Der Menschenrechtsbeauftragte Markus Löning (FDP) hat sich überraschend zu einem Besuch in der Kirche angekündigt. Kommt jetzt Bewegung in den Fall?
St. Pauli. In die festgefahrene Situation der afrikanischen Flüchtlinge in der St. Pauli Kirche kommt jetzt möglicherweise Bewegung. Für diesen Freitag hat sich der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Markus Löning (FDP), überraschend zu einem Besuch angekündigt. Das bestätigte ein Sprecher des Auswärtigen Amts. Löning, der weitere Flüchtlinge in Hamburg besucht, wolle sich ein Bild von der Situation machen.
Seit dreieinhalb Monaten haben die 80 Männer in der Kirche bei Pastor Sieghard Wilm Zuflucht gefunden. Sie gehören zu einer Gruppe von 300 ehemaligen Wanderarbeitern, die aus Libyen nach Italien geflüchtet waren, und Anfang des Jahres in Hamburg gestrandet sind. Seitdem kämpfen sie darum, als Gruppe in Deutschland bleiben zu können.
Der SPD-Senat hatte verlangt, dass die Flüchtlinge ihre Personalien für eine Einzelfallprüfung offenzulegen. Er verweist auf das Dublin-II-Abkommen, nach dem Flüchtlinge nur in dem Land Recht auf Schutz und Unterstützung haben, in dem sie zum ersten Mal europäischen Boden betreten haben – in diesem Fall also Italien.
Grüne, Links-Partei und zahlreiche Unterstützer fordern ein Bleiberecht für die Gruppe, die sich „Lampedusa in Hamburg“ nennt. Vor allem die Kirche setzt sich für die Flüchtlinge ein.
Nach wochenlangen Verhandlungen liegen der Innenbehörde inzwischen die Personalpapiere von drei Flüchtlingen vor. „Diese werden wir jetzt gründlich prüfen“, sagte Sprecher Frank Reschreiter. Etwa die Hälfte der Männer in der St. Pauli Kirche sei jedenfalls zu einer Einzelfallprüfung bereit, sagte Andreas Litowel, einer der Sprecher der Gruppe. Allerdings nur anonymisiert. Ziel bleibe weiterhin eine Gruppenlösung.
Unterstützung bekommen die Lampedusa-Flüchtlinge jetzt auch vom Thalia Theater. Intendant Joachim Lux gab am Donnerstag bekannt, dass es zur Eröffnung der Spielzeit am 21. September um 19 Uhr eine Urlesung des Textes „Die Schutzbefohlenen“ der Literatur-Nobelpreisträgerin Efriede Jelinek in der St. Pauli Kirche geben werde. „Es muss eine Gemeinsamkeit entstehen“, sagte Lux.
Auch Jelinek habe ihre Unterstützung zugesagt, und soll per Videoschaltung zu Wort kommen. 15 Schauspieler des Ensembles werden den Text mit Beteiligung der Afrikaner inszenieren. Der Eintritt ist frei. Es wird eine Kollekten zur Unterstützung der Flüchtlinge geben.