Wenn die A 7 ganz unter der Erde verschwindet, wäre das ein Segen für die Stadt.

Verkehrsbaustellen verursachen Staus. Das festzustellen überrascht niemanden, und kaum jemand dürfte ernsthaft erwarten, dass sich Behinderungen bei einem so großen Bauprojekt wie derzeit auf der Autobahn 7 verhindern ließen. Immerhin wird die in die Jahre gekommene Verkehrstrasse auf fast 60 Kilometern Länge saniert und zugleich um zwei Spuren erweitert.

Für viele Anwohner der A 7, deren Teilstück auf Hamburger Gebiet zu den am meisten befahrenen Autobahn­abschnitten Deutschlands gehört, werden diese Bauarbeiten am Ende eine erhebliche Verbesserung ihres Lebensumfeldes bringen. Hier sorgt die Erneuerung für umfassenden Lärmschutz – sei es durch hohe Schutzwände oder durch drei Lärmschutztunnel.

In Schnelsen nimmt der erste dieser Tunnel – oder Deckel, wie viele Hamburger sagen – nun sichtbare Formen an. Zwei Seitenwände der west­lichen Röhre wurden vor einigen Tagen gegossen. Weitere werden in den kommenden Monaten folgen. Jetzt wird auch für Außenstehende die Dimension des künftigen Bauwerks erkenn- und erlebbar.

Zugleich darf die These gewagt werden, dass spätestens nach Fertigstellung des Tunnels in Schnelsen Hamburgs Politik sich mit der Frage wird beschäftigen müssen, warum die A 7 auf Hamburger Gebiet nicht gänzlich „unter der Erde“ verschwinden kann. Angesichts der Lärmbelastung und der Luftverschmutzung, die der fast ununterbrochen fließende Verkehr verursacht, fragen sich ohnehin bereits viele Menschen, wie man es jemals genehmigen konnte, quer durch eine Stadt ein solche Trasse zu errichten.

Um nicht falsch verstanden zu werden: Eine gut ausgebaute Verkehrsinfrastruktur ist für unser Land lebensnotwendig. Die A 7 gilt zudem als eine der wichtigsten und unverzichtbaren Verkehrsverbindungen zwischen dem Norden und dem Süden Europas. Von der, nebenbei bemerkt, auch die Bedeutung des Hamburger Hafens nicht unwesentlich abhängt.

Es ist an der Zeit, die Lärmschutztunnel noch stärker als bisher vom Standpunkt der Stadtentwicklung aus zu betrachten. Sicher: Der Bau würde teuer, und ab einer bestimmten Länge kämen besondere technische Herausforderungen hinzu. Aber diese Probleme sind lösbar, wenn man will. Die Schweiz oder Norwegen belegen das.

Anders als vor gut 15 Jahren, als die ersten Entscheidungen über die Errichtung der drei Lärmschutztunnel getroffen wurden, gilt Hamburg inzwischen als wirklich wachsende Stadt. Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) meinte am Mittwoch bei der Vorstellung von Plänen für ein neues Wohnquartier in Wilhelmsburg, sie rechne mit 100.000 mehr Einwohnern bis zum Jahr 2030.

Angesichts dieser Prognosen gewinnt die (nicht neue) Idee, Flächen beiderseits der Autobahn für den Wohnungsbau und die Tunneldecke für die Naherholung zu nutzen – sei es durch Kleingartenanlagen oder öffentliche Parks –, an Charme und an Wucht. Anstatt Grünzüge oder Landschaftsschutzgebiete zu zerstören, würden längere Lärmschutztunnel den Menschen viel Lebensqualität zurückgeben.

Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) hat in den vergangenen Monaten in einem anderen Zusammenhang wiederholt darauf hingewiesen, dass Hamburg eine reiche Stadt ist. Ja, der Bau von noch längeren Lärmschutztunneln wäre teuer. Aber es wäre sicher eine Investition, von der auch künftige Generationen etwas hätten. Also: Baut längere Lärmschutztunnel!