Hamburg. Man muss nicht in die City fahren, auch am Stadtrand gibt es tolle Köche – zum Beispiel in Niendorf. Teil 19 der großen Serie.

Eine Terrasse oder einen eigenen Garten haben viele in Niendorf. Da liegt in dieser Jahreszeit naturgemäß sehr oft der Duft von Gegrilltem in der Luft. Doch, erstens ist das Wetter nicht immer danach, und zweitens gibt es auch in diesem Stadtteil empfehlenswerte Adressen, wenn man nicht selbst am Herd oder am Grill stehen will. Kulinarische Experimente sind hier selten, aber es fällt auf, dass sich etliche Restaurants schon seit 30 Jahren und länger im Stadtteil behaupten. Meist sind sie seit Langem in familiärer Hand und sorgen für konstant gute Qualität, es gibt aber auch Neues zu entdecken.

1. Osteria Liguria Jedes Jahr im August macht Giorgio Bellini Urlaub in der Heimat, aber abgesehen davon ist der gebürtige Italiener aus Ligurien sieben Tage die Woche für seine Gäste da. Die Osteria feiert in diesem Jahr den 40. Geburtstag, Bellini ist seit 1981 dabei. Das gepflegte italienische Lokal mit den schwarz-weißen Bodenfliesen und den weißen Tischdecken bietet den ganzen Tag warme Küche an. Auf der Karte stehen Pizza, Pasta sowie klassische Fleischgerichte (z. B. Saltimbocca alla romana für 18 Euro) und frischer Fisch. Giorgio Bellini bietet auch täglich zwei Mittagsmenüs an, das eine stets mit Antipasti und Pasta (11,50 Euro), das zweite mit Suppe und Fisch- oder Fleischgang (14,50 Euro).
Kollaustraße 125, tgl. 12–22.30 Uhr, 040/582569, www.osteria-liguria.de

Giorgio
Bellini ist Chef
in der Osteria
Liguria
Giorgio Bellini ist Chef in der Osteria Liguria © HA | Michael Rauhe

2. Pulvermühle Bei Sonnenschein sollte man unbedingt auf der großen Terrasse mit den Holzmöbeln Platz nehmen, aber wesentlich beein­druckender ist die Pulvermühle im Innern. In der ehemaligen Gasfabrik hat Jörg Weisflog mit seinem Geschäftspartner Akaki Togonidze im vergangenen Jahr das Restaurant eröffnet – der hohe Gastraum hat freigelegte Ziegelwände und ist modern-rustikal eingerichtet. Ein gelungener Neuzugang in der Niendorfer Gastroszene. Obwohl das Restaurant ziemlich versteckt hinter der Automeile Nedderfeld und dem Bauhaus liegt, ist man abends gut beraten, einen Tisch zu reservieren.

Es hat sich herumgesprochen, dass man hier sehr gut hingehen kann. Es gibt ein paar Pizzavarianten (sehr schmackhaft die Margherita für 8,50 Euro), mehrere Salate, Pasta und Steakgerichte (ab 22,50 Euro), Beilagen kosten extra. Köstlich beispielsweise ist der Pulvermühlensalat mit Blattsalaten und rosa gegrillten Rumpsteakstreifen, mit 16,50 Euro recht teuer, macht aber durchaus satt. Sehr schmackhaft sind auch die Saftschorlen, die in der Karaffe serviert werden (0,5 Liter für 4,50 Euro). Ideal für größere und kleinere Feiern sind die separaten, ebenfalls sehr geschmackvoll eingerichteten Räume.
Bei der Pulvermühle 1, Mo–Fr 12–15 Uhr, Mo–Sa ab 17, So ab 12 Uhr, 040/22864948

Ziemlich neu und ziemlich beliebt: das Restaurant Pulvermühle. Inhaber Jörg Weisflog mit Kellnerin Nathalie Karp in der ehemaligen Gasfabrik
Ziemlich neu und ziemlich beliebt: das Restaurant Pulvermühle. Inhaber Jörg Weisflog mit Kellnerin Nathalie Karp in der ehemaligen Gasfabrik © HA | Marcelo Hernandez

3. Waldcafé Corell Mitten im Niendorfer Gehege lockt seit vielen Jahren eine Gaststätte, das Waldcafé Corell. Die Bezeichnung Café beschreibt das Lokal nur unzureichend, denn hier gibt es gute deutsche Küche. Frank Corell führt das Restaurant, das sein Vater Herbert 1981 eröffnet hat, in zweiter Generation.

Das Holzblockhaus mit dem Grasdach ist so beliebt, dass man immer reservieren sollte. Die warme Farbe des Holzes macht den kuppelförmigen Gastraum, der etwas von einer Kathedrale hat, besonders behaglich. Vier Köche sorgen dafür, dass es durchgehend warme Küche gibt und nachmittags nicht nur Kaffee und Kuchen. Besonders beliebt sind die Wildgerichte, z. B. Wildschweinbraten (kleine Portion 16,90 Euro/groß 19,90 Euro,) oder Wildgulasch (16,90/19,90 Euro), aber auch Roastbeef mit Bratkartoffeln (15,50/17,50 Euro). Dazu kommen saisonale Angebote wie Spargel, Maischolle und Matjes.

Wer es eilig hat, holt sich selbst etwas an der Selbstbedienungstheke des Kioskgartens und nimmt auf den Bänken vor dem Haus Platz. Und weil man gleich nebenan Pony reiten kann, ist der Ausflug in das Gehege für die ganze Familie perfekt.
Niendorfer Gehege 50, Di–So 11–22 Uhr, 040/585378, www.waldcafe-corell.de

4. Gasthaus Pilio Zu zweit finden Besucher fast immer einen Platz. Wer zu viert kommt, sollte lieber einen Tisch reservieren. Die Niendorfer mögen ihr Gasthaus Pilio und sorgen stets für guten Besuch in dem Lokal am Tibarg, das seit 24 Jahren Restaurant, Kneipe und Familienbetrieb zugleich ist. Hier treffen sich Nachbarn und Geschäftsleute zu Wein und Bier am Tresen oder genießen griechische Spezialitäten. Der Klassiker Gyros, Pommes (10,70 Euro) gehört ebenso zum Angebot wie Leckereien, die nicht jeder Grieche auf der Karte hat. Dazu gehört beispielsweise ein Calamari-Salat mit dicken Bohnen und gegrillten Auberginen (9,20 Euro) oder die zarten Leberstückchen mit Paprika und geschmorten Zwiebeln (13,90 Euro). Mittagstisch gibt es ab 7,30 Euro.

Die Geschwister Athanasia Stergatou und Stavros Stergatos begrüßen jeden Gast persönlich und legen großen Wert auf die familiäre Atmosphäre. Sie beschäftigen ausschließlich Stammpersonal, das sich auch bemüht, Extrawünsche zu erfüllen. Keine eingelegten Weinblätter zum Salat? Darf es dafür ein bisschen mehr hausgemachtes Tarama sein?
Tibarg 33a, Di–So 12–23.30 Uhr, 040/582214, www.gasthaus-pilio.de

5. Han Yang Seit 1982 gibt es das Han Yang nun schon in Niendorf. Vor zwei Jahren ist das chinesische Restaurant vom Schippelsweg an den Tibarg gezogen – laut Inhaberin Ming-Chu Yu eine sehr gute Entscheidung. Ihr Vater war Chefkoch im ersten chinesischen Restaurant Hamburgs in den Colonnaden, durch ihren Ehemann Cheung-Hing Fung landete auch sie schließlich in der Gastronomie. Die Niendorfer danken es ihnen, sie kommen in Scharen. „Scharfe Gerichte laufen besonders gut“, sagt Ming-Chu Yu. Ehemann Fung bereitet authentische Küche zu, nur bei den Zutaten gebe es Zugeständnisse, sagt Yu. Durchwachsenes Fleisch etwa löse hier keine Begeisterung aus. Und dass es zu jedem Gericht Reis gebe, sei auch nur in Deutschland Tradition.

Beliebt ist der Mittagstisch, beispielsweise Krabben und Hühnerfleisch mit acht Kostbarkeiten (8,50 Euro) oder Huhn Sichuan-Art (6,50 Euro). Gelegentlich bietet das Restaurant auch Büfetts und mehrgängige Menüs an. „Die Gäste sind experimentierfreudig, ich kann hier ganz viel anbieten. Sie probieren auch mal Qualle, wenn das einer von mehreren Gängen ist“, sagt Yu.
Zum Markt 1, Di–Sa 12–15 und 18–22.30 Uhr, So 12–22 Uhr, 040/5523715, www.han-yang.de

Inhaberin Ming-Chu Yu vom Restaurant Han Yang
Inhaberin Ming-Chu Yu vom Restaurant Han Yang © HA | Michael Rauhe

6. Schweizer Haus Das Schweizer Haus ist bereits seit fast einem Jahrhundert in Familienbesitz. „Meine Urgroßeltern haben es in den 20er-Jahren gekauft“, sagt Mitinhaber Michael Vierth. Lange wurde die Schankwirtschaft von der Familie betrieben, ehe es verpachtet wurde. Nun ist es seit knapp drei Jahren erneut in Familienhand. Das Restaurant wurde umfassend renoviert und ist jetzt wieder eine gute Adresse, um essen zu gehen. Es gibt eine wöchentlich wechselnde Karte, darauf stehen aber immer Burger, Pasta und Salate (z. B. Caesars Salad 11,90 Euro) in unterschiedlichen Varianten. In der nächsten Zeit kommt natürlich viel Spargel auf den Tisch. Aber am beliebtesten ist laut Gastgeber Vierth nach wie vor das Roastbeef mit Bratkartoffeln (16,90 Euro).

Donnerstags und freitags gehen die Niendorfer gern aus, da sollte man in dem Lokal (65 Plätze) lieber einen Tisch reservieren. Aber in den kommenden Monaten werden vermutlich die 120 Plätze im Garten besonders begehrt sein. Und da zählt: Wer zuerst da ist, findet Platz, reserviert wird draußen nicht.
Hadermanns Weg 57, Mo–Do 16.30–24 Uhr, Fr 16.30–1 Uhr, Sa 15–24 Uhr, So 15–20 Uhr, 040/30717656

7. Victors Von der Kneipe zum Restaurant, vom Handballer zum Gastronom: Im Januar hat das Victors im Quedlinburger Weg 25. Jubiläum gefeiert. Neben den Bratkartoffeln zum Schnitzel (ab 13,90 Euro) und hausgemachtem Sauerfleisch (12,90 Euro) gibt es unter Leitung des Chefs Victor Eiser jetzt eine erweiterte Palette an Speisen – unter anderem Antipasti (8,90 Euro) und Chateau­briand mit frischem Gemüse (für zwei Personen, 500 Gramm, 57,50 Euro). Dazu ein Glas Wein, ein Bier im Restaurant oder auf der Terrasse. Jeden Sonnabend und Montag gibt es wechselnde Angebote (zum Beispiel Spare Rips mit Pommes für 9,90 Euro). In Planung für dieses Jahr sind zudem eine „Spanische“ und „Weiße Nacht“. Zur Fußball-WM können die Gäste die Spiele auf zwei großen Leinwänden verfolgen.
Quedlinburger Weg 84, Mo–Fr 16–24 Uhr, Sa 11–24 Uhr, 040/5517422. www.victors-niendorf.de

8. Trattoria Pirandello Mit den rot-weiß karierten Tischdecken und den dunklen Möbeln ist die Trattoria Pirandello das ideale kleine italienische Restaurant, das man gern in seiner Nachbarschaft hat. Das Lokal in Niendorf Nord hat nur 35 Plätze, draußen gibt es aber auch etliche Tische. Wirt Bafti und sein sizilianischer Koch Mario servieren hausgemachte Nudeln (z. B. Trüffelravioli für 14,90 Euro), Lasagne (9,90 Euro) und knusprige Pizza (ab 7,90 Euro). Empfehlenswert ist auch das Drei-Gänge-Menü mit Antipasti, Fisch- oder Fleischgang und einer Dessertvariation (21 Euro). Das Pirandello bietet auch preiswerten Mittagstisch an – es gibt eine Pizza des Tages für 6,90 Euro, ein kleines Menü mit Salat oder Suppe, gefolgt von Fisch oder Fleisch für 9,90 Euro oder Pasta ab 6,90 Euro.
Nordalbingerweg 17, Di–Fr 12–15/17.30–22 Uhr, Sa/So 17–22 Uhr, 040/55598570, www.trattoria-pirandello.de

Alle Teile der Serie unter abendblatt.de/gastromeilen