Das Kunsthaus widmet ihr eine große Gruppenausstellung.
Die Hamburgerin Hanne Darboven (1941–2009), diese spröde, obsessiv konsequente Frau, war eine der wenigen Künstlerinnen ihrer Generation, die sich bleibend international durchgesetzt haben. In diesen Tagen wäre sie 75 Jahre alt geworden – Anlass für das Kunsthaus, ihr und vor allem den jüngeren Künstlern, die sich auf ihr komplexes Oeuvre beziehen, eine formidable Ausstellung mit vollen 43 Positionen zu widmen. Kuratiert haben sie die Darboven-Spezialistin Miriam Schoofs und Kunsthaus-Chefin Katja Schroeder. Ein Muss für alle, die Minimal Art und Konzeptkunst in ihren Anfängen und deren Fortentwicklung schätzen.
Hanne Darbovens Vater gehörte die Harburger Kaffeefirma J. W. Darboven, die übrigens nicht dieselbe ist wie die berühmtere Firma J. J. Darboven. Die vielen Aspekte, die Hanne Darboven in ihrem Werk sichtbar macht, greifen die ausgewählten Künstler jeder auf eine andere Weise auf. Oft geht es um das Verrinnen von Zeit, das Sammeln, Kombinieren und Ordnen von literarischen, fotografischen, musikalischen oder zeitgeschichtlich interessanten Dokumenten. Und um den Versuch, der Informationsflut und dem zeitweisen Chaos der Welt ein Ordnungssystem entgegenzusetzen.
Die Ankündigungsfahne für seine berühmteste Schülerin hat Almir Mavignier gestaltet, ihr noch immer rüstiger früherer Hochschul-Professor. Im Entrée prangt in einer Vitrine eine Text-Bild-Arbeit von Hanne Darboven, umringt von lauter Geistesverwandten. Isa Genzken zum Beispiel, die derzeit groß in Berlin ausstellt, zeigt drei Teile ihres aus Medienbildern collagierten New-York-Tagebuches. New York war die Stadt, in der Darbovens Oeuvre seinen Anfang nahm. Der große Raum ist dann ein Füllhorn interessanter Positionen, die für Besucher ausführlich erklärt werden.
Auf elf langen Tischen hat die Türkin Banu Cennetoglu fast alle deutschen Tageszeitungen nebeneinander gelegt, die am 11. August 2015 erschienen sind. Automatisch schwingen Fragen nach Relevanz von Nachrichten, Schwerpunkten und visueller Kommentierung mit. Der Künstler Armin Chodzinski bindet sich in einem Endlos-Video immer wieder eine andere Krawatte um, Zeichen aller Büroarbeiter, Zeichen für willigen Arbeitseifer.
Kleine, luftige Wortspiele rund um die eigene Schreibblockade erfindet die Fotokünstlerin Natalie Czech, und zaubert immer neue Bedeutungen hervor, indem sie einzelne Wörter weglässt. Damit schafft sie zugleich eine minimalistisch-abstrakte bildliche Ebene. Die amerikanische Konzeptkünstlerin Channa Horwitz schließlich fertigt Zeichnungen, die Diagrammen ähneln, und in deren Rhythmus sich zeitliche Einheiten und eine gewisse Zahlenmystik ablesen lassen.
Ausstellung „... und eine welt noch“ Mi 4.5. 11 bis 18 Uhr, Kunsthaus, Klosterwall 15, Eintritt 5, ermäßigt 3 Euro, Schüler 1,50 Euro; die Ausstellung läuft noch bis 26.6., dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr