Hamburg. Hamburger-Kette sucht neue Wege für die Zukunft. Block Gruppe investiert in Ausbau der Fleischerei und Dachbar im Grand Elysée.
Schon bei die Bestellung wird klar, dass es in diesem Jim-Block-Restaurant ein bisschen anders läuft als gewohnt. Zur Auswahl stehen nur noch fünf verschiedene Hamburger statt acht plus Veggie-Varianten wie in anderen Filialen der Kette. Sie sind ganz rechts auf der Speisekarte über der Theke angeschlagen. Augenfälliger, genau in der Mitte, werden sogenannte Pure Burger und Pure Chicken, also Fleisch ohne das obligatorische Brötchen, angepriesen. Menüs, sicherer Umsatzbringer jedes Fast-Food-Anbieters, gibt es nicht. Das Getränkeangebot wurde dagegen erweitert, um Fruchtschorlen, Weine, Craftbeer, Gin Tonic. Und nach dem Bezahlen sagt die Frau an der Kasse freundlich: „Wir bringen Ihnen Ihre Bestellung gleich an den Tisch.“ Nicht selten sieht sie in verblüffte Gesichter.
In der Filiale am Langenhorner Markt testet die Hamburger Burger-Braterei gerade das Konzept der Zukunft. „Wir probieren verschiedene Sachen“, sagt Eugen Block, zu dessen Gastronomie-Imperium Jim Block gehört. Gut einen Kilometer Luftlinie entfernt sitzt er mit dem Vorstandsvorsitzenden der Block-Gruppe, Stephan von Bülow, in der Firmenzentrale in einem Gewerbegebiet in Hummelsbüttel. Offenbar soll bei Jim Block einiges anders werden. Oder muss es anders werden? „In einem veränderten Marktumfeld geht es darum, den richtigen Weg für Jim Block zu finden“, beschreibt von Bülow die Situation etwas umständlich.
22 Millionen Euro Umsatz
Es sei nicht so, dass das Geschäft an den bundesweit zwölf Jim-Block-Standorten, neun davon in Hamburg, nicht laufe. 22 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftete die Kette im vorigen Jahr. Im Vergleich zu 2016 ist das eine leichte Steigerung um 300.000 Euro. Dass es nicht mehr war, führt der Block-Chef unter anderem auf die renovierungsbedingte dreiwöchige Schließung des für die Kette wichtigen Standorts am Jungfernstieg zurück. Fakt ist aber auch, dass der angekündigte Wachstumskurs von jährlich zwei bis drei neuen Filialen stagniert. Das Ziel, bundesweit bis 2020 mit insgesamt 30 Jim-Block-Restaurants vertreten zu sein, ist schon länger ad acta gelegt. Seit mehr als einem Jahr gab es überhaupt keine Neueröffnung.
Der Markt ist hart umkämpft, zahlreiche neue Anbieter vor allem im Premium-Segment eröffnen neue Restaurants. Unter anderem hat die US-Burger-Kette Five Guys einen Standort in Hamburg angekündigt. „Burger bleibt ein Thema“, sagt Andreas Lauszat, Branchenexperte beim Marktforschungsunternehmen npdgroup Deutschland. Das Wachstum in dem Segment lag 2017 laut Konsumentenpanel Crest bei 2,6 Prozent und damit über dem allgemeinen Besuchsanstieg im Gastro-, Außer-Haus- und Lieferservice-Markt von 1,1 Prozent. „Die Frage ist, ob die Wachstumsraten in der gleichen Geschwindigkeit weiter steigen“, so Lauszat. In den vergangenen drei Jahren schwächte sich der Trend von 5,6 Prozent (2015) über 3,5 Prozent (2016) auf 2,6 Prozent (2017) deutlich ab.
Detailverliebter Chef
„Wir machen uns Gedanken, weil wir weitsichtig sind“, sagt Gründer Block, der 1973 die erste Jim-Block-Filiale in der Spitaler Straße eröffnet hatte und als erster deutscher Gastronom Burger auf dem Teller und mit Messer und Gabel servierte. Der 77-Jährige ist für seine detailverliebte Innovationsstrategie bekannt und dafür, dass er sich als Mehrheitsgesellschafter (76 Prozent) auch im Pensionsalter noch kräftig einmischt. Auf der Geschäftsführungsetage am Firmensitz gibt es eine Wand, an der seine Weisheiten aus 50 Jahren Unternehmerleben gesammelt sind. 60 insgesamt, eine lautet: „Nicht allen recht machen, sondern richtig machen.“
Nur ein paar Schritte sind es von dort ins Gründerzimmer. Der riesige Raum mit viel Holz, Vogelgezwitscher vom Band und ellipsenförmigem Tisch in der Mitte öffnet sich auf eine Dachterrasse mit Blick über das Block’sche Areal. 15.000 Quadratmeter auf der einen Seite des Lademannbogens, noch mal 22.000 Quadratmeter schräg gegenüber. Von hier wird die Expansion der Gruppe mit knapp 2500 Mitarbeitern gesteuert. Eugen Block, der den Vorsitz im Aufsichtsrat 2016 abgegeben, seine drei Kinder in das Kontrollgremium geholt und ihnen jeweils acht Prozent der Firmenanteile überschrieben hatte, kommt drei- bis viermal in der Woche ins Büro. Dann nimmt er gern am großen Konferenztisch Platz, an dem das streitbare CDU-Mitglied auch schon mit Kanzleramtsminister Peter Altmaier (CDU) diskutiert hat.
Doppelte Fläche
Jetzt liegen auf der matt glänzenden Oberfläche Pläne für die Erweiterung der Fleischerei, die in diesem Jahr starten soll. „Wenn wir jetzt nicht ausbauen, haben wir bald Produktionsengpässe“, sagt Geschäftsführer von Bülow. Block produziert Steaks, Burger-Patties oder Carpaccio längst nicht mehr nur für die eigenen Restaurantketten Block House und Jim Block sowie die eigene Handels-Linie, sondern auch für andere Anbieter und Fleischtheken etwa bei Famila. Das Umsatzvolumen hat sich innerhalb von zehn Jahren auf 104,3 Millionen Euro 2017 verdoppelt. Jetzt soll auch die Fläche der Fleischerei auf das Doppelte wachsen, von 7500 auf 15.000 Quadratmeter. Investitionskosten: zwischen neun und zehn Millionen Euro. Im nächsten Jahr soll der Umbau abgeschlossen sein.
Das Familienunternehmen ist weiterhin auf Expansionskurs. Der Gesamtumsatz der Gruppe konnte 2017 auf 382 Millionen Euro gesteigert werden. Das entspricht einem Wachstum von vier Prozent. In diesem Jahr will die Block Gruppe die 400-Millionen-Euro-Marke knacken. Schon im Herbst wurde mit der Block Logistik eine eigene Spedition ausgegründet. Derzeit fahren vier firmeneigene Trucks durch die Republik, ein weiterer Lastwagen für die innerstädtische Anlieferung ist bestellt. Der Umsatz des neuen Betriebs liegt bei knapp neun Millionen Euro. Umsatzsteigerungen verzeichnet auch die Brauerei Block Bräu an den Landungsbrücken, mit einem Plus von 700.000 Euro auf sieben Millionen Euro Jahreserlös. „Wir profitieren von den Besuchern durch die Eröffnung der Elbphilharmonie“, sagt Eugen Block und freut sich sichtbar.
Firmengründer Eugen Block sorgte für Preissenkung
Auch die Zahl der Block-House-Restaurants, mit denen der Wahl-Hamburger vor 50 Jahren die Systemgastronomie in Deutschland begründete, soll weiter steigen. Im Mai eröffnet die Kette das 51. Steakhaus in Augsburg. In Planung sind Standorte in Düsseldorf und Berlin sowie ein Haus im spanischen Malaga. Zuletzt hatte die Kette in Wien am Naschmarkt ein Block House aufgemacht. Der Start im Land der Schnitzel läuft zögerlich. „Wenn man in eine neue Stadt und ein neues Land kommt, braucht man schon mal zwei Jahre Anlaufphase“, sagt Stephan von Bülow. Er sei optimistisch, dass die Österreicher die Gasthäuser aus dem Norden Deutschlands noch mehr lieben lernten.
Weitere Investitionen plant die Block Gruppe auch in ihr Luxushotel Grand Elysée im feinen Stadtteil Rotherbaum. Bis zum Sommer soll auf dem Dach eine neue Rooftop Bar entstehen. Bereits im vergangenen Jahr war die Erneuerung der 300 Zimmer abgeschlossen, zudem die Rezeption, Lobby, Bar und Brasserie für etwa zwölf Millionen Euro neugestaltet worden. Das Fünf-Sterne-Haus, das bewusst nicht mit Online-Buchungsportalen zusammenarbeitet, hat bei einem Durchschnittspreis von 185 Euro eine Belegungsquote von 60 Prozent. Angestrebt ist eine Steigerung auf 64 Prozent.
Das passt zur Philosophie von Firmenpatriarch Eugen Block, der 2017 mit dem Hamburger Gründerpreis für sein Lebenswerk ausgezeichnet worden war und laut einer Liste des „Manager Magazins“ zu den 50 reichsten Hamburgern zählt. „Größe allein kann nicht das Ziel sein“, ist auch so eine seiner Weisheiten. Im Jim-Block-Entwicklungshaus in Langenhorn läuft die Testphase auf unbestimmte Zeit weiter. Unter anderem soll auch noch das Interesse an Hamburgern im Vollkornbrötchen getestet werden. Dabei leistet sich das Unternehmen auch Umsatzrückgänge. Gerade jedoch zog Gründer Block in einem Fall selbst die Notbremse. Kunden hatten kritisiert, dass nach der Streichung des Menü-Angebots die Gesamtkosten für die Standardzusammenstellung Hamburger, Pommes, Cola gestiegen waren. Der Senior-Chef verfügte daraufhin eine Preissenkung in der Filiale. Gelernt ist gelernt.