Hagen/Meschede/Berlin. . Während in en USA die Förderung von unkonventionellem Gas boomt, sind in Deutschland die Widerstände groß. Sensburg hofft auf „sauberes Fracking“

In den USA herrscht längst Goldgräberstimmung: Dort boomt die Erdgasförderung durch Fracking. Die Gaspreise sind seit 2008 um zwei Drittel gesunken - und Präsident Obama verspricht sich vom Fracking-Fieber hunderttausende neue Jobs.

In Deutschland aber bleiben die Widerstände gegen die Technik immens, bei der zur Gewinnung von unkonventionellem Erdgas ein Mix aus Sand, Wasser und Chemikalien ins Gestein gepresst wird. Die Gegner befürchten, dass dabei das Trinkwasser verseucht wird.

Jetzt drängt die Koalition auf klare Fördervorgaben noch in dieser Legislaturperiode. Uni­ons- und FDP-Politiker der Arbeitsgruppe Fracking haben die Minister Peter Altmaier (Umwelt, CDU) und Philipp Rösler (Wirtschaft, FDP) aufgefordert, bis Mitte Februar Regeln zum Fracking vorzulegen.

Knirschen im Gebälk

„Wir wollen schärfere Regeln zur Schiefergas-Gewinnung einführen“, sagte FDP-Umweltpolitiker Michael Kauch dieser Zeitung und sprach von derzeit „unzureichenden Auflagen“. Altmaier nahm den Ball auf und kündigte strenge Richtlinien an. Rösler ist nicht so skeptisch. Das Wirtschaftsministerium werde sich mit dem Umweltministerium „für zeitnahe konkretisierende Vorschläge abstimmen“, hieß es. Bei den Ressortchefs könnte es mal wieder mächtig im Gebälk knirschen, wenn es um die Details geht. Ohnehin wird es angesichts der Mehrheitsverhältnisse im Bundesrat bis zur Wahl zu keinem Gesetz kommen.

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An der Fracking-Arbeitsgruppe war auch Patrick Sensburg beteiligt. Die Gruppe war sich in den meisten Punkten einig, etwa darin, dass es kein Fracking in Trinkwasserschutzgebieten geben dürfe oder dass Öffentlichkeit und betroffene Kreise und Kommunen stärker beteiligt werden sollten. Tiefere Meinungsunterschiede, so Sensburg, gab es nur in der Frage, ob schon bei Erkundungsbohrungen eine teure Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) erforderlich sei (oder erst für die kommerzielle Förderung) - eine Frage, die der Mescheder CDU-Politiker für sich klar bejaht. Er ist aber sich unabhängig davon, wie eine Einigung hier aussehen wird, mit Minister Altmaier darin einig, „dass in nächster Zeit nirgends in Deutschland Fracking zur Anwendung kommen wird“.

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Wintershall „erst ganz am Anfang“

Für die Zukunft hofft Sensburg auf „sauberes Fracking“ ohne Chemikalieneinsatz. „Wenn wir den Einsatz von Chemie verbieten, wird die Industrie Wege finden“, glaubt er. Stefan Leunig ist da weniger optimistisch. „Natürlich entwickeln wir uns da weiter“, sagt der Pressesprecher von Wintershall, aber „irgendeine Chemie ist immer drin - und wenn es nur Salz ist“. Wasser und Sand allein reichten nicht aus.

Wintershall möchte weiter erste Kernbohrungen - ohne Fracking - im Konzessionsfeld Ruhr (siehe Karte) vornehmen. Diese Bohrungen dienten der Erkundung: Ist überhaupt Gas vorhanden? Ist die Förderung möglich? Der Märkische und der Hochsauerlandkreis stehen dabei besonders im Blickpunkt von Wintershall.

Bohrtechnik "Fracking"

Bohrstelle von ExxonMobil für Erdgasförderung aus Tight Gas in Bötersen.
Bohrstelle von ExxonMobil für Erdgasförderung aus Tight Gas in Bötersen. © WR
Dieter Sieber, Subsurface Engineer, mit Bohrkernprobben von Schifergestein und Sandstein
Dieter Sieber, Subsurface Engineer, mit Bohrkernprobben von Schifergestein und Sandstein © WR
Bohrstelle von ExxonMobil für Erdgasförderung aus Tight Gas in Bötersen.
Bohrstelle von ExxonMobil für Erdgasförderung aus Tight Gas in Bötersen. © WR
Dipl. Ing Hans-Hermann Nack, Public & Government Affairs
Dipl. Ing Hans-Hermann Nack, Public & Government Affairs © WR
Bohrstelle von ExxonMobil für Erdgasförderung aus Tight Gas in Bötersen.
Bohrstelle von ExxonMobil für Erdgasförderung aus Tight Gas in Bötersen. © WR
Bohrstelle von ExxonMobil für Erdgasförderung aus Tight Gas in Bötersen.
Bohrstelle von ExxonMobil für Erdgasförderung aus Tight Gas in Bötersen. © WR
Bohrstelle von ExxonMobil für Erdgasförderung aus Tight Gas in Bötersen.
Bohrstelle von ExxonMobil für Erdgasförderung aus Tight Gas in Bötersen. © WR
Bohrklein wird abgeschieden
Bohrklein wird abgeschieden © WR
Exxon Mitarbeiter erläutern der stellvertretenden Bürgermeisterin von Bötersen, Ulrike Fajen, ihre Arbeiten
Exxon Mitarbeiter erläutern der stellvertretenden Bürgermeisterin von Bötersen, Ulrike Fajen, ihre Arbeiten © WR
Bohrstelle von ExxonMobil für Erdgasförderung aus Tight Gas in Bötersen.
Bohrstelle von ExxonMobil für Erdgasförderung aus Tight Gas in Bötersen. © WR
Peter Weustemann, Bohrstellenleiter ExxonMobil
Peter Weustemann, Bohrstellenleiter ExxonMobil © WR
Bohrstelenleiter Peter Weustemann mit der stellv. Bürgermeisterin von Bötersen
Bohrstelenleiter Peter Weustemann mit der stellv. Bürgermeisterin von Bötersen © WR
Gesteinsproben aus den verschiedenen Erdschichten
Gesteinsproben aus den verschiedenen Erdschichten © WR
Peter Weustemann, Bohrstellenleiter ExxonMobil
Peter Weustemann, Bohrstellenleiter ExxonMobil © WR
Bohrstelle von ExxonMobil für Erdgasförderung aus Tight Gas in Bötersen.
Bohrstelle von ExxonMobil für Erdgasförderung aus Tight Gas in Bötersen. © WR
Dr. Ritva Westendorf-Öahouse, Pressesprecherin Upstream ExxonMobil
Dr. Ritva Westendorf-Öahouse, Pressesprecherin Upstream ExxonMobil © WR
Bohrstelle von ExxonMobil für Erdgasförderung aus Tight Gas in Bötersen.
Bohrstelle von ExxonMobil für Erdgasförderung aus Tight Gas in Bötersen. © WR
Dr. Harald Kassner, Technical Advisor Chemicals
Dr. Harald Kassner, Technical Advisor Chemicals © WR
Bohrstelle von ExxonMobil für Erdgasförderung aus Tight Gas in Bötersen.
Bohrstelle von ExxonMobil für Erdgasförderung aus Tight Gas in Bötersen. © WR
Dipl. Volkswirt Olaf Martins, Leiter Abt. Government Relations/Media
Dipl. Volkswirt Olaf Martins, Leiter Abt. Government Relations/Media © WR
Bohrstelle von ExxonMobil für Erdgasförderung aus Tight Gas in Bötersen.
Bohrstelle von ExxonMobil für Erdgasförderung aus Tight Gas in Bötersen. © WR
In der Nachbarschaft wird eine Pipeline gebaut
In der Nachbarschaft wird eine Pipeline gebaut © WR
Erdgasförderstelle Söhlingen Z15 von ExxonMobil
Erdgasförderstelle Söhlingen Z15 von ExxonMobil © WR
Erdgasförderstelle Söhlingen Z15 von ExxonMobil
Erdgasförderstelle Söhlingen Z15 von ExxonMobil © WR
Erdgasförderstelle Söhlingen Z15 von ExxonMobil
Erdgasförderstelle Söhlingen Z15 von ExxonMobil © WR
Erdgasförderstelle Söhlingen Z15 von ExxonMobil
Erdgasförderstelle Söhlingen Z15 von ExxonMobil © WR
Erdgasförderstelle Söhlingen Z15 von ExxonMobil
Erdgasförderstelle Söhlingen Z15 von ExxonMobil © WR
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Den Willen zur Kernbohrung bekundet das Unternehmen indes seit Jahren, vorangekommen ist man nicht. „Wir stehen noch ganz am Anfang“, räumt Leunig ein. Bis zu einer weiterführenden Tiefbohrung mit Probe-Fracking, ob mit oder ohne UVP, würden noch mindestens drei bis fünf Jahre vergehen, eine Förderung könnte wohl erst in fünf bis zehn Jahren beginnen - wenn überhaupt, betont Leunig: „In jeder Phase ist ein Ausstieg möglich.“