Wenn MS Hedi die Nachtluft mit frischen Beats erfüllt und Freizeitmatrosen über die Schiffsplanken tanzen, befindet man sich auf einer der drei Party-Barkasse der Hamburger Kulturflotte.
„He lücht!“ – Mit Stimmen, die scheinbar früher das Brüllen von Segelkommandos vor Kap Hoorn gewohnt waren, locken die Koberer der Barkassen an den Landungsbrückenzur „Grrrrouußen Haafenrrundfaat!“ Eine Barkasse braucht allerdings keine Koberer, um für lange Schlangen am Anleger zu sorgen: die Barkasse „MS Hedi“; ein ganz besonderer Kahn.
Die „Beat-Barkasse“ auf der Elbe
2003 hatte Veranstalter Andreas Schnoor die Idee, einen Klub direkt auf der Elbe zu etablieren, zum Beispiel auf einer festliegenden Barkasse. Dafür gab es allerdings keine Konzession, für Hafenrundfahrten mit Musikprogramm aber durchaus. Aus der Not wurde ein einzigartiges Partykonzept geboren: Immer freitags und sonnabends sowie an ausgewählten Wochentagen mietet Schnoor die „MS Hedi“ inklusive „Kapitän Rainer“ für mehrere Stunden an und schafft mit seiner Crew innerhalb von 20 Minuten CD-Player, frei schwingende Plattenspieler, Dekorationselemente zwischen Omas guter Stube und Trash-Disco sowie Getränke an Bord. Anschließend geht es mit der „Beat-Barkasse“ auf große Fahrt.
Mit viel Musik in den Sonnenuntergang
In der Regel ist die „MS Hedi“ von 17 Uhr an bis Mitternacht unterwegs und legt stündlich wieder an der Landungsbrücke 10 an, um Gäste ein- und aussteigen zu lassen. Während mal durch die Speicherstadt, mal durch den Köhlbrand oder auch in den Hansahafen getuckert wird, legen DJs aus populären Szeneclubs Sixties-Beat, Punk, Funk, Soul oder Garagenrock auf.
Zahlreiche Bands und Musiker spielten bereits auf schwankenden Planken, und Literaten-Landratten kämpften im Wind mit flatternden Seiten. Während die Misfits aus den Boxen dröhnen, Otis Redding am Dock sitzt oder Frau Schulz sozialistisches Liedgut singt, kämpft sich die „Hedi“ bei Sonnenuntergang durch die Wellen der Hauptfahrrinne, der Deckel des einzigen Bord-WCs klappert, das Schaukeln und Schlingern sorgt für besondere Stilvielfalt auf der Tanzfläche, manche Bierflasche geht über Bord.
Hamburgs Kultur-Flotte
Seefahrer-Romantik trifft Rock’n’Roll, wenn der ungewöhnlichste Club der Stadt in See sticht. Erlaubt ist, was dem Massengeschmack und Hafen-Touristen nicht gefällt – und doch ist der Andrang groß, der „Hedi“-Partyverband mit der „MS Claudia“ und „MS Christa“ längst zu einer wahren Kultur-Flotte angewachsen. Da inklusive Kapitän, Barfrau und Anleger-Crew nur 119 Passagiere auf der „Hedi“ Platz haben, gehen die meisten Fahrkarten bereits im Vorverkauf weg. Sie sind für den ganzen Abend gültig; wie lange die Fahrt geht, entscheidet die weitere Gestaltung des Abends – und die Seefestigkeit der Gäste.
Adresse: MS Hedi, Landungsbrücke 10, 20359 Hamburg, www.frauhedi.de
Ablegezeiten: Je nach Programm siehe Internet
Zusatzinformationen: Karten im Vorverkauf gibt es bei „Burnout Records“ (Beim Grünen Jäger 21), beim St. Pauli Tourist Office (Wohlwillstr. 1), bei der Theaterkasse Kartenhaus (Gertigstr. 4) oder auf Frau Hedis Homepage.
Nahverkehr: S 1 / S 3 / U 3, Haltestelle Landungsbrücken