Hamburg. In Altona sollen Zusatztafeln nach Männern benannte Routen weiblicher machen. Dort stößt das Projekt jedoch auf Unverständnis.

Selten sind sich Altonas Bezirkspolitiker so einig. Aber wenn es um das aktuelle Projekt der Landeszen­trale für politische Bildung, unterstützt von Hamburgs Senatorin Katarina Fegebank, geht, dann ist der Tenor im Hamburger Westen klar. Da ist die Rede von „Blödsinn“, „einer grotesken Idee“, sogar von einem „frauenverachtenden Projekt“. Es geht um eine Aktion, mit der die Stadt die Gleichberechtigung fördern will – auf Hamburgs Straßenschildern. Denn in der Hansestadt sind derzeit deutlich mehr Straßen nach Männern als nach Frauen benannt. Aber der Plan, wie sich das ändern soll, kommt in Altonagar nicht gut an. Besonders die weiblichen Bezirksabgeordneten sind empört.

Straßen werden genderkonform

Unterdrückung, Unvereinbarkeit von Kind und Karriere, weniger Lohn, höhere Altersarmut: In Sachen Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau gibt es viel zu tun. Darauf machen verschiedene Verbände und Institutionen am heutigen Weltfrauentag aufmerksam. Auch in Hamburg wurde das Problem auf den Plan gerufen – um genau zu sein auf den Straßenplan. Denn in der Hansestadt widmen sich derzeit die Behörden der ungleichen Verteilung von Ehrungen. So wurden 2505 Straßen nach einem Mann und nur 380 nach einer Frau benannt.

Da nicht so viele neue Straßen nachkommen und Umbenennungen ein kostspieliges Unterfangen sind, sollen bereits nach Männern benannte Straßen einfach einen weiblicheren Touch erhalten. Möglich macht das ein Zusatz. Die Ebertallee in Bahrenfeld soll nicht mehr allein an Friedrich Ebert als ersten Reichspräsidenten erinnern, sondern es soll auch an seine Frau Louise als erste „First Lady“ mitgedacht werden. Der Straßenname bleibt, allein auf dem Papier ändert sich der Bezug. Im Straßenbild wird die Änderung durch ein zusätzliches Erläuterungsschild sichtbar. 15 Straßen werden so genderkonform.

Kritik der CDU

In Altona stößt das Projekt auf Unverständnis. Viele gerade weibliche Bezirkspolitiker lehnen es ganz ab, halten es für eine Pseudo-Gleichstellung allein für die Statistik. „Das ist eine Posse, die da aufgeführt wird“, sagt Kaja Steffens. Sie ist kulturpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion in Altona. „Frauen verdienen genau wie Männer ganze Straßen zu ihrem Gedenken und nicht nur halbe.“ Altona habe Zusatzbenennungen nicht nötig, im neuen Quartier Mitte Altona seien fast alle Straßen und Plätze nach Frauen benannt worden. „Das können wir nicht mittragen, vor allem nicht die Frauen in der Bezirkspolitik“, erklärt Katarina Blume (FDP).

Das sieht auch Gesche Boehlich so. Die Chefin von Altonas Grünen spart nicht mit Kritik, obwohl ihre Grünen-Senatorin das Projekt unterstützt. „Diese Art und Weise, Frauen zu ehren, halten wir für die falsche. Die Straßen werden durch solch einen Zusatz nicht weiblicher, und für die Frauen, die druntergehängt werden, ist es diskriminierend“, so Boehlich. Unterstützung bekommen die Damen von ihren männlichen Kollegen. So spricht Linken-Chef Robert Jarowoy von einem blödsinnigen Projekt. „Das ist frauenverachtend.“ SPD-Fraktionschef Thomas Adrian kritisiert: „Das ist nicht zu Ende gedacht und wird den zu Ehrenden nicht gerecht.“

Ablehnung spielt offenbar keine Rolle

Ganz anders beurteilt das die Behörde für Gleichstellung, die den Vorschlag der Landeszentrale für politische Bildung begrüßt. Umso mehr überraschte es die Altonaer Bezirkspolitiker zu erfahren, dass ihre Ablehnung offenbar keine Rolle spielt. Für den 11. März ist eine Veranstaltung zum Thema geplant. Der Flyer ist gedruckt. Ebertallee und Jenischstraße sind dabei – trotz Ablehnung und Protest. Ort der Präsentation ist die Kabarettbühne am Steindamm – zumindest das finden Altonas Politikerinnen an dem Projekt wieder stimmig.