Done Balmes Birondo bereitete sich gerade auf die Reise nach Hamburg vor, als er von dem verheerenden Wirbelsturm in seiner Heimat erfuhr. Jetzt wartet der werdende Vater in der Seemannsmission auf Neuigkeiten.

Hamburg. Als Seemann weiß Done Balmes Birondo um die zerstörerische Kraft von Wind und Wellen. Wie sehr der Taifun Haiyan in seiner Heimat auf den Philippinen gewütet hat, ist für den 33-Jährigen dennoch kaum begreiflich. „Ich sehe die Nachrichten, und ich weine oft“, sagt der Philippiner. Birondo sitzt in der Seemannsmission Altona, Tausende Kilometer von seiner Heimat entfernt. Er ist nach Hamburg gekommen, um in der Hansestadt seinen Dienst auf einem Schiff anzutreten.

Gegen die Macht der Bilder und die Sorgen um seine Familie hilft aber keine noch so große Distanz. „Unser Haus wurde komplett zerstört und meine Frau ist im vierten Monat schwanger“, berichtet Birondo. Zum Glück habe sie den Taifun unbeschadet überstanden und Unterschlupf bei seinen Schwiegereltern gefunden.

Nach Angaben des Verbandes Deutscher Reeder (VDR) arbeiten rund 25.000 philippinischen Seeleute auf den rund 3500 deutschen Handels- und Passagierschiffen - das ist ein Drittel der Crewmitglieder an Bord. Viele leben über Monate von ihren Familien getrennt.

Die Seemannsmissionen sind für viele die ersten Anlaufstellen in den Häfen, um Kontakt zu ihren Verwandten und Freunden aufzunehmen. Was sie momentan am Telefon zu hören und im Internet zu sehen bekommen, sind Geschichten eines in weiten Teilen zerstörten Landes.

Kostenloses Internet in der Mission

„In Situationen wie diesen stellen wir ihnen Internet kostenlos zur Verfügung. Sie sollen nicht auch noch dafür zahlen müssen“, sagt Diakon Jörg Moritz, Leiter der Seemannsmission. Rund 30 Prozent der knapp 9000 Gäste pro Jahr komme von den Philippinen. Auch am Dienstag trudelte wieder eine Gruppe ein, unter ihnen der Seemann Birondo.

Die Männer vertreiben sich mit Billard die Zeit und wohl auch etwas die Sorgen. „Die Reeder arbeiten gern mit ihnen zusammen, sie haben eine kulturelle Nähe zu Europa“, erklärt Moritz. Sie ist unter anderem ein Erbe der spanischen Kolonialherrschaft auf den Inseln im Pazifik - und sorgt in diesen Tagen für eine besondere Beziehung der deutschen Wirtschaft in das ferne Land. Es ist eine Verbindung per Seeweg.

„Die Nachrichten über die schweren Verwüstungen des Taifuns „Haiyan“ auf den Philippinen bewegen die deutschen Reeder zutiefst“, erklärt VDR-Präsident Michael Behrendt. So kommen etwa bei Aida nach Angaben des Unternehmens rund 800 Beschäftigte aus den am schwersten betroffenen Regionen der Philippinen. Die Linienreederei Hapag-Lloyd berichtet von mehr als 700 Mitarbeitern aus den Philippinen. Erste Spenden wurden bereits auf den Weg gebracht.

Birondo hofft auf Geburt seines Kindes

Nach Schätzungen von internationalen Hilfsorganisationen hat der Tropensturm mehr als 10.000 Tote auf dem Inselstaat hinterlassen. Seemann Done Balmes Birondo stammt aus Roxas City von der Insel Panay. Als Haiyan über das Land hereinbrach, war er gerade in Manila. „Ich habe mich auf die Reise nach Hamburg vorbereitet, als ich es erfuhr“, erzählt er in Englisch. Er habe einen Vertrag für rund drei Monate unterschrieben. Mit dem Geld finanziert Birondo seine Familie - Frau, Kinder, seine Eltern und den Bruder. Seit fünf Jahren schippert er über die Weltmeere. „Auf den Philippinen habe ich keinen Job gefunden, der dafür gereicht hätte“, sagt er.

Nach dem Taifun lief Birondos Mutter in die nächste Ortschaft, um eine SMS an ihren Sohn abzusetzen. Eine Stunde vor dem Abflug erfuhr der 33-Jährige: Der Familie geht es soweit gut. Also trat er den Job an. Ob er bei der Geburt seines Kindes dabei sein wird, weiß er noch nicht. Birondo hofft auf eine Verlängerung seines Vertrags auf See. Und auf die Rettung möglichst vieler Landsleute.