Hamburg. Bezirk schränkte Spielzeiten auf dem Platz nach Beschwerde eines Anwohners ein. Zuvor war der Grandbelag gegen Rasen getauscht worden.

Die Fußballer-Seele kocht beim FC Teutonia 05. Der schicke neue Kunstrasenplatz macht Pro­bleme, die früher selbst in den Albträumen der Vereinsvorstände nie aufgetaucht waren: Seit der Grandbelag für 500.000 Euro gegen den neuen Rasen getauscht wurde, sind die Spiel- und Trainingszeiten eingeschränkt (wir berichteten). Jetzt erwägen die Jugendmannschaften Demos und öffentliche Aktionen gegen das amtlich verhängte „Bewegungsverbot“, und der Verein bangt um seine Mitglieder und seine Konkurrenzfähigkeit.

„Die Eltern machen sich schon Gedanken, ebenso wie Trainer und Spieler“, sagt Teutonias Schiedsrichter-Obmann Frederik Mühle. „Die Eltern wollen, dass ihre Kinder Bewegung und Spaß haben. Aber derzeit ist unklar, in welchem Umfang das bei uns noch möglich ist. Einen zweiten Platz haben wir nicht.“ Die Zahl der Austritte sei aber noch nicht angestiegen.

Bis zu zwölf Mannschaften müssten abgemeldet werden

Nach einer Anwohnerbeschwerde hatte das Bezirksamt Altona die Spielzeiten auf dem zwar alten, aber jetzt runderneuerten Platz mit neuem Belag eingeschränkt. Diese Erneuerung kostet nach der Rechtsauffassung des Bezirksamts Altona den „Altanlagenbonus“, so dass Teutonia jetzt um 5 dB(A) strengere Richtwerte einhalten und damit den Lärm faktisch halbieren muss.

Das bedeutet in der Woche täglich eine Stunde weniger Trainingszeit, an Wochenenden ist sonntags nur noch ein Spiel möglich, am Sonnabend sind 300 Minuten Spielbetrieb erlaubt. Zwischen sechs und zwölf der 38 Mannschaften müssten vom Spielbetrieb abgemeldet werden, hieß es bei Teutonia. Derzeit trainieren acht Teams gleichzeitig auf dem Sportplatz. „Dafür bräuchten wir 16 Tore“, sagte Mühle. „Die haben wir gar nicht.“

Bezirk spricht von vorläufigen Einschränkungen

Bezirksamtssprecher Martin Roehl sprach beschwichtigend von zunächst nur vorläufigen Einschränkungen. Es könne noch zu Lockerungen kommen, wenn die mit Inbetriebnahme des Platzes erfolgten „Abnahmemessungen“ des Lärms ausgewertet seien. Wann diese Auswertung vorliegen wird, konnte er nicht sagen. Sie sei „kompliziert“, könnte aber eine Neufestsetzung der Spielzeiten zur Folge haben.

Im nächsten Schritt könnten dann Lärmschutzmaßnahmen erwogen und gutachterlich geprüft werden, sagte Roehl. Im Vorfeld der Sanierung des Teutonia-Platzes war die Stadt davon ausgegangen, dass es kein Lärmpro­blem geben werde. Das für den Bau der Anlagen zuständige Bezirksamt Mitte erklärte, dass wegen der sehr nah am Platz stehenden und hohen Wohnhäuser eine Lärmschutzwand technisch kaum sinnvoll und finanziell nicht darstellbar sei.

Anwohnerinteressen haben bislang Vorrang

Die Bezirksämter verwahrten sich deshalb auch gegen den Vorwurf, das Lärmproblem im Vorfeld nicht hinreichend bedacht zu haben. Auch wiesen sie darauf hin, dass auch die Anwohnerinteressen durchaus schützenswert seien und der Sportlärm nicht generell als unproblematisch gelten könne. Der Gesetzgeber habe die Bürger schützen und Ruhezonen schaffen wollen. Die für den Hamburger Sport zuständige Innenbehörde verweigerte auf Nachfrage jede Auskunft.

Im Wesentlichen setzen Stadt und Hamburger Sportbund auf die Bundesgesetzgebung. Sie soll zugunsten des Sports geändert werden. Das geltende Recht benachteiligt die Stadtstaaten, weil sie wegen der beengten Verhältnisse Sportplätze nicht ins Niemandsland bauen können. Nach derzeitigem Stand könnte die im Umweltministerium erarbeitete Vorlage vielleicht im Dezember in den Bundestag gehen.

Zum Leitartikel „Lärm-Klagen: Die Ego-Gesellschaft“

Die Anlage zur „Sportanlagenlärmschutzverordnung“ würde, so ist hinter vorgehaltener Hand zu hören, den sanierten Sportanlagen den Altanlagenbonus sichern und außerdem für den Sport die Lärmrichtwerte in den Ruhezeiten lockern. Sie würden dann denen der übrigen Tageszeiten gleichgesetzt. Die neuen Werte würden auch für schon umgerüstete Anlagen gelten. Allerdings ist die Vorlage noch in der Abstimmung, und sie wurde in den letzten Jahren schon mehrfach für praktisch fertig erklärt, dann aber wieder zurückgezogen und modifiziert.

Auch in Eimsbüttel beim FC Alsterbrüder wird ein Grand- in einen Kunstrasenplatz verwandelt. Die „schalltechnische Untersuchung“ im Vorfeld der Maßnahme an der Gustav-Falke-Straße habe aber ergeben, dass der Betrieb nicht eingeschränkt werden müsse und weiterlaufen könne wie bisher, erklärte das Bezirksamt. Nur an Sonn- und Feiertagen müssten Ruhezeiten eingehalten werden.