Designerin Janny Schulte aus Ottensen entwirft Mode aus Recyclingkleidung. Ihre Idee ist mitlerweile der Renner und wird europaweit verkauft.
Hamburg. Die Idee wurde eigentlich aus einer Not geboren. Mittlerweile ist sie der absolute Renner. Janny Schulte fertigt in Ottensen aus alten Kleidungsstücken neue Mode. "Ich konnte mir früher den Jerseystoff nicht leisten und fragte deshalb meine Freunde, ob sie alte Klamotten übrig haben, die ich dann umnähen kann", sagt die junge Modedesignerin über ihre ausgefallenen Entwürfe. Heute können die Kunden mit ihren Lieblings-T-Shirts zu ihr kommen. "Ich schneidere daraus dann etwas Originelles." Dabei können die Kunden zwischen den Grundfarben Grau und Schwarz entscheiden sowie den Schnitt wählen: Ein Top oder ein Kleid ist möglich. Schon entsteht ein neues Trendteil. Die etwas andere Modemarke hat Janny Schulte Superhorstjansen genannt. Verkauft wird das Label in Kopenhagen, den Niederlanden, Berlin, München oder auch Düsseldorf.
Der außergewöhnliche Name des Labels hat, wie man auf den ersten Blick vielleicht denken könnte, nichts mit dem Künstler Horst Janssen zu tun. Kommt aber dennoch nicht von ungefähr. Janny Schulte verbrachte als Jugendliche viel Zeit mit Jungen aus der Skaterszene. Da sie den Jungs Paroli bot, berichtet sie, nannten die sie bald Jansen. Horst wiederum sei in ihrer Jugend der Ausdruck für eine gute Party gewesen. "Weil die Partys, auf denen ich war, meist super waren, hatte ich bald meinen Spitznamen und so auch den Namen für meine Modelinie. Der ist perfekt, weil er im Gedächtnis bleibt."
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Die junge Designerin strotzt vor Energie und zeigt dies auch mit ihren Klamotten - alle bunt, lässig und unprätentiös. Sexy, aber bequem, so beschreibt sie ihren Stil und ihre eigene Kollektion, die sie neben den Recyclingklamotten fertigt. Die gebürtige Sauerländerin hat das Schneiderhandwerk gelernt. Nach der Schule absolvierte sie eine Ausbildung zur Damenschneiderin bei der Modefirma Escada in München. Danach beschloss sie, Textilmanagement in Hamburg zu studieren, "denn in Deutschland braucht man für alles einen Abschluss". Für Janny Schulte war schon immer klar, dass sie selbstständig arbeiten wollte. "Ich bin ein Hippiekind, habe auf Sri Lanka und in Spanien gelebt und kann mich schwer mit geregelten Tagesabläufen abfinden."
Zu ihrer Modemarke kam sie dennoch eher durch einen Zufall. "Ich traf nach meinem Abschluss eine Ladenbesitzerin. Die erklärte sich bereit, meine Entwürfe auszustellen." O Gott - das, was ich mache, findet wirklich jemand gut, sei ihr erster Gedanke gewesen. Seit drei Jahren ist Janny Schulte nun selbstständig, doch der Weg war nicht immer leicht. "Anfangs teilte ich mir ein Atelier mit mehreren Künstlern auf St. Pauli. Dort saß ich im Winter ohne Heizung, nur mit einem Heizstrahler, vor meiner Nähmaschine und habe mir die Finger abgefroren." Erst mit dem Umzug nach Ottensen vor gut einem Jahr wurde die Arbeit einfacher. Hier fertigt und verkauft sie heute ihre Entwürfe. Die Regale sind voll bunter Stoffe. Am Fenster zwei Nähmaschinen, eine ist aus dem Besitz ihrer Mutter.
Ihre Kollektionen fertigt Janny Schulte in geringer Stückzahl. Die Kunden: Männer, Frauen, jung, alt. Die 30-Jährige hat sich auf Jerseystoffe spezialisiert - ihrer Meinung nach das bequemste und alltagstauglichste Material. Zwischen 25 und 125 Euro kosten die Entwürfe. Der Kunde hat dabei die Wahl zwischen klassischen Teilen und ausgefallenen Stücken. Die meisten verkauft sie bisher über ihren Onlineshop. Einmal im Monat veranstaltet sie einen Verkauf in ihrem Atelier. "Natürlich ist auch an anderen Tagen jeder willkommen."