Genussexperte Gerd Rindchen kehrt diesmal bei einem Platzhirschen ein, der sein Viertel erst zu dem machte, was es heute ist.

Es klingt heute vielleicht etwas merkwürdig, aber: Als das Porto, in dem damals schon mit Herz und Leidenschaft aufgekocht wurde, 1984 an der Ditmar-Koel-Straße im Herzen des Portugiesenviertels seine Pforten öffnete, gab es noch gar kein Portugiesenviertel. Der Erfolg zog viele andere iberischstämmige Gastronomen in das zu Beginn eher mäßig beleumundete Quartier – und schwuppdiwupp, heute haben wir hier eine lebendige Ess- und Ausgehmeile für Touris und Einheimische mit gefühlt um die 100 Einkehrstätten mit Gerichten der Iberischen Halbinsel.

„Was aber“, so fragt sich der betagte Chronist, der schon vor gut 30 Jahren im Abendblatt wohlgefällig über das Lokal zu berichten wusste, „ist wohl aus dem Porto geworden?“ Kurzum: Es geht ihm und seinen Gästen prächtig. Carlos Vasconcelos, der damals blutjunge Sohn der verehrten Seniorchefin Dona Alice und mittlerweile schon hoch in seinen 50ern stehend, hat die hehren Qualitätsansprüche seiner Mama sozusagen mit der Muttermilch aufgesogen, lässt immer noch beste, frische Zutaten einkaufen und zelebriert in Teilen der Karte bis heute eine beglückend authentische portugiesische Aromenküche.

Platzhirsch Porto: „Caldo Verde“ als amtlicher Einstieg

„In Teilen“ deshalb, weil als historische Konzession an die zahlreichen Touristen und hoffnungslos sahnophile Hanseaten etliche Gerichte auf der Karte stehen, die in Mediterranien eigentlich nix zu suchen haben. Für jene Besucher konzipierte Dona Alice einst wohl ein leichtes Wohlfühlgericht wie das 250-Gramm-Rumpsteak „Chefin Art“ (27,10 Euro), gefüllt mit Schinken und Käse in einer Sahnesauce mit gewürfelten Schweinefilets, Gemüse und, um das Sonderlob der Weightwatchers auch ganz sicher einzuheimsen, gekrönt von hausgemachten Chips.

Dann doch lieber die „Caldo Verde“, die traditionelle leichte Grünkohl-Kartoffelsuppe mit Olivenöl und Chorizo: Sie ist hier perfekt bereitet und der amtliche Einstieg in einen portugiesischen Abend (5,40 Euro).

Im Porto sind die Fischfilets verlässlich gut

Verlässlich gut auch die à point saftig gegrillten Fischfilets mit Salzkartoffeln und frischem Salat von Meeresfrüchten (18,90 Euro). Und, parbleu, ganz unten in der Klassikerrubrik lugt auch noch keck das wunderbar zarte und saftige Kaninchen, geschmort in aromatischer und von keinem Sahnespritzer kontaminierter Rotweinsauce, von der Karte (17,90 Euro). Passt! Eine großartige Vorspeise sind die exzellenten Gambas in Knoblauch-Tomatensauce (14,70 Euro). Immer lohnend ist der Blick auf die Tafel. Tipp 1: Wenn Sie hier „Seeteufel und Gambas in der Cataplana“ (58,40 Euro für zwei) vorfinden – unbedingt zuschlagen!

Die Cataplana ist eine muschelförmige, geschlossene Pfanne, in der Seeteufel und viele Gambas mit Paprika und Kartoffeln in einer umwerfend guten Tomaten-Fischsauce saftig zum vollendeten Garpunkt gelangen. Tipp 2: Nix vorwegessen, ist echt viel. Tipp 3: Rest ggf. einpacken lassen, schmeckt auch am nächsten Tag noch super. Fleischfreunde sollten, wenn gerade angeboten, unbedingt beim grandios würzigen Schweinefleisch „Alentejo Art“ mit Venusmuscheln zuschlagen (19,40 Euro). Klasse ist hier auch die portugiesische Weinauswahl, besonders der großartige Vinho Verde „Alma“ vom Spitzenerzeuger Soalheiro (33,90 Euro). Fazit: Der Traditionsladen hat nix verlernt und bleibt der Platzhirsch im Portugiesenviertel.