Hamburg. Viele Bewohner hatten das Lager verlassen, als die Beamten kamen. Seit April hausten im Park Armutsflüchtlinge. Die Räumung im Video.
Das Bezirksamt Altona hat am Donnerstagmorgen das illegale Camp zwischen Nobistor und Königstraße räumen lassen.
Bereits am Mittwochabend war eine Allgemeinverfügung veröffentlicht worden, in der "Personen, die den oben genannten Bereich zur Errichtung von Behelfsunterkünften sowie zum vorübergehenden oder dauerhaften Übernachten oder Wohnen in diesen Behelfsunterkünften nutzen" aufgefordert wurden, diese unverzüglich bis Donnerstagmorgen 7 Uhr zu entfernen. Andernfalls würde die Entfernung "durch Zwangsmittel" durchgesetzt, hieß es weiter. Das Schreiben war am Mittwoch von Mitarbeitern des Bezirksamts an einem Baum in dem Park angebracht worden.
Das Camp war bereits halbleer
Diverse Personen – sie stammten überwiegend aus Osteuropa – waren der Aufforderung bereits nachgekommen. Im Camp hielten sich deutlich weniger Menschen auf als am Vorabend, als Bezirksamtsmitarbeiter um kurz nach 7 Uhr mit der Bereitschaftspolizei eintrafen, um das Zeltlager zu räumen. Grundlage der Räumung ist das Campverbot in öffentlichen Grünanlagen. Eine kleine Gruppe von Demonstranten protestierte am Morgen gegen die Aktion.
Letztendlich verlief die Räumung jedoch ohne größere Zwischenfälle. Die Campbewohner packten ihre Habseligkeiten zusammen und verließen den Ort. Eine Entsorgungsfirma räumte anschließend zurückgebliebenen Müll zusammen, darunter unter anderem zahlreiche gebrauchte Spritzen.
Anwohner klagten über Vermüllung und Belästigung
Wie berichtet, hausten dort vor allem Armutsflüchtlinge aus Rumänien und Bulgarien im Park zwischen Nobistor und Königstraße. Etwa 25 Personen hatten sich seit Anfang April in der Grünanlage niedergelassen. Anwohner klagten in den vergangenen Wochen immer wieder über Vermüllung, Belästigung durch Musik, lautes Streiten und Bettelei – und darüber, dass die Camp-Bewohner unter den Balkonen ihrer Wohnhäuser ihre Notdurft und andere Dinge verrichteten. Auch der Spielplatz im Park war vermüllt worden. Kinder konnten dort nicht mehr spielen.
Auch in den umliegenden Geschäften fallen die Männer und Frauen aus Osteuropa unangenehm auf. "Es gibt täglich Beschwerden, und unsere Beamten sind täglich vor Ort", bestätigte Polizeisprecherin Heike Uhde dem Abendblatt.
Ein Zustand, den das Bezirksamts Altona nicht mehr länger hinnehmen wollte. Zelte, Mobiliar und Verschläge sollen am Donnerstag entfernt werden. Eine Sicherstellung wurde bereits angeordnet.
Kritik kommt von Hinz&Kunzt
Kritik an der geplanten Räumung kommt unter anderem von den Machern des Straßenmagazins Hinz&Kunzt. Mit dem Ende des Winternotprogramms seien mehr als 800 Menschen wieder zurück auf die Straße geschickt worden, wird Stephan Karrenbauer, sozialpolitischer Sprecher von Hinz&Kunzt, auf der Internetseite des Straßenmagazins zitiert. „Dass sie jetzt überall in der Stadt sichtbar sind, darf niemanden wundern.“ Das Magazin hat die Räumung gefilmt.
Statt die Betroffenen von einer Ecke in die andere zu vertreiben, müsse die Stadt endlich Unterkünfte anbieten, wo die Menschen geschützt und sicher seien. „Die Obdachlosenunterkünfte sind derzeit zwar hoffnungslos überfüllt“, so Karrenbauer weiter. Einige Flüchtlingsunterkünfte stünden zur Zeit leer und könnten sofort Menschen in Not aufnehmen. "Warum das nicht geschieht, verstehen wir nicht.“