Hamburg. Ein Café sollte entstehen, hinter den Kulissen ist nun eine Ausstellung im Gespräch. Dann müsste das Gewächshaus einem Neubau weichen.
Der Plan war simpel und einleuchtend. Im Zusammenhang mit dem geplanten Bargheer-Museum im Jenischpark sollte auch eine Gastronomie entstehen – und zwar möglichst nahe am Museum. Entweder in einem kleinen Neubau oder in den alten Gewächshäusern, die seit Auszug des Gartenbauamtes leer stehen. Doch während es mit dem Bau des neuen Museums an der Ecke Hochrad/Baron-Voght-Straße in den kommenden Tagen losgeht, tut sich in Sachen Café nichts. Zumindest offiziell. Inoffiziell tut sich Einiges – und genau das sorgt für viel Ärger.
Seit Monaten wird hinter den Kulissen verhandelt, unter anderem mit der Kultur- und der Denkmalschutzbehörde sowie mit dem Altonaer Bezirksamt. Denn mit der Kunsthistorikerin und Sammlerin Maike Bruhns aus Nienstedten gibt es eine Interessentin, die aber kein Café führen will. Bruhns möchte vor allem einen weiteren künstlerischen Anlaufpunkt im Jenischpark schaffen. Dafür müssten die Gewächshäuser aber einem massiven Neubau weichen.
Kunst aus der Zeit des Nationalsozialismus
Bruhns selbst lehnt es ab, über die genauen Pläne in einem so frühen Stadium zu sprechen. Klar ist, dass sich die Autorin und Kuratorin hauptsächlich mit Hamburger Künstlern aus der Zeit des Nationalsozialismus befasst und eine riesige Sammlung von Kunst der 1920er- bis 1950er-Jahre zusammengetragen hat. Auch weitere künstlerische Nachlässe könnten in Zusammenarbeit mit anderen Hamburger Einrichtungen hier dauerhaft gezeigt werden.
Das Projekt sorgt auf verschiedenen Ebenen für mächtig Wirbel. So gibt es große Bedenken aufgrund des geplanten Baukörpers im denkmalgeschützten Park und der dann vierten Kunstausstellung auf so engem Raum. Die heimlichen Verhandlungen verursachen aber noch mehr Unmut.
Bei den Gewächshäusern handelt es sich um öffentliche Gebäude. Im September vergangenen Jahres machten die Politiker Druck, verlangten vom Bezirksamt Altona, unverzüglich ein Interessensbekundungsverfahren auf den Weg zu bringen und 2016 abzuschließen. Damit sollte Transparenz geschaffen werden, alle Interessenten sollten eine faire Chance erhalten.
FDP wirft dem Bezirk Altona Mauschelei vor
Falk Hocquél ist so ein Interessent. Der Unternehmer, der mehrere Cafés betreibt, würde sich den Gastronomiebetrieb im Jenischpark zutrauen und hat ein Konzept. Vorstellen durfte er es nie. „Mir wurde mitgeteilt, dass ich zu spät dran bin“, berichtet Hocquél. Die Altonaer Verwaltung teilte ihm zudem mit, dass es nicht sinnvoll sei, mit einem weiteren Bewerber für ein Café in Verhandlungen zu treten. Merkwürdig findet er, dass der bis heute nicht bekannt ist. Merkwürdig sei zudem, dass das beschlossene Interessenbekundungsverfahren nicht umgesetzt wurde.
„Es drängt sich der Eindruck auf, dass hier gemauschelt wird“, kritisiert Katarina Blume das Altonaer Bezirksamt. Die FDP-Abgeordnete ist sauer. „Wir wissen nicht, wie viele Bewerber solche Antworten erhalten haben.“ Nun hat die FDP erneut einen Antrag formuliert, mit der Forderung, den Beschluss umzusetzen und bis 31. Mai Bewerber anzuhören.
Die fehlende Transparenz verärgert auch Dirk Justus und Peter Silze. Die Blankeneser Bargheer-Erben kämpften jahrelang um das neue Museum im Jenischpark. Das soll voraussichtlich Ende Mai, spätestens nach der Sommerpause im September, eröffnet werden. „Für uns ist es wahnsinnig wichtig zu wissen, was hier passiert“, so Justus. Jetzt müsste man doch mit den Betreibern klären, ob man zum Beispiel eine Verbindung zwischen Café und Museum schafft. „Wir bauen jetzt drauflos, und am Ende ärgern wir uns“, fürchtet Justus.
Zu viel Kunst an einer Stelle?
Informiert werden die Museums-Mäzene vom Bezirksamt über den Stand der Dinge aber nicht. Von den Plänen von Maike Bruhns haben sie auf anderem Wege erfahren. „Das ist das Gegenteil von einem transparenten Verfahren“, kritisiert Justus, der das schon einmal im Fall Jenischpark erlebt hat. Auch damals war fast alles klar, Verwaltung und Investor sich einig. Meinhard von Gerkan plante an gleicher Stelle eine Architekturakademie. „Jetzt sollen wieder unter der Hand Fakten geschaffen werden“, so Justus.
Die Museumsstifter stehen der Idee einer weiteren künstlerischen Anlaufstelle im Jenischpark skeptisch gegenüber. Justus sagt mit Blick auf einen zusätzlichen Baukörper: „Der Jenischpark ist ein solches Juwel, er ist einer der schönsten Parks Norddeutschlands. Das muss vorsichtig angefasst werden.“ Zudem halte er das für etwas viel Kunst an einer Stelle.
Klar ist: Das Interessenbekundungsverfahren kommt. „Wir werden das jetzt so schnell wie möglich an den Start bringen“, verspricht Kersten Albers als stellvertretender Bezirksamtsleiter in Altona. Er räumt auf Nachfrage ein, das Interessensbekundungsverfahren bewusst ausgebremst zu haben. Es sei darum gegangen, Zeit zur Klärung zu gewinnen – „für ein besonders interessantes Projekt“, so Albers. Dabei handelt es sich nach Abendblatt-Informationen um Maike Bruhns’ Pläne.
Aufgrund der langen Verzögerung wird das Bargheer-Museum zur Eröffnung ohne Café auskommen müssen. „Das schaffen wir nicht mehr rechtzeitig“, bestätigt Albers. Dafür könnten neben dem neuem Museum bald wieder die Bagger rollen.