Hamburg. Spezialeinheit fasst sechs Männer, die nicht im Land sein dürften. Sie kommen in U-Haft – und werden wieder entlassen.
Etliche Mannschaftswagen stehen in einer Reihe an der Königstraße in der Nähe der Reeperbahn (St. Pauli). Bereitschaftspolizisten und Kriminalbeamte des LKA 19 – bis vor Kurzem hieß die Dienststelle Soko „Castle“ – wappnen sich gegen 18 Uhr für den Zugriff. 80 Beamte sind im Einsatz. Im Fokus: ein Kulturverein an der Ecke Königstraße/Reeperbahn. Das Lokal ist den Beamten der Anti-Einbrecher-Dienststelle als Treffpunkt von Wohnungseinbrechern und deren Kontaktpersonen bekannt.
Die Ermittler wollen mit der Razzia vor allem „Personenzusammenhänge erkennen, potenzielle Täter ins Hellfeld überführen und weiteren Einbruchstaten vorbeugen“, sagt Polizeisprecherin Heike Uhde.
Razzia: Sechs Männer in U-Haft
Beamte stürmen das Lokal und lassen sich die Papiere von insgesamt 25 Männern vorzeigen. Für sechs von ihnen – vier Albaner und zwei Kosovaren im Alter von 23 bis 56 Jahren – endet der Schwerpunkteinsatz am Dienstag mit der Zuführung in die Untersuchungshaftanstalt. Die Männer stünden im Verdacht, sich illegal in Deutschland aufzuhalten, hieß es von der Polizei. Einen von ihnen hätten die Ermittler zudem mit Betäubungsmitteln aufgegriffen.
Auf Anordnung der Gemeinsamen Ermittlungsgruppe von Polizei und Ausländerbehörde zur Rückführung ausländischer Straftäter (GERAS) seien die sechs Männer „zwecks Abschiebung“ der U-Haftanstalt zugeführt worden, so Uhde. Um die Abschiebekosten zu decken, sei bei einem der Festgenommenen ein hoher Bargeldbetrag sichergestellt worden. Doch bisher ist unklar, ob die Männer bereits mit Straftaten in Erscheinung getreten sind. Aus den der Ausländerbehörde vorliegenden Akten gehe dies jedenfalls nicht hervor, so Behördensprecher Florian Käckenmester.
Aus dem Gefängnis in die Erstaufnahme
Am Mittwoch ordnete das Gericht ihre Entlassung aus der U-Haft an – sie kamen in die Zentrale Erstaufnahme in Rahlstedt. Der ausländerrechtliche Status der Männer sei nicht bekannt, so Käckenmester. Es müsse geprüft werden, ob sie sich unrechtmäßig in Deutschland aufhielten – oder eben nicht.
Die GERAS war im Oktober 2016 mit drei LKA- und zwei Mitarbeitern des Einwohnerzentralamts gegründet worden, um ausländische Straftäter konsequent aus der Haft abzuschieben. Als nützlich für eine „priorisierte“ Rückführung dieser Straftäter dienen der Ausländerbehörde insbesondere die polizeilichen Identitätsfeststellungen. Bis Mitte April waren 57 ausländische Straftäter auf Betreiben der GERAS abgeschoben worden. Die Idee für die GERAS hatte der neue Leiter des LKA 19, Michael Neumann. Erst vor wenigen Tagen meldete seine Dienststelle mit der Festnahme eines mutmaßlichen Serieneinbrechers einen weiteren Ermittlungserfolg.
Wie die Ausländerbehörde weiter mitteilte, seien von Januar bis Ende April dieses Jahres 125 Menschen aus Hamburg in ihre Herkunftsländer abgeschoben worden. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es noch 147. Bis Ende April 2018 seien 165 freiwillig ausgereist (2017: 234).