Othmarschen. Im Jenischpark wurde eine historische Brücke neu errichtet. Die Holz-Stahlkonstruktion soll nun Jahrzehnte überstehen.

Der Jenischpark ist um eine Attraktion reicher. Die historische Knüppelbrücke, erstmals anno 1787 nach Vorgabe des Barons Caspar Voght errichtet, steht wieder an angestammter Stelle – hinter dem Barlachhaus. Nach jahrelanger Vorbereitung und intensiver Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutzamt wurde das von einer Spezialfirma im Emsland geschaffene, elf Tonnen schwere Meisterwerk aus Stahl und Robinienholz an seinen Platz gehievt. Der Verein „Freunde des Jenischparks“ sammelte dafür in privater Initiative fast 100.000 Euro.

„Das Ergebnis kann sich sehen lassen“, sagt Michael Simon von der Abteilung Stadtgrün des Bezirksamts Altona. Im Zusammenspiel mit mehreren Behörden wurde eine pragmatische Lösung gefunden. Der Verein, dem 180 Mitglieder angehören, ist Finanzier und Bauherr. Nach der offiziellen Abnahme geht die Brücke in den Besitz der Stadt über. Im Gegenzug übernimmt diese die Anpassungsarbeiten sowie Kosten für Lüftungsschächte und mögliche Reparaturen.

Damit hat eine lange Geschichte ein gutes Ende gefunden. Denn um die historische Brücke hatte es in der Vergangenheit immer wieder Wirbel gegeben. Vor 228 Jahren hatte Baron Voght die Brücke aus Baumstämmen, Bohlen und Ästen bauen lassen, um Schönheit und Nutzen in seiner nach englischem Vorbild geplanten Grünanlage am Elbufer auf einen Nenner zu bringen.

Während auf dem breiten Weg unten Heuwagen verkehrten, konnten Hamburgs Bürger oben ungestört lustwandeln. In Kombination mit der gleichfalls traditionsreichen Holzhütte wenige Schritte weiter, im Volksmund „Eierhütte“ genannt, wurden bleibende Werte geschaffen. Da das Brückenholz in dem feuchten Wäldchen indes leicht moderte, musste die Brücke etwa alle zehn Jahre erneuert werden. Das kam richtig teuer.

Bis 1934 die Kosten nicht mehr zu tragen waren: Das gute Stück wurde abgebaut. 1997 ermöglichte eine private Spenderin aus der Nachbarschaft mit 100.000 Mark einen stilvollen Neubau. Doch auch dieser war bald wieder morsch. Vor vier Jahren wurde die Brücke gesperrt. Gutachten ergaben, dass eine Sanierung wirtschaftlich nicht sinnvoll sei. „Die Brücke wäre ein dauerhafter, kostspieliger Patient gewesen“, sagt Michael Simon vom Bezirksamt.

Nun traten die Freunde des Jenischparks in Aktion. Mithilfe der Hermann Reemtsma Stiftung, der Familie von Jenisch und weiterer Sponsoren wurde das nötige Geld beschafft. Die Idee zur Lösung des Problems stammt von Andreas Holste aus den Reihen eines 20 Handwerker umfassenden Zimmerleute-Kollektivs aus Bahrenfeld. Auf einer gut versteckten Stahlkonstruktion wird eine Holzbrücke nach historischem Vorbild gebaut. So soll sie Jahrzehnte überstehen.

Gesagt, getan. Das Resultat, in gut zwei Monaten von einem Spezialunternehmen in Fresenburg im Emsland gefertigt: elf Tonnen Stahl, zwei Tonnen fast unverwüstliches Robinienholz, 22 Meter lang, zwei Meter breit, basierend auf vier gewaltigen Eichenstämmen, 420 Knüppel an den Seiten. Auf zwei Tiefladern wurde die Brücke in dieser Woche in den Park transportiert – rückwärts fahrend und im Schritttempo. Ein Kran hievte sie passgenau in die Verankerungen. Für diese Meisterleistung gab es Applaus der Spaziergänger.

Übereinstimmende Reaktion: gelungen und sehenswert. Derzeit indes ist nur Gucken angesagt. Die Passage ist erst nach Installation der Übergänge ins Erdreich und der Roste möglich, wahrscheinlich zum 1. Mai. Später, im Sommer, soll eine Einweihungsfeier folgen.

„Es wurde ein geradezu genialer Kompromiss zwischen historischer Naturbrücke und moderner, haltbarer Konstruktion gefunden“, meint Peter Cordes, Baubeauftragter des Vereins „Freunde des Jenischparks“. „Es ist ein wertvoller Beitrag für die Attraktivität dieser historisch angelegten und natürlich gewachsenen Parkanlage“, ergänzten Elke Beckmann und Hans-Peter Strenge im Namen des Vorstands.

Strenge, der Vorsitzende, war von 1984 bis 1995 Leiter des Bezirksamts Altona und anschließend fünf Jahre Staatsrat in der Justizbehörde. Nicht nur als Anwohner ist ihm der Jenischpark eine Herzenssache.

Inklusive der aktuellen Brücken-Investition brachte der Verein seit seiner Gründung 2003 rund 400.000 Euro für die Grünanlage auf. Im Interesse der Bürger.

Dass jetzt eine Knüppelbrücke nach mehr als zwei Jahrhunderte altem Vorbild geschaffen wurde, wertet den Jenischpark weiter auf. Uralte Zeichnungen und Amateurfotos von 1905 dokumentieren die geglückte Umsetzung – auf der Basis traditionellen Zimmerhandwerks. Noch nie jedoch war die Knüppelbrücke so stabil wie diesmal.