Hamburg. Der Sushi-Service trägt den Namen des TV-Kochs, ist aber längst in anderen Händen. Steffen Henssler antwortet enttäuschten Kunden.
Wo Henssler drauf steht, ist auch Henssler-Qualität drin? Das stimmt in Hamburgs Gastronomie meistens, aber nicht immer. Ein öffentlich gemachter Vorfall vom Silvesterabend zeigt nun, dass der prominente TV-Koch Steffen Henssler zwar fünf Läden in der Stadt betreibt, doch auch ein weiterer nach wie vor seinen Namen trägt, obwohl Henssler inhaltlich nichts mehr damit zu tun hat. Dieser Etikettenschwindel führte nun zu Irritationen bei einigen Kunden, einige fürchten sogar Rufschädigung.
Was war geschehen? Am Silvesterabend hatte sich ein Kunde, der bekannte Hamburger Football-Experte Patrick Esume, beim Kurznachrichtendienst Twitter öffentlich bei Steffen Henssler beschwert, weil er mit dem Service des Bringdienstes "Henssler at home" unzufrieden war. Wie bei anderen Kunden auch dauerte die Lieferung seiner Bestellung offenbar so lange, dass er den vermeintlich verantwortlichen Steffen Henssler erzürnt anschrieb.
Twitter-Nutzer beschwert sich
"Holy Crap. Die Familie am Start und Sushi bei @HensslerSteffen Home bestellt. Da Silvester ist, die 19-Uhr-Lieferung gegen 20 Uhr erwartet und jetzt erfahren: es kommt nicht vor 21 Uhr", ärgerte sich der Twitterer. Und weiter: "Alle hungrig, aber wir legen ein Eis dazu...wird dann Milchsuppe sein. Läuft....nicht."
Dass Henssler at Home schon seit zwei Jahren nur noch den Namen, aber nicht mehr Steffen Hensslers Handschrift trägt, war dem Kunden wie vielen anderen Hamburgern auch entgangen. Selbst im Netz ist nur nach einiger Suche zu erfahren, dass der Betrieb zwar 2015 von Steffen Henssler und seinem Vater Werner eröffnet wurde, seit 2016 aber einen neuen Geschäftsführer hat: Ali Reza Salehi.
Steffen Henssler antwortet
Entsprechend antwortete Henssler dem Nutzer auch bei Twitter: "Falscher Laden!! Mit at Home habe ich schon lange nichts mehr zu tun! Nächstes mal bestellst du im Henssler GO! Schneller und besser. Erste Bestellung geht für dich auf Haus." Während einige Twitterer darin eine souveräne Reaktion sahen, zeigten sich andere ähnlich irritiert wie der Beschwerdeführer und witterten sogar Rufschädigung.
Ali Salehi, aktueller Geschäftsführer des Henssler at home, räumt Engpässe bei den Lieferungen an Silvester ein. "Wir hatten 250 Auslieferungen und sind dabei leicht untergegangen", sagte er dem Abendblatt. Es habe "ein paar Verspätungen" gegeben. Die Qualität habe darunter aber nicht gelitten, weshalb er die klare Distanzierung von Steffen Henssler zu seinem einstigen Laden bei Twitter auch nicht ganz versteht.
Wo Henssler drauf steht, ist nicht Henssler drin
Offenkundig vertrauen Sushi- und Asiafood-Liebhaber in Hamburg nach wie vor der Marke Steffen Henssler. Tatsächlich führt der 46-Jährige neben Hensslers Küche in Neumühlen auch noch das Henssler&Henssler an der Großen Elbstraße, das Ono am Lehmweg, das Ahoi an der Spitalerstraße und seit Dezember das Henssler Go an der Rothenbaumchaussee. Henssler at Home trage zwar seinen Nachnamen, dürfe aber nicht mehr mit ihm oder seinem kompletten Namen werben.
Gegenüber dem Abendblatt erklärt er: "Es ist richtig, dass mein Vater und ich die Idee von einem eigenen Lieferdienst 2015 mit dem Henssler at Home umgesetzt haben. 2016 habe ich aber schnell gemerkt, dass mir die Zeit dafür fehlt." Er habe seine Anteile mit einem Lizenzvertrag verkauft. Entsprechend habe Steffen Henssler nichts mehr mit dem Laden zu tun, obwohl der Name weiter verwendet wird.
Verkauf des Namens "Henssler" sei sehr "ärgerlich"
"Anfangs haben auch noch meine Jungs in der Küche gestanden, weshalb wir den Wechsel in der Geschäftsführung nicht groß kommuniziert haben und der Laden mit gutem Gewissen weiter unter meinem Namen firmieren konnte", so Henssler. In den letzten Monaten hätten ihn aber immer wieder Leute angesprochen, die mit Service und Qualität nicht ganz zufrieden waren. "Deshalb muss man im Nachhinein wohl sagen, dass es ein Fehler war, auch den Namen zu verkaufen", sagt Henssler.
"Jetzt ist es sehr ärgerlich für mich, dass Henssler drauf steht, wo nicht Henssler drin ist. Insofern kann ich die Verwirrung einiger Kunden verstehen. Nicht grundlos habe ich vor ein paar Wochen mit dem Henssler Go ein Restaurant mit eigenem Lieferdienst eröffnet. Wer Henssler will, sollte deshalb künftig dort bestellen."