Hamburg. In Harburg hat sich eine innovative Szene entwickelt, die von Tradition bis Eventrestaurant reicht. Teil 16 der großen Serie.
Einer der Stammgäste ist für die klare Tomatensuppe des „Leuchtturm“-Chefs Frank Wiechern jahrelang alle zwei Wochen aus Dortmund nach Harburg gereist. Und glaubt man den Kennzeichen der Autos vor diesem eindrucksvollen Haus am See, hat sich die Qualität der wiechernschen Küche bereits weiter herumgesprochen als lediglich bis in den Norden Hamburgs. Vor allem Fisch bestellen die Gäste hier im Harburger Stadtpark, an der „Alster des Südens“, der Außenmühle.
1. Leuchtturm Traditionelle Gerichte in hanseatischer Interpretation – das ist die Kernkompetenz der Leuchtturm-Crew. Die Bouillabaisse aus Nord- und Ostsee ist längst genauso legendär wie das Surf&Turf, bei dem ein Jakobsmuschel-Gamba-Spieß sich auf Filet vom Angus-Ochsen wiederfindet. Grüner Spargel, Steinpilz-Parmesan-Risotto, ein Hauch Tomate und Basilikum-Pesto runden das Bild ab. Feiern und Empfänge lassen sich hier ganz individuell planen, auch mittags ist der Leuchtturm meist schon gut besucht.
Außenmühlendamm 2, täglich ab 12 Uhr, 040/70299777, www.leuchtturm-harburg.de
2. Bootshaus Gleich gegenüber von Harburgs gastronomischem Leuchtturm liegt das optisch dagegen bescheidene Bootshaus. Auch die Karte gibt sich hier weit weniger spektakulär – was aber nicht heißt, dass das Bootshaus nicht auch einen Besuch wert wäre. Bei Sonnenuntergang sitzt man hier so idyllisch, dass das Servierte fast zur Nebensache wird. Doch das, was kommt, ist morgens, mittags und abends ordentlich: Frühstück (sonntags), Kuchen, Flammkuchen, Burger, Steaks und Matjes. Ehrliche, bodenständige und nicht zu teure Küche. Harburger Kinder lieben die Pommes, die es auch auf der Parkplatz-Seite an der Kiosk-Klappe gibt.
Gotthelfweg 2a, Mo bis Sa ab 11.30 Uhr, So ab 9.30 Uhr, 040/7642485, www.bootshaus-harburg.de
3. Momento Di Weg vom See, rein in den Binnenhafen, dem sowohl gastronomisch als auch architektonisch innovativsten Areal des Hamburger Südens. Als einer der Pioniere eröffnete der auf Sri Lanka geborene Thiruketheeswaran Karalasingam, den Gäste der Einfachheit halber „Kethees“ nennen, das Momento Di. Am Lotsekanal verbindet er Asien, Italien und Norddeutschland – und lässt seine Gäste spüren, dass er es liebt, Koch und Gastgeber zu sein. Dienstags bis sonnabends geht es schon mittags los. Bis der letzte Abendgast gegangen ist. Was manchmal sehr lange dauern kann. Besonderer Tipp: die Terrasse über dem Wasser.
Veritaskai 3, Di bis Fr 12 – 22 Uhr, Sa 17 – 22 Uhr, 040/76755594, www.momentodi.com
4. Nordlicht Mit Kreativität, Können und Beharrlichkeit hat sich das junge Team des Nordlichts gegenüber des Momento Di weit nach oben in die Liste der Hamburger Top-Restaurants gearbeitet. Inhaber Marian Hansen und Küchenchef Christopher Weigel verarbeiten – fast schon eine Selbstverständlichkeit auf diesem Niveau – nachhaltige und regionale Produkte. Hansen und Weigel bringen Klassiker wie Eintopf oder Frikadellen auf den Tisch. Doch stets sind sie hier neu und modern interpretiert. Hansen und Weigel haben zur neuen Saison auch die Gastronomie der Wasserskianlage am Neuländer See übernommen.
Im „Eisvogel“ wollen sie Bistro-Küche anbieten, von „Currywurst in gut“, wie Christopher Weigel sagt, bis zu Flammkuchen wird das Spektrum reichen, auch Gulaschsuppe und Pulled Pork Burger beinhalten. Weigel: „Derzeit ist am Wochenende geöffnet. Wir planen aber, je nach Betrieb der Wasserskianlage, die bisherigen Sommeröffnungszeiten von 12 bis 21 Uhr auszuweiten.“ Damit gewinnt Harburg eine fantastische Restaurant-Terrasse hinzu.
Nordlicht, Veritaskai 2, Di und Mi 18 – 22.30, Do und Fr 12 – 15 und 18 –22.30, Sa 18 – 22.30, So 12 – 21 Uhr, 040/76793389, www.restaurant-nordlicht.de
Eisvogel, Am Neuländer Baggerteich 3, www.eisvogel-hamburg.jimdo.com
5. Silo 16 In einem ehemaligen Getreidespeicher am Schellerdamm bieten die Betreiber des Silo 16 italienische Küche auf einem Niveau, das fast so hoch ist wie die Kuppeln des eindrucksvollen Gebäudes. Wert legt Chef Renzo Ferrario auf Raffinesse, Leichtigkeit und Abwechslung. Legendär sind die Piadinas und die Pizzen. Die Trüffel-Tagliatelle werden am Tisch im Parmesan-Laib geschwenkt. Ein Gedicht! Aber auch die Ossobuco-Ravioli und die Hirsch-Medaillons sind jederzeit eine Reise wert. Dies umso mehr, wenn die Terrasse geöffnet ist. Aufgrund der Säulen und „Inseln“ im Restaurant wirkt das große Silo nie hallig oder laut.
Schellerdamm 16, Mo bis Fr 12 – 15 und 18 – 22, Sa 17 – 22 und So 12 – 22 Uhr, 040/41 541494, www.silo16.com
6. Schwerelos Dieses Restaurant ist kein Platz für Gourmets, Rendezvous oder Candle-Light-Dinner mit Heiratsantrag. Eltern steuern dieses „Achterbahn-Restaurant“ aber immer wieder an, wenn sie ihre Kinder entscheiden lassen, wo gegessen werden soll. Die Gerichte werden am iPad ausgewählt und schweben meist schon nach kurzer Zeit mit Karacho über ein Schienensystem runter an die runden Tische. Auf drehbaren Tischplatten müssen sie dann nur noch zum korrekten Besteller weitergereicht werden. Das ist ebenso kommunikativ wie faszinierend. Dass es während des Restaurantbesuchs an allen Ecken und Enden klappert und scheppert gehört hier dazu. Für Kindergeburtstage und Junggesellenabschiede gibt es Sonderarrangements.
Harburger Schlossstraße 22, Di bis Do 16 – 23, Fr bis So 11.30 – 23 Uhr, 040/89721310, www.rollercoaster-hamburg.de
7. Di Candele Hier gibt es ihn noch, den kleinen Italiener an der Ecke, an dem der Chef bedient, die Familie in der Küche rackert und die Gäste mit Überschwang, Klassikern und Vino verwöhnt werden. Das Di Candele am Rande der Lämmertwiete hat nicht mal ein Dutzend Tische. Aber eine Pizza, von der sich manch Großgastronom gern eine Ecke abschneiden würde. Dabei kommt es so bescheiden daher, dass man Gefahr läuft, es zu übersehen. Bei der Speisenauswahl darf man sich gern auf die Empfehlungen von Wirt Nico (Sohn eines Sarden und einer Nordgriechin) verlassen. „Essen ist Lebensstil und Kultur, so lautet unsere Grundidee. Gute Küche bleibt nie stehen“, sagt Nico.
Kl. Gasse 6, Di bis So, 17 – 23 Uhr, 040/69647790, www.dicandele.de
8. Al Limone Als „kleine Bühnen“ begreift Francesco Benzoni im beliebten Al Limone seine Teller. Die Darsteller, Pizza, Pasta, saisonale Fisch- und Fleischgerichte, erfahren in der offenen Küche eine liebevolle Behandlung. Vegetarier stehen auf Fusilloni mit braunen Champignons, getrockneten Tomaten und Blattspinat, Fleischesser freuen sich im Frühling auf gefüllte Hühnerbrust an Gorgonzolacreme mit Wokgemüse und Kartoffeln brunoise. Jüngst hat das Al Limone den erfolgreichen Mittagstisch eingestellt. Nun konzentrieren sich Benzoni und Team auf Catering und Abendgeschäft. Glaubt man den Stammkunden, tut das dem Restaurant sehr gut.
Lämmertwiete 12, Mo bis Sa ab 16 Uhr, 040/7679032, www.allimone.de
9. Black Rock Recht neu in der Harburger Gastro-Szene ist das Black Rock, das Marcel Oliver Tavares Klühn, Sohn des langjährigen Harburger Gastronomen Oliver Klühn, betreibt. Die Burger tragen Namen wie Dirty Dörte, Pullerman oder R.I.P., schmecken aber trotzdem ausgezeichnet. Die Steaks kommen aus dem 850-Grad-Beefer. Da kann man nicht viel falsch machen. Zumal bei diesen Preisen: Das Tender Sirloin Filet (200 Gramm) kommt für 22,50 Euro aus der Küche, wer es etwas leichter mag, ist mit dem marinierten Büffel-Mozzarella gut bedient, der mit Salat, Honig, Ingwer und Cherrytomaten angemacht ist.
Lämmertwiete 9, Mo bis Do 12 – 22, Fr 12 – 23, Sa 17 – 23 Uhr, 040/33492254, www.southside-harburg.de
10. Helms Lounge Mantu, Maisce Qabule Palau und Ghorme Morgh: So heißen Spezialitäten, die die Helms Lounge auf ihrer Karte hat. Die Betreiber Taher Moghadam und Naiem Sahrifi sind Afghanen und servieren (auch) die fantastische Küche ihrer alten Heimat im lichten, gläsernen und sehr modernen Ambiente des Foyers im Helms Museum.
Museumsplatz 2, Mo bis Sa, 9.30 – 22, So, 9.30 bis 18 Uhr, 040/76755799, www.helms-lounge.de
11. Lilium Für besondere Anlässe wählt der Harburger – und nicht nur der – seit vielen Jahren gern das Privathotel Lindtner im grünen Heimfeld. Das Restaurant Lilium überzeugt mit einer kleinen, sehr feinen Karte. Darauf: Saisonale, fantasievolle Kreationen wie Krustentierschaumsuppe mit gegrillter Melone, Meeresspargel, Sepiakoralle und Limettengel. Oder, für den, der’s mag, „Stubenküken von vorn bis hinten mit Buchenpilzen, Brokkolicreme, Kräutern und essbaren Steinen“. Grande Dame Heida Lindtner und ihr Personal beweisen hier Tag für Tag, dass ihr Hotel mitsamt Gastronomie (zu der auch noch die „Diele“ mit bodenständigerer, norddeutscher Küche gehört) deutschlandweit zur Spitze zählt.
Heimfelder Straße 123, täglich 12 bis 22.30 Uhr, 040/790090, www.lindtner.com
12. Bruzzelhütte Zu guter Letzt gehört eine Kultstätte mit zu einer gastronomischen Rundreise durch den Süden. Von außen lediglich eine Bretterbude bietet die Bruzzelhütte drinnen Deutschlands schärfste Currywurst. Hier praktizieren Schärfe-Wettesser, die zu Events in ganz Deutschland reisen. Wer möchte, bestellt sich Currywurst „Sterbehilfe“ oder „Endstation“ mit Schärfegraden von mehreren Millionen Scoville. Wobei man wissen muss, dass Tabasco mit etwa 3500 Scoville taxiert wird. Zur Beruhigung: Niemand muss hier scharf essen. Es gibt auch gute, herkömmliche Imbisskost.
Bremer Straße 239, Mo, Di, Mi, Fr, Sa 11 – 21, Do 11 – 22 Uhr, www.bruzzelhuette.com
Alle Teile der Serie unter abendblatt.de/gastromeilen