Manfred Pakusius organisiert die altonale. Am Freitag geht das beliebte Stadtteilfest wieder los. Rund 500.000 Besucher kommen jedes Jahr. Früher hat er mit Uwe Bergmann das Fanfest auf dem Heiligengeistfeld organisiert.

Hamburg. Hier soll das große Banner aufgehängt werden, direkt an der Fassade des Altonaer Rathauses. Manfred Pakusius weist mit einigen Handbewegungen den Fahrer des Hubwagens ein, der vor das bekannte weiße Bauwerk rollt. Die Feier zur Verleihung der Stadtrechte durch den dänischen König vor 350 Jahren steht in Hamburgs westlichsten Bezirk zwar erst im August an – doch der Hinweis auf das Jubiläumsfest soll schon in den nächsten Tagen zu sehen sein: während der altonale, die am 20. Juni in Altona startet. Ein gut zweiwöchiges Kulturfestival, das mittlerweile bundesweit zu den größten seiner Art zählt.

Pakusius ist Geschäftsführer der altonale GmbH, die des Fest veranstaltet. Drei festangestellte und 75 Programm-Organisatoren auf Honorarbasis beschäftigt die altonale GmbH mittlerweile. Sie organisiert nicht nur dieses Festival, sondern eben auch die 350-Jahr-Feier oder das Straßenkunstfestival Stamp in Altona. Ein Veranstaltungs-unternehmen, das tief in der kulturellen Szene Altonas verankert ist und dessen Aktivitäten mittlerweile eben sehr zahlreich sind.

Was ist die altonale und ihre GmbH eigentlich? „Angefangen haben wir als reines Straßenfest“, sagt Pakusius. 1999 war das, ein Jahr nach der 100-Jahr-Feier für das Altonaer Rathaus. Damals habe es viel Ärger darüber gegeben, dass Initiativen aus dem Stadtteil vom Bezirksamt nicht beteiligt worden waren. Die Antwort war eine neue Stadtteil-Veranstaltung, die quasi „von unten“ organisiert wurde.

Als Gesellschafter fungierten Kulturzentren wie die Motte, aber auch das Ottenser Einkaufszentrum Mercado. Agenturen waren dabei, Kulturschaffende, Gastronomen und Ladenbesitzer. Zentrum der altonale war vor allem Ottensen – und ist es zum Großteil noch immer. Zudem wird die altonale heute immer noch von gut 35 Gesellschaftern getragen. Pakusius war seinerzeit als Mitarbeiter der Veranstaltungsagentur Uwe Bergmann schon beteiligt. Bereits mit 29 Jahren hatte der gelernte Groß- und Außenhandelskaufmann Feste organisiert, sein Start als Veranstaltungsprofi war ein Festival mit Bands auf St. Pauli. Vor einigen Jahren stieg er bei Bergmann aus – und wurde dann altonale-Geschäftsführer.

Aus dem Stadtteilfest war da längst ein Kulturfestival geworden, 150 Veranstaltungen mit Musik, Theater, Kunst, Film und Literatur gehören dazu, das Straßenfest am 5. und 6. Juli ist heute eher ein bunter Abschluss. Ungewöhnliche Orte würden bespielt, wie Pakusius sagt. So wird das Arbeitsamt zum Theater, das Rathaus zur Bühne, Kirchen und selbst Anwohnerbalkone zu Spielstätten. Während die altonale in ihren ersten Jahren immer weiter wuchs, sieht Pankusius seine Aufgabe nun darin, sie mehr zu „sortieren“. Eine einheitliche Organisation des Musikprogramms gehöre beispielsweise dazu oder auch die Möglichkeit, das Festival in einer Art Rundtour zu erleben.

Pankusius dreht sich vor dem Rathaus kurz um deutet dann auf den Grünzug davor, auf den Platz der Republik. Dort gebe es in diesem Jahr auch Veranstaltungen wie die Pop-Nacht am 28. Juni. 13 Bands stünden allein dabei im Programm, sie werden im Innenhof des Rathauses oder auch in der Gewerbeschule spielen.

Pankusius will aber auch andere Schauplätze der altonale zeigen. Der 50-Jährige trägt heute eine Wrangler-Jeansjacke über brasilianischem Fußballhemd, passend zur laufenden WM. Fußball habe für ihn fast „magische Bedeutung“, mit seiner Frau war er schon oft im Stadion und die Leidenschaft für das runde Leder stammt nicht nur aus der Zeit, als er für die Bergmann-Agentur die großen Fanfeste auf dem Heiligengeistfeld organisiert hat.

Beim SV Sternschanze ist Pankusius ehrenamtlicher Betreuer. Er schiebt sein Rad Richtung Ottensener Marktplatz und Bahrenfelder Straße. Vor einem Kaffee trifft er Bekannte aus der Stadtplanerszene Altonas. „Hallo Manni“, wird er begrüßt. Man kennt einander gut. Hier, entlang der Bahrenfelder Straße, wird es während des Straßenfests einen Designmarkt mit Produkten aus Altona geben: 80 Anbieter von Möbeln, Taschen oder Kinderbekleidung haben Stände gebucht. Direkt im Anschluss können die Besucher auch über einen Kunstmarkt schlendern, Künstler verkaufen dort ihre Bilder und andere Werke. Auch diese 60 Stände seien sehr rasch vergeben gewesen.

Die altonale lohnt offenbar, das Publikum ist offen für Kunst und Design, immerhin rund 500.000 Besucher kommen jährlich zu dem Festival, sagt Pankusius. Stände vergeben, Geld organisieren, Programme entwickeln – das beschäftigt die altonale-Macher das ganze Jahr über. Viel laufe dabei über Sponsoren und öffentliche Förderung, dafür seien die Eintrittspreise niedrig, manches auch kostenlos. Ein Teil des Geldes, etwa 25 Prozent, wird über die Standvergabe erwirtschaftet. Etwa eine Million Euro Umsatz wird die altona GmbH in diesem Jahr erwirtschaften. Gelegentlich blitzt daher in Altona Kritik auf, zu professionell sei sie, nicht mehr so spontan, die Bezirkspolitik habe man gut im Griff, heißt es. 2008 hatte die Finanzbehörde das Bezirksamt aufgefordert, mehr Gebühren für die Nutzung der öffentlichen Flächen zu verlangen, weil es auch kommerzielle Teile bei der altonale gibt. Doch Pankusius winkt ab. Allein die Struktur aus 35 unterschiedlichen Gesellschaftern sorge dafür, dass die altonale nicht ihren Charakter verliere.

Ihr anfängliches Ziel hat sie ja auch längst schon erreicht. Große, offizielle Feste werden in Altona längst nicht mehr allein im Rathaus organisiert. Die altonale zeigt dort Flagge. Sogar im Wortsinn, wie das Banner zeigt.

Die altonale findet in diesem Jahr vom 20. Juni bis 7. Juli statt. Mehr als 2000 Künstler auf 150 Einzelveranstaltungen, 100 Unternehmen sowie 180 Vereine und Organisationen sind an dem Stadtteilfest beteiligt. Rund 500.000 Besucher werden erwartet.

Infos unter www.altonale.de