Eimsbüttel. Mit frischen Gerichten und lebendiger Atmosphäre begeistert das Vienna seit 30 Jahren. Wer einen Platz bekommt, ist glücklich.
Um es noch mal allen Hungrigen klar und deutlich zu sagen: Das Vienna nimmt keine Reservierungen entgegen. Wer dort essen möchte, muss entweder früh erscheinen oder geduldig auf einen freien Tisch warten. Und bezahlen kann man nur bar oder mit EC-Karte. Aber das tut dem Erfolg des Lokals keinen Abbruch. Seit mehr als 30 Jahren geht es auf, das Konzept aus gutem Essen und begehrten Plätzen nach dem Motto „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“.
„Wir sind einfach zu klein für ausgeklügelte Buchungspläne“, sagt Carlo Bessler. Ihm gehört das Bistrot, das Wert legt auf diese französische Schreibweise. Der heute 61-Jährige kam 1982 nach Hamburg, das Vienna wurde sein zweites Wohnzimmer. „Der Laden war eine Künstlerkneipe und sah aus wie ein Caféhaus in Wien.
Carlo Bessler stammt aus Stadthagen
Bessler stammt aus Stadthagen, hat in Minden Koch gelernt und ein paar Jahre an guten Adressen in Baden-Baden gearbeitet. In Hamburg betrieb er mit einem Partner ein Lokal in der Wexstraße, bevor er 1986 zusammen mit zwei Kompagnons das Vienna übernahm und zum Restaurant umwandelte.
„Zwischendurch habe ich dann noch das Jena Paradies eröffnet“, sagt der Gastronom. „Der jetzige Sternekoch Boris Kasprik war mein erster Lehrling.“ Seit 2003 ist er wieder ganz im Restaurant in Eimsbüttel und steht auch regelmäßig in der Küche.
Angenehmes Preis-Leistungs-Verhältnis
Wien, Paris, Hamburg, Italien – mit dieser Mischung aus lebendiger Atmosphäre und drangvoller Enge, frischen Gerichten aus guten Produkten und süffigen Weinen sowie einem angenehmen Preis-Leistungs-Verhältnis begeistert das Vienna sein Publikum. 34 Plätze sind vorhanden, im Sommer wird auch im Garten serviert. Im ersten Raum stehen der lange Tresen und ein paar runde Tische am Fenster. Im Zimmer dahinter stehen hölzerne Bistro-Stühle an quadratischen Tischen, die zur langen Tafel zusammengeschoben werden können. Für vertrauliche Gespräche und romantische erste Dates ist das Lokal vielleicht nicht erste Wahl, wohl aber für einen Abend mit vielleicht überraschenden Nachbarn.
Auf den Tischen liegen rot-weiß-karierte Decken und weißes Papier, Spiegel an den Wänden gaukeln Weite vor. Eine einfache Kerze reicht als Schmuck. Die schönen alten Fliesen auf dem Boden stammen aus Frankreich, die Bilder und Collagen an den Wänden von Werner Büttner, Professor an der Hamburger Hochschule für bildende Künste.
Otto Pietz arbeitet seit 23 Jahren im Vienna
Rund 90 Prozent der Besucher sind Stammgäste, „die kennen die Regeln“, sagt Otto Pietz. Seit 23 Jahren arbeitet er im Vienna, seit gut einem Jahr ist er jetzt Partner, kümmert sich um den Service und das Büro. „Ich mag unsere großartigen Gäste und den Betrieb wie mein Zuhause“, so der 50-Jährige, der aus Brasilien stammt und seit 1990 in der Hansestadt lebt.
Zusammen mit den beiden Chefs sind zwölf Angestellte in Küche und Service für die Gäste da. „Kochen heißt für mich, alles selbst herzustellen“, sagt Carlo Bessler. „Ausgangsbasis sind die frischen Zutaten. Genau das ist doch das Interessante am Kochen.“ Dauerbrenner sind natürlich das Wiener Schnitzel, die provençalische Fischsuppe mit Rouille oder die Crème Caramel. „Die dürfen wir nicht von der Karte nehmen.“ Sie wechselt durchaus einige Gerichte nach Marktlage und Saison. Und alle zwei Wochen stellt die Küche ein Drei-Gänge-Menü neu zusammen.
Hausgemachte Ravioli mit Ricotta-Füllung
Die hausgemachten Ravioli überzeugen mit cremiger Ricotta-Füllung. Die begleitende Tomatensauce mit weißen Bohnen schmeckt frisch, der Pulpo ist würzig und eine sehr passende Ergänzung. Ein Gericht wie am Mittelmeer.
Österreich kommt mit Topfenknödel und Zwetschgenröster auf den Teller. Fluffig-flaumige Quarknocken thronen auf dem sehr fruchtigen Pflaumenkompott mit Mandeln und machen großen Appetit auf einen Nachschlag.
Und dann sind da noch die scharfen Kalbskutteln mit Safran unter der Blätterteighaube. Der Pansen vom jungen Rind ist nicht jedermanns Sache, aber zart und angenehm scharf in einer sämigen Sauce zubereitet. Und der buttrige Blätterteig saugt die Tunke sehr gut auf.
Die Weinkarte umfasst rund 50 Tropfen aus Europa, auf der Tafel stehen noch zusätzliche Empfehlungen. 0,2 Liter gibt es schon für vier Euro, die günstigste Flasche kostet 15 Euro.
„Bei uns wird das gekocht und serviert, was gut schmeckt und uns auch Spaß macht“, sagt Carlo Bessler. „Wir sind nicht modern, aber beständig.“ Und in all den Jahren haben die Gäste ins Vienna gefunden, ohne dass ein Name an der Tür vom Lokal steht. Aber wie gesagt: keine Reservierungen.
Bistrot Vienna Fettstraße 2