Hamburg. Die Große Elbstraße bietet Fisch in allen Formen. Aber auch Flair und viel Abwechslung direkt am Fluss. Teil zwei der großen Serie.

Lange ist es her, dass Damen in roten Lackstiefeln hier zwischen Lagerhallen und Kisten mit auf Eis gelagertem Fisch ihre Dienste anboten. Den Fischmarkt Hamburg Altona gibt es immer noch – aber ansonsten hat sich die Große Elbstraße in den letzten Jahren sehr herausgeputzt; nicht nur mit neuen Glasbauten, sondern auch mit einer großen kulinarischen Vielfalt. Die Straße ist zu einer echten Gastromeile geworden, die Tester vom „Feinschmecker“ haben hier alle Münder voll zu tun.

1. Au Quai Ein Buddha im Eingangsbereich verheißt es schon: Hier kann man entspannt essen. Tannenbäume hängen kopfüber von der Decke, an den rötlichen Wänden leuchten Bilder, die an da Vincis „Abendmahl“ erinnern. Die Weintresore hinter Glas und eine neue Lounge für 30 Personen sehen so schick aus, als läge dieses Lokal in New York City. Seit 16 Jahren gibt es das Au Quai, es ist auf französische Spezialitäten und Fisch ausgerichtet. Während das Sashimi von Tuna und Lachs (16,90 Euro) und Ceviche von der schottischen Jakobsmuschel (18,90 Euro) noch als Vorspeise durchgehen, kann man sich an der großen Bouillabaisse mit Kabeljau, Garnelen, Pulpu, Parmesan, Rouille und Croutons (29 Euro) richtig satt essen. „Unsere Bouillabaisse ist die beste der Stadt, sie kocht sechs Stunden lang“, behauptet Restaurantchefin Sylviane Caressa selbstbewusst. Die Italo-Französin spricht fünf Sprachen und steht auch sonst für die Internationalität, die das Restaurant ausmacht.
Große Elbstraße 145B, Mo–Sa ab 17.30 Uhr, 040/38037730, www.au-quai.de

2. Fischereihafen Restaurant Der Klassiker und eine echte Institution an der Großen Elbstraße. Die Fotos in der Oyster Bar zeigen berühmte Gesichter: Angela Merkel, Franz Beckenbauer, Formel-1-Fahrer Mika Häkkinen – die Liste der Prominenten, die die Stufen hochgingen und die niedliche Fischtürklinke herunterdrückten, ist lang. Wer Labskaus mit Spiegelei und Gabelmops (Probierportion 9,50 Euro) oder Nordsee-Steinbutt mit Sahnemeerrettich, zerlassener Butter und Heidekartoffeln (49 Euro) genießt, kommt sich vor wie auf einem sehr edlen Kreuzfahrtschiff. Draußen mag sich die Welt immer hektischer weiterdrehen, im 1981 eröffneten Fischereihafen Restaurant wird das Traditionelle gepflegt. Manche Mitarbeiter arbeiten seit 20 Jahren hier, die vielen Stammgäste kommen auch deshalb, weil sie stets auf vertraute Gesichter treffen.
Große Elbstraße 143, täglich ab 11.30 Uhr, 040/381816, www.fischereihafenrestaurant.de

3. Fischbeisl Süddeutsche, Österreicher und Schweizer wissen sofort, was einen hier erwartet, daher kommen sie häufig vorbei: Beisl bedeutet Gasthaus oder Kneipe mit Essen. Die Einrichtung ist simpel: Holztische und Stühle, weiße Kacheln an den Wänden – hier kann man gut durchwischen. In der offenen Küche sieht man, wie das Filet vom Lumb (16,50 Euro) gebraten wird. Das Fleisch ist fest, fein, weiß und schmeckt leicht nach Hummer. Donnerstags gibt es immer grüne Heringsfilets mit Bratkartoffeln für 9,50 Euro; wer will, kann sich auch einfach ein Fischbrötchen mitnehmen. Der Besitzer (führte auch das Landhaus Dill) holt die Fische direkt aus der Markthalle nebenan.
Große Elbstraße 131, täglich 11.30 Uhr bis 21 Uhr, 040/3907275, www.fischbeisl.de

Volkmar Preis
vom Fischbeisl
holt seine Ware
direkt von nebenan
Volkmar Preis vom Fischbeisl holt seine Ware direkt von nebenan © HA | Roland Magunia

4. Schmidt & Schmidtchen Zum Frühstück und für die Zeit zwischen Mittag- und Abendessen hat die Große Elbstraße das Schmidt & Schmidtchen. Das Café wurde 2011 in einer ehemaligen Fischverkaufshalle eröffnet, der Vintage-Look passt gut zur Gegend. Segel hängen an den Decken, und beim Kaffee (selbst gemacht!) können die Gäste in die große Backstube schauen. Baumkuchen und Pralinen werden dort gezaubert, genauso wie Brot und Tartelettes. Unbedingt das Leichte Mädchen (3,20 Euro) probieren, es hat eine Creme aus Himbeeren, Roter Beete und Vanille – kein Wunder, dass das Magazin „Feinschmecker“ das Café als eines der besten in Deutschland auszeichnete. Wer am Wochenende kommen will, muss eine Woche im Voraus reservieren. „Es läuft so gut, dass wir überlegen, ein paar Meter weiter eine weitere Filiale zu eröffnen“, sagt Inhaber Falk Hocquel.
Große Elbstraße 212, täglich 8 bis 19 Uhr, 040/4130671013, www.schmidt-und-schmidtchen.de

5. Marseille Wer Frankreich mag, der geht ins Marseille. Der Chef des Hauses, Milenko Gavrilovic, bezeichnet sein Lokal als „einen der letzten Dinosaurier“ an der Große Elbstraße. 120 Jahre alt ist das hübsche Gebäude, in dem das Restaurant seit 2008 seine Köstlichkeiten serviert. Die Fischsuppe ist legendär, der Mittagstisch extrem beliebt, und abends bestellen die Gäste gerne das Tischlein-deck-dich-Menü. Dabei gibt es vorab viele verschiedene Kleinigkeiten, dann wählt man einen Hauptgang aus Seeteufel, Dry-Aged Rumpsteak oder Fregola Sarda aus – und zum Dessert gibt es verschiedene Süßigkeiten (42 Euro). „Uns geht es darum, Essen und Spaß zu verbinden“, sagt Gavrilovic. Die Konkurrenz in der Straße stört ihn nicht. Er holt sich manchmal auf dem Weg nach Hause etwas von Henssler & Henssler – das Restaurant des berühmten TV-Kochs liegt nur ein paar Meter weiter.
Große Elbstraße 164, Mo–Sa ab 12 Uhr, 040/41307221, www.restaurant-marseille.de

Milenko
Gavrilovic (l.)
bietet im Marseille
erstklassigen
Mittagstisch an
Milenko Gavrilovic (l.) bietet im Marseille erstklassigen Mittagstisch an © HA | Marcelo Hernandez

6. Hummer Pedersen Fisch muss schwimmen. Hummer auch. Die Kombination aus Eiweiß und Alkohol gelingt bei Hummer Pedersen vortrefflich. In dem Bistro, das auf zwei Ebenen 120 Plätze anbietet, bestellt man am besten den Klassiker Hummerfleisch mit Salat und Kartoffelpuffer (25,50 Euro) und dazu ein Glas Taittinger. Es geht aber auch günstig: Fischfrikadellen im Brötchen für 3,50 Euro zum Beispiel. „Wir machen keinen Unterschied bei den Gästen. Vom Maurer bis zum Oberstaatsanwalt, ob im Blaumann oder im Anzug, ob jemand Apfelschorle oder Dom Perignon bestellt – bei uns ist jeder willkommen“, sagt Restaurantchef Anders Jensen.
Große Elbstraße 152, Mo-Mi 12–18 Uhr, Do–Sa 12–22 Uhr, 040/522993926, www.hummer-pedersen.de

Bei Hummer Pedersen schwimmt nicht der Fisch, sondern das Krustentier
Bei Hummer Pedersen schwimmt nicht der Fisch, sondern das Krustentier © Bertold Fabricius

7. MASH Auf der Fischmeile gibt es auch Fleisch! Im Modern American Steak House (kurz MASH) werden seit zwei Jahren Nebraska Beef aus Maisfütterung, Angus-Rind aus Uruguay, Kobe-Rind, japanisches Wagyu, Fleisch aus dem Husumer Raum und Dänisches Prime Beef serviert. Letzteres reift im Dry-Age-Verfahren bis zu 90 Tage lang, 330 Gramm Rib-Eye gibt es für 43 Euro. Wer den zarten und intensiven Geschmack einmal gekostet hat, geht nie wieder zu Burger King. Der Essbereich sieht aus wie ein edler amerikanischer Diner. Toll auch, dass man im Mash nicht nur essen, sondern nach dem Steak (oder einfach so) noch einen Drink in der 70er-Jahre-Bar nehmen kann. Von den Ledersesseln aus blickt man auf 2184 verschiedene Bourbon Whiskeys, am Wochenende spielen Livebands. „Bei uns soll Essen eine Erfahrung sein“, sagt General Manager Helge Rudolph.
Große Elbstraße 148–150, täglich ab 12 Uhr, 040/809008111, www.mashsteak.de

8. Ristorante Vincenzo Es gibt sie noch, die rot karierten Tischdecken, und zwar im Vincenzo. Der Italiener befindet sich direkt im Stilwerk und ist klein, dafür fallen die Portionen riesig aus. Idealer Lunch: Tagliatelle mit Hähnchenbruststreifen in Bärlauch-Pesto für 8,50 Euro. Danach ist man gestärkt, um sich die wunderschönen Möbel in den Geschäften nebenan oder die Kunst in der Galerie Jenny Falckenberg anzuschauen. Die Kunstagentin holt sich selbst gerne mittags etwas von dem hervorragenden Italiener nebenan.
Große Elbstraße 68, Mo–Sa 10–19 Uhr, 040/87500559, www.ristorante-vincenzo.de

9. Tai Tan Aus der HafenCity kennt man das Tai Tan bereits – nun hat jüngst eine zweite Filiale des thailändischen Restaurants an der Großen Elbstraße eröffnet. 40 Plätze hat das modern eingerichtete Lokal. Besitzerin Worapoj Lana Memangkung wird hier mit ihren in erstklassigen thailändischen Gastronomieschulen ausgebildeten Köchen nicht nur traditionelle Gerichte wie Gaeng Khiew Whan Nua (Grünes Curry mit Rindfleisch) für 17,50 Euro zaubern, sondern sie setzt auch auf erstklassige Drinks. Am Wochenende soll das Tai Tan Barcharakter haben. Da gibt es dann Mai Tai mit thailändischem Rum. So langsam ist in der Großen Elbstraße sogar (wieder) abends was los.
Große Elbstraße 100, Mo–Fr 12–15 und ab 18 Uhr, Sa und So ab 17 Uhr, 040/41919594, www.taitan-restaurant.com

Worapoj Lana Memangkung hat an der Großen Elbstraße ihr zweites Restaurant eröffnet
Worapoj Lana Memangkung hat an der Großen Elbstraße ihr zweites Restaurant eröffnet © HA | Roland Magunia

Alle Teile der Serie unter abendblatt.de/gastromeilen