs auch angesichts dieser unsachlichen Spekulationen für ungeeignet", sagte der Investor Christopher Reschke dem Abendblatt.
Derzeit sind keine weiteren Gespräche geplant
Den Vorwurf des Kollektivs, dass im Zuge des Mietvertrages auch eine spätere Nachverdichtung des Geländes mit Eigentumswohnungen durchgesetzt werden soll, widerspricht die Eigentümerseite energisch. Dies würde zudem auch die Einwilligung der Mieter voraussetzen, heißt es. Derzeit gibt es keine weiteren geplanten Gespräche zwischen den Konfliktparteien.