Schüler des Christianeums haben im Rahmen eines Projektes ein Unternehmen gegründet und ein interessantes Produkt entwickelt: Das iFass.
Hamburg. Der Vorstandsvorsitzende Julius Steffens ist mit der Geschäftsbilanz zufrieden: Schon ein halbes Jahr nach der Gründung von „iFass“ kann er eine Aktiensteigerung von 50 Prozent verkünden. Von so einer Entwicklung können viele andere Firmen nur träumen. Doch es handelt sich nicht um eine normale Firma. Julius Steffens ist 16 Jahre alt, trägt Jeans, Kapuzenpulli und Turnschuhe und geht in die zehnte Klasse des Christianeums. Genau wie seine zwölf „Mitarbeiter“.
Ihr Unternehmen gründeten die Schulkameraden im Rahmen des Schülerprojektes „Junior“ im Wirtschaftspraxis-Kursus. Jeden Freitagnachmittag blieben sie freiwillig länger in der Schule, um die Firmengründung voranzutreiben und ein Produkt zu entwickeln. „Wir wollten unbedingt etwas Neues machen und etwas mit Musik. Nach einiger Zeit hatten wir dann die Idee für das iFass“, sagt Steffens.
Das Prinzip ist einfach: ein leeres Bierfass wird mit einer Lautsprecherbox ausgestattet, mit Anschlüssen versehen und verkabelt. An das iFass können dann alle handelsüblichen MP3-Player angeschlossen werden. „Eine richtig stylische Anlage“, sagt der Zehntklässler.
Zunächst musste jedoch die Frage des Startkapitals geklärt werden. Das Taschengeld reichte nicht aus. Deswegen verkauften die Jungunternehmer Anteilsscheine an Eltern und Freunde, jeweils im Wert von zehn Euro. „Dadurch konnten wir mit rund 900 Euro starten“, sagt Steffens.
Tipps und Tricks für die Fertigung holten sie sich zum Beispiel im Elektrogeschäft: „Dort haben wir uns von einem netten Mitarbeiter erklären lassen, wie wir die Musikanlage am besten bauen können und was wir dafür brauchen“, sagt Julius Steffens. Um die leeren Fässer zu öffnen, legten sie sich Stichsägen aus Metall zu.
Die Garage von Julius’ Eltern wurde zur Werkstatt. Hier tüftelten die Schüler solange, bis sie mit dem Sound zufrieden waren. 1,5 Stunden dauert es etwa, bis ein Bierfass zum iFass wird. 59 Euro kostet das fertige Produkt, das man auf ihrer Homepage bestellen kann.
Die Schüler, die erst seit ein paar Monaten selber Bier trinken dürfen, mussten die Fässer aber nicht selber leeren. „Ein Produzent aus Süddeutschland hat uns mehrere Blanko-Fässer gesponsert“, sagt Steffens. Auch auf Kundenwünsche gehen die Jungunternehmer ein. Einzige Bedingung: „Wenn jemand ein spezielles Fass haben möchte, dann muss er es selbst leertrinken – und uns vorbeibringen.“
Im Freundes- und Bekanntenkreis ist das iFass längst der Renner. Bereits zehn Stück haben sie verkauft. Jetzt wollen die Schüler den nächsten Schritt gehen und sich mit ihrem „Junior-Unternehmen“ der Konkurrenz stellen. Am 17. April nehmen sie am “Junior Landeswettbewerb Hamburg“ teil. Erst kürzlich haben sie die Zulassung bekommen.
Dafür mussten sie ziemlich viel beachten – fast wie bei einer „normalen“ Unternehmensgründung. „Die Jungunternehmer mussten uns zum Beispiel regelmäßig ihre Geschäftsberichte und Buchführung präsentieren“, sagt Markus Muszeika, Projektmanager von Junior in Hamburg.
Und auch, wenn es sich „nur“ um ein Schüler-Unternehmen handelt, musste ein richtiges Organigramm her: Es gibt einen Vorstandsvorsitzenden, einen Marketing-Vorsitzenden sowie Mitarbeiter der Verwaltung, Finanzen und Produktion. Sogar Löhne und Steuern müssen gezahlt werden. „Wir zahlen 50 Cent pro Stunde“, sagt Steffens. „Mehr ist leider nicht drin.“
Ob und wie es mit dem iFass nach der Schule weitergeht, steht noch in den Sternen. Was zählt, ist dass die Schüler schon jetzt jede Menge gelernt haben. Wie funktioniert eine Firmengründung? Wie vermarkte ich ein Produkt? Wie kann ich es produzieren? Ob sich die Schüler nach dem Studium oder der Ausbildung einmal selbstständig machen möchten, wissen die meisten von ihnen noch nicht. Businessplan und Buchführung wären aber schon mal keine Hürde mehr.