Ein Kleid aus Omas Bettwäsche? Ein Rock aus alten Stoffresten? Immer mehr Designer arbeiten “Wegwerfmode“ zu neuen Kleidungsstücken um.

Hamburg. Was tun mit einem alten Bettlaken? Wegwerfen, würden wohl die meisten sagen. Rachel Kopp hingegen sagt: "Daraus kann man noch eine Hose nähen!" Die 32-jährige Designerin hat auch schon alte Mäntel zu Röcken oder alte Bettbezüge zu Kleidern umgeschneidert. Solche kuriosen Ideen sind in ihrer Schneiderwerkstatt in der Sternschanze an der Tagesordnung. Dort wandelt Kopp „Wegwerfklamotten“ in ganz neue Kleidungsstücke um. Wie viele andere Designer auch hat sie sich auf „Upcycling“ spezialisiert. Dabei werden, wie auch beim Recycling, alte Materialien wiederverwertet – aber bei gleichzeitiger Aufwertung, wie die Vorsilbe „up“ signalisiert.

Ausrangierte Kleidung gibt es massenweise – über 14.000 Tonnen werden jeden Monat allein beim Landesverband des Deutschen Roten Kreuzes Hamburg am Behrmannplatz als Kleiderspende abgegeben. Vieles wird einfach direkt in den Mülleimer geworfen. Dabei lässt sich aus alter Kleidung oft noch viel machen, weiß Rachel Kopp.

„Eine besondere Herausforderung brachte mir eine junge Dame, die mit dem Badeanzug ihrer Großmutter herkam und wollte, dass ich ihr daraus ein Top schneidere“, erzählt die Designerin. Dabei sei das Original aus den 60er-Jahren tatsächlich verwertbar gewesen – mit Knöpfen und Stoffresten entstand ein einzigartiges Oberteil. Sie selbst habe jahrelang eine Hose aus einem alten Bettlaken getragen, erzählt die 32-Jährige, die schon seit 20 Jahren leidenschaftlich gern schneidert.

In ihrer Schneiderwerkstatt „Schutz und Schmuck“ in der Sternstraße fertigt sie seit März 2011 individuelle Kleidungsstücke aus alten Stoffen. Die Materialien findet sie zum Beispiel auf Flohmärkten. „Gerade auf dem Schanzenflohmarkt bleiben immer viele Kleidungsstücke liegen, dort nehme ich manchmal noch das eine oder andere Teil mit“, verrät Kopp. Oft bekommt sie ihre Stoffreste aber auch von Bekannten, die ihr aussortierte Kleidungsstücke vorbeibringen. Und so kommen Pullis, Shirts und Jeans, die eigentlich für den Mülleimer bestimmt waren, noch einmal zu unverhofftem Einsatz.

Upcycling-Mode sieht oft nicht nur gut aus, sie ist auch nachhaltig – Wiederverwerten schont die Umwelt. Und eines weiß nicht nur Rachel Kopp mit Sicherheit: „Viele Kleidungsstücke sind einfach viel zu schade zum Wegwerfen!“