Richard-Dehmel-Haus in Blankenese wird mithilfe der Reemtsma-Stiftung saniert – und öffentlich zugänglich. Die Kosten sollen fast zwei Millionen Euro betragen.
Hamburg. Nach mehr als zwei Jahren Leerstand mit verbarrikadierten Türen und Fenstern ist die Zukunft des Richard-Dehmel-Hauses in der gleichnamigen Straße in Blankenese gesichert. Am Montagvormittag wurden die Verträge unterzeichnet. Die historische Villa wird jetzt vor der Witterung geschützt, damit die Renovierung im Frühjahr beginnen kann. Die Kosten sollen fast zwei Millionen Euro betragen, werden offiziell allerdings nicht bestätigt.
Sie werden zum erheblichen Teil von der Hermann Reemtsma Stiftung übernommen. „Wir freuen uns, dazu beizutragen, dass dieses einzigartige Gesamtkunstwerk hergerichtet und zukünftig der Öffentlichkeit zugänglich wird“, sagte Sebastian Giesen im Namen der Reemtsma-Stiftung. Unter dem Strich wurde das wirtschaftliche Engagement durch Einsparung an anderer Stelle ermöglicht. Nach langem Hin und Her hatte die Stiftung die Finanzierungszusage von 1,2 Millionen Euro für ein Bargheer-Museum im Jenischpark zurückgezogen.
Damit ist das Vermächtnis des vor knapp drei Jahren verstorbenen Unternehmers Claus Großner endgültig geregelt. Neben seiner Villa an der Elbchaussee 359, dem „Weißen Haus von Nienstedten“, hatte der schillernde Netzwerker das Dehmel-Haus hinterlassen – und einen enormen Schuldenberg. Vereinfacht sieht die Lösung letztlich so aus: Durch den Verkauf der Elbchaussee-Villa für etwa sechs Millionen Euro, deren Abriss Anfang kommenden Jahres erfolgen soll, können die Gläubiger befriedigt und das Dehmel-Haus gerettet werden. Noch zu Lebzeiten hatte Großner zu diesem Zweck eine Stiftung mit dem anspruchsvollen Namen „Wissen, Weltethos und Weltzukunft“ gegründet.
„Richard Dehmels einzigartiges Ensemble aus Dichterhaus und originalem Inventar zu erhalten war unserem Stifter ein Anliegen, für das er seinerzeit selbst nach Partnern und einer Lösung suchte“, sagte der Stiftungsvorstandsvorsitzende Klaus Landry nach den Unterschriften. „Dieser Wunsch wird nun Wirklichkeit.“ Der Jurist ist Seniorpartner der Anwaltskanzlei Graf von Westphalen, Chef der Hamburgischen Kulturstiftung und Nachlassverwalter Claus Großners. Hinter den Kulissen dirigierte er die mehr als zwei Jahre währenden Verhandlungen um die Zukunft des historischen Hauses.
Der Tag der Vertragsunterzeichnung am Montag war bewusst gewählt: Am 18. November 1913 hatten Freunde und Verehrer dem Dichter Richard Dehmel das von ihm bewohnte Haus geschenkt – passend zu dessen 50. Geburtstag. Mit seiner Ehefrau Ida versammelte der Literat dort führende Maler, Poeten und Denker seiner Epoche zum kreativen, kunstsinnigen Gespräch. In der Villa fand die Bohème der 20er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts ein stilvolles Zuhause. Umso bedauerlicher war der Zustand des denkmalgeschützten, arg ramponierten Gebäudes in den letzten Jahren. Mit Holzbohlen verrammelte Türen und Fenster sollten vor Vandalismus schützen.
Läuft alles nach Plan, sollen die Renovierungsarbeiten Anfang 2015 abgeschlossen sein. Bis dahin wird geklärt, ob das Dichterhaus auf dem gut 1200 Quadratmeter großen Grundstück in allerbester Lage als Museum und/oder als Begegnungsstätte für Künstler dienen soll. Der fünfköpfige Vorstand der neu etablierten Dehmel-Haus-Stiftung wird sich unter Vorsitz von Ulrich Voswinckel um die Sanierung und später um den Betrieb der Villa kümmern. Ein Großteil des alten Inventars ist ausgelagert worden und muss gleichfalls kostenintensiv restauriert werden. Fest steht, dass die Öffentlichkeit freien Zutritt zu dem Haus haben soll. Die Zeit verbarrikadierter Türen ist also bald endlich vorbei.