Nach fast 30 Jahren am Schulterblatt muss das beliebte Lokal ausziehen. Es läuft ein vorläufiges Insolvenzverfahren wegen Steuerschulden. Der Mietvertrag wurde gekündigt, die Kaltmiete drastisch erhöht.
Hamburg. Das Sterben der Traditionsläden in der Schanze geht weiter: Nach dem Schanzen Express Supermarkt steht jetzt auch das beliebte Fischrestaurant „La Sepia“ am Schulterblatt vor dem Aus – nach fast 30 Jahren. Für das Traditionsrestaurant laufe ein vorläufiges Insolvenzverfahren, teilte Richard Seelmaecker, Anwalt der Restaurantinhaberin, mit.
Aufgrund einer fehlerhaften Steuerberatung habe der Betrieb Steuerschulden in sechsstelliger Höhe. Der Vermieter habe den Mietvertrag gekündigt, nachdem der Insolvenzverwalter die Mietzahlungen gestoppt hatte, so Seelmaecker. Gegen den verantwortlichen Steuerberater laufe derzeit ein Prozess.
Seit dem gestrigen Montag bleibt der Familienbetrieb geschlossen.
Einen Nachmieter gebe es auch schon, hieß es vonseiten der Immobilienverwaltung. Mehr wollte man dort nicht sagen. Klar ist nur: Der Kaltmietpreis für die Ladenfläche wurde deutlich angehoben. Für die 143 Quadratmeter werden laut Annonce 9506,75 Euro kalt verlangt – also rund 66,50 Euro pro Quadratmeter.
„Bisher haben wir etwa 5300 Euro Kaltmiete gezahlt“, sagt Daniel Goncalves, Sohn der Inhaberin. Der neue Mietpreis liegt rund 80 Prozent höher.
Ob sich das Geschäft für den Familienbetrieb La Sepia bei so hohen Mietkosten noch lohnen würde, sei fraglich – „schließlich haben wir ja auch noch Personal- und Betriebskosten zu zahlen“, so Goncalves.
Suche nach neuem Standort
„Am liebsten würden wir natürlich hier am Schulterblatt bleiben. Aber nicht zu untragbaren Konditionen“, sagt Goncalves, der in dem Familienbetrieb auch selbst mit anpackt. Daher werde bereits nach einem neuen Standort gesucht, an dem der Betrieb weitergehen kann und auch die 15 Mitarbeiter weiter beschäftigt werden sollen – sofern sie sich nicht gleich schon neue Jobs gesucht haben.
Anwalt Seemaecker ist jedenfalls zuversichtlich, dass es eine Lösung für das La Sepia gibt. Ziel des vorläufigen Insolvenzverfahrens sei ganz klar der Erhalt des Restaurants, so der Anwalt – wenn nicht am Schulterblatt, dann an einem anderen Standort. „An Nachfrage hat es bisher jedenfalls nicht gemangelt“, sagt Daniel Goncalves.