Bürgermeister Scholz: „Hamburg trauert.“ Benefizspiel für Diren D. an diesem Mittwoch in Altona. Neue Ungereimtheiten über den Todesschützen und die Tat.

Hamburg/Missoula. Nach den tödlichen Schüssen auf den Hamburger Austauschschüler Diren D. in Missoula (USA) will nun auch die Hamburger Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren einleiten. „Wir prüfen den Sachverhalt und haben bereits die erforderlichen Unterlagen von den zuständigen amerikanischen Behörden angefordert“, sagte Sprecherin Nana Frombach der Nachrichtenagentur dpa.

Hintergrund ist Paragraf 7 des Strafgesetzbuchs. Darin heißt es, dass das deutsche Strafrecht für Taten gilt, die im Ausland gegen einen Deutschen begangen werden. Der 17 Jahre alte Schüler aus Altona war am Sonntag in Missoula im US-Bundesstaat Montana erschossen worden. Das Hamburger Ermittlungsverfahren soll nach Frombachs Darstellung zur Aufklärung des Todesfalls beitragen – „mit den begrenzten Möglichkeiten, die wir von hier aus haben“.

Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) hat den gewaltsamen Tod von Diren D. als „großes Unglück“ bezeichnet. „Hamburg trauert um einen jungen Mann, der unter tragischen Umständen ums Leben kam“, erklärte Scholz am Mittwoch. Der 17-Jährige sei als Austauschschüler in die USA gegangen, um dort seinen Horizont zu erweitern und Erfahrungen im Ausland zu sammeln. „Sein Tod macht uns traurig. Unser Mitgefühl gilt seiner Familie und seinen Freunden.“

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Diren D.s Heimatverein SC Teutonia 1910 organisiert an diesem Mittwoch (17.45 Uhr) ein Benefizspiel zugunsten seiner Familie. Am Rande des Fußball-Spiels gegen den DSV Duvenstedt sollen auf der Sportanlage an der Memellandallee Spenden gesammelt werden.

Der Todesschütze Markus K. hat nach US-Berichten Morddrohungen bekommen. Er, seine Lebensgefährtin und ihr zehn Monate altes Baby trauten sich nun nicht mehr aus dem Haus, teilte ihr Anwalt Paul Ryan mit. Sein Mandant hatte am vergangenen Sonntag nach einem Alarm in seiner Garage mit seiner Schrotflinte viermal auf den Jugendlichen aus Deutschland gefeuert und ihn tödlich an Kopf und Arm getroffen.

Unklar ist weiterhin, warum der Teenager das Grundstück in der Stadt Missoula betrat. Es gab Spekulationen darüber, ob er in der Garage etwas zu trinken gesucht hat. Das soll sein Begleiter gesagt haben.

Die Staatsanwaltschaft wird Kaarma vorsätzliche Tötung vor. Der Fall hat eine neue Debatte über ein Gesetz in Montana ausgelöst, das einer Person das Recht einräumt, sein Haus mit Waffengewalt vor einer Bedrohung zu schützen. K. kam am Montag gegen eine Kaution von 30.000 Dollar auf freien Fuß.

Der Staatsanwaltschaft zufolge hatte K. seine Garage mit Kameras und Sensoren ausgestattet, nachdem bei ihm mehrfach eingebrochen worden war. Die Lebensgefährtin habe dann eine Handtasche als Köder in die offene Garage gelegt. Als am frühen Sonntagmorgen ein Alarm ausgelöst worden sei, habe K. seine Schrotflinte genommen und sich von außen der Garage genähert.

Viermal feuerte der 29-Jährige demnach in die dunkle Garage, zwei Kugeln trafen den Teenager am Arm und am Kopf. Der Austauschschüler sei mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht worden, wo die Ärzte seinen Tod festgestellt hätten.

Der Schütze sprach laut Staatsanwaltschaft einige Tage vor der Tragödie in einem Friseursalon darüber, Nachtwache halten und einen Einbrecher auf frischen Tat ertappen zu wollen. „Ich warte nur darauf, dass ich auf so einen verfluchten Kerl schießen kann“, soll K. gerufen haben. Anwalt Ryan zweifelte die Aussagekraft der Unterhaltung mit einer Frisörin an. „Wenn es wirklich so war, warum hat sie nicht die Polizei gerufen?“, erklärte er gegenüber AFP.

Fragen warfen auch die widersprüchlichen Angaben von K. und dessen Lebensgefährtin über die letzten Momente vor den tödlichen Schüssen auf. Laut Staatsanwaltschaft erklärte der Schütze, er habe nicht mit dem Teenager kommuniziert. Die Lebensgefährtin soll dagegen ausgesagt haben, dass ihr Partner „Hey, hey“ gerufen habe. Daraufhin habe der Jugendliche „Hey“ oder „Warte“ geantwortet, anschließend seien die Schüsse gefallen.