Hamburg. Zweisternekoch gibt Hotel und Gastronomie in Blankenese zum Jahresende auf. Was er vorhat und wie er einem neuen Betreiber helfen will.
„Zurzeit habe ich nicht vor, einen neuen Betrieb in Hamburg zu eröffnen“, sagt Hauser. Anfragen habe es schon viele gegeben, zum Beispiel „ob ich mich in der ,Bank‘ an den Hohen Bleichen etablieren möchte“. Aber derzeit winkt der Küchenchef ab. „Nach 38 Jahren mit Vollgas in der Gastronomie möchte ich es etwas ruhiger angehen lassen und nicht die Verantwortung für einen neuen großen Betrieb tragen.“
Er kann sich in Hamburg derzeit höchstens am Ballindamm eine Neu-Auflage des Bistros Poké You mit gesunden Zutaten in Schüsseln vorstellen. Das gab es dort an der Binnenalster schon einmal in den Räumen von Mercedes- Benz, aber das Haus wird derzeit umgebaut.
Bevor Hauser nach Blankenese kam, war er Küchendirektor im Hotel Adlon in Berlin
Auf dem Süllberg ist der Gastro-Unternehmer für das gleichnamige Fünfsternehotel, die Restaurants Seven Seas (zwei Michelin-Sterne) sowie Deck 7, den Ballsaal, einen Biergarten im Sommer, die Almhütte im Winter und ein Catering-Unternehmen verantwortlich.
Bevor Karlheinz Hauser 2002 nach Blankenese kam, war er Küchendirektor im Hotel Adlon in Berlin, in verantwortlicher Position beim Münchner Feinkostunternehmer Gerd Käfer sowie Anfang der 90er-Jahre in der bayerischen Landeshauptstadt bei „Jahrhundertkoch“ Eckart Witzigmann in dessen legendärem Restaurant Aubergine als Sous-Chef beschäftigt.
Der gebürtige Baden-Württemberger Karlheinz Hauser hat noch zwei Filialen von Poké You in Frankfurt und Rastatt, dort zusammen mit Mercedes- Benz. Er ist als Berater für Gastronomie-Konzepte tätig und macht im Sommer Catering für den Porsche Mobil 1 Supercup im Rahmenprogramm der Formel-1-Weltmeisterschaft sowie im kommenden Jahr auch für einen Rennstall der Formel 1.
Wie es in Blankenese weitergeht, ist unklar
Außerdem ist Karlheinz Hauser regelmäßig in der ZDF-„Küchenschlacht“ zu sehen, die in Hamburg aufgezeichnet wird. „Es gibt viele Angebote und Anfragen, langweilig wird es nicht.“
Wie es in Blankenese nach Hausers Ausscheiden weitergeht, ist derzeit unklar. Das denkmalgeschützte Gebäudeensemble gehört der Peter Möhrle Holding und steht dem Vernehmen nach zum Verkauf. „Ich habe bereits angeboten, einem neuen Betreiber beim Start zu helfen sowie mit Rat und Tat zur Seite zu stehen“, sagt Hauser.
„Mir liegt wahnsinnig viel daran, dass es auf dem Süllberg auch irgendwie weitergeht und die schönen Räume nicht leer stehen. Das war immerhin fast 20 Jahre mein Zuhause.“ Für dieses Jahr waren die Buchungslisten des Betriebs voll mit Hochzeiten und Veranstaltungen.
„Wir wollten noch mal richtig Gas geben“, sagt Hauser. „Mal schauen, was dann tatsächlich geht.“ Stattdessen geht der Patron gerade durchs ganze Haus, kontrolliert Heizung und Kühlanlagen, bereitet eine anstehende Brandschutz-Überprüfung vor, sichtet Mobiliar, Einrichtung und bewegliche Güter, führt Listen darüber, was dem Vermieter gehört und was er als seinen Besitz einlagern wird.
Hauser und seine Familie werden in Hamburg bleiben
Die Almhütte zum Beispiel ruht auf drei Sattelzügen und zieht vielleicht nach Rastatt um. Karlheinz Hauser und seine Frau Margarete werden Hamburg nicht verlassen, damit Tochter Emma (10) weiter in Blankenese zur Schule gehen und im Sommer aufs Gymnasium wechseln kann. Sohn Tom (21) ist Mitgesellschafter bei Poké You und absolviert in der Hansestadt ein duales Studium an der HSBA. „Zurzeit überarbeitet er auch unseren Internet-Auftritt“, sagt der Vater. Tochter Carolin (19) studiert an der WHU – Otto Beisheim School of Management in Vallendar bei Koblenz.
Hauser selbst hat sonst immer einige Wochen im Januar und Februar auf der MS „Europa“ verbracht und gekocht, weil sein Gourmetrestaurant Seven Seas auf dem Süllberg dann geschlossen war. „Diese Reise fehlt mir schon sehr“, gibt er zu. „Der Hamburger Winter an einem Stück ist schwierig.“
Außerdem gibt es momentan Streit mit seiner Betriebsversicherung, von der er sich angesichts der Corona-Krise nicht ausreichend unterstützt sieht. „Wir hatten die erste Gerichtsverhandlung, das Verfahren läuft. Wie gesagt, langweilig ist mir nicht.“