Neuenrade/Rheinbach. Petra Bültmann-Steffin (39) aus Balve und Dr. Carsten Bührer (39) aus Rheinbach sind ein Erfolgs-Duo. Sie wurden beide im Sauerland geboren. Sie in Menden. Er in Plettenberg.

Am 25. Oktober wird ihnen Bundespräsident Horst Köhler in Augsburg den „Deutschen Umweltpreis 2009” der Deutschen Bundestiftung Umwelt (DBU) verleihen. Das Preisgeld: 160 000 Euro.

Hermes Award

Es ist nicht der erste Preis, mit dem die Geschäftsführerin der Firma Bültmann aus Neuenrade gemeinsam mit dem Geschäftsführer der Firma Zenergy Power aus Rheinbach ausgezeichnet wird. 2008 2008 erhielten die Unternehmer den mit 100 000 Euro dotierten Hermes Award, einer der begehrtesten internationalen Technologiepreise.

Glücksfall

„Es ist ein Glücksfall, der uns zusammengebracht hat”, berichtet der Physiker und Mediziner Dr. Carsten Bührer. Denn sein Betrieb beschäftigt sich mit der Erzeugung von Hochtemperaturen durch Induktionserwärmung über Spulen und Magnete. Die Firma Bültmann stellte bis zum Jahrtausendwechsel Maschinen her, die Metall in kaltem Zustand verformen können - ziehen, richten, schälen.

Induktionsheizer

Vorreiter bei der Industrialisierung der HTS-Technologie: Petra Bültmann-Steffin und Dr. Carsten Bührer. Foto: DBU
Vorreiter bei der Industrialisierung der HTS-Technologie: Petra Bültmann-Steffin und Dr. Carsten Bührer. Foto: DBU © Deutsche Bundesstiftung Umwelt - http://www.dbu.de WP

Über die Lieferung einer Stangenziehbank kreuzten sich 2001 die Wege der Unternehmen. Die persönlichen und die Geschäftsbeziehungen festigten sich. 2005 kamen Petra Bültmann-Steffin und Dr. Carsten Bührer nach der Entwicklung einer Apparatur für „berührungsloses Ziehen” auf die Idee, einen Induktionsheizer zu konstruieren. Dieser Magnetheizer sollte in der Lage sein, durch elektromagnetischen Schwingungen den Stromfluss in einem Werkstück zu erhöhen und dadurch zu erhitzen. Dr. Carsten Bührer drückt es für den Laien einfacher aus: „Wir verwandeln Nichteisen-Metalle wie Aluminium, Kupfer oder Messing in Spritzgebäck und können es so nach Belieben formen.”

Energiesparer

Den Sauerländern ist es bei dem Bau ihres Induktionsheizers gelungen keramische Hochtemperatur-Supraleiter (HTS) einzusetzen, die ihren elektrischen Widerstand bei hohen Temperaturen verlieren. Sie können hundert Mal mehr Strom übertragen als vergleichbare Kupferdrähte. Weil der Strom fast verlustfrei durch den HTS-Strang rauscht, wird der Verbrauch halbiert.

Nutznießer

Erster Nutznießer der neuen Technik ist die Firma weseralu in Minden, die unterschiedlichste Aluminiumprofile formt. Bei einem Jahresverbrauch von 11 000 t spart weseralu eine satte Million Kilowattstunden jährlich ein. Das entspricht der Leistung einer Fotovoltaikfläche von 10 000 qm. Und noch ein Plus: 6000 t Klima schädigendes Kohlendioxid werden weniger ausgestoßen.

Innovationskraft

„Mit dieser gebündelten Innovationskraft haben Petra Bültmann-Steffin und Dr. Carsten Bührer ein Stück Technikgeschichte geschrieben, die die Kompetenz deutscher Fachkräfte unterstreicht”, würdigt DBU-Generalsekretär Dr. Fritz Brickwede, die Verleihung des Umweltpreises 2009 an die gebürtigten Sauerländer. Die Umweltpreisträger stünden in einer Reihe mit dem Physiker Bednorz, der 1987 für die Entdeckung der Hochtemperatur-Supraleiter mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde.

Stolze Eltern

Dr. Carsten Bührer kocht auf einer etwas kleineren Flamme. Er freut sich, dass seine Eltern in Plettenberg-Himmelwert — Helga und Walter Bührer — die gute Entwicklung ihres Sohnes mitbekommen: „Sie sind stolz wie Bolle.”