Hagen. Gemütlich soll eine Kutschfahrt vor allem sein. Doch immer wieder gibt es auch Unfälle, wenn Pferde durchdrehen oder Autofahrer unachtsam sind.

Eine Kutschfahrt, die soll lustig sein. Dass mit einer Fahrt hoch auf dem gelben Wagen aber auch einige Gefahren und Risiken verbunden sind, wird oft erst nach Unfällen, wie am Wochenende in Winterberg (ein Schwerverletzter) oder im fränkischen Ebensfeld (vier Schwerverletzte), deutlich. Unklar ist in vielen Fällen die Frage nach der Versicherung oder Personenbeförderungserlaubnis.

„Pferde sind Lebewesen und jeder, der mit Tieren zu tun hat, weiß, dass da immer ein natürliches Risiko mit verbunden ist”, meint Friederike Löppenberg. Seit über 20 Jahren fährt die Kutschenfahrlehrerin Pferdefuhrwerke. „Eine gesetzliche Führerscheinpflicht gibt es zwar nicht, aber wenn etwas passiert, muss der Kutscher nachweisen, dass er es irgendwo mal gelernt hat”, so Löppenberg. „Es kann bei Tieren immer zu unvorhersehbaren Ereignissen kommen. Daran sollten Passagiere und vor allem andere Verkehrsteilnehmer denken.”

Verkehrssicherheit

Pflicht sind Versicherungen von Pferd und Anhänger. „Zudem muss der Hänger verkehrssicher gehalten werden, Bremsen und Lichter müssen funktionieren und vom Tüv zugelassen werden”, erklärt die Kutschenfahrlehrerin. 98 Unfälle mit bespannten Pferdefuhrwerken gab es nach Angaben des Auto Club Europas (ACE) im vergangenen Jahr.

„Es sind bei uns in der Region aber nur Einzelfälle, kein Massenphänomen.”

Polizeisprecher Udo Heppe

„Es sind bei uns in der Region aber nur Einzelunfälle, kein Massenphänomen”, berichtet Polizeisprecher Udo Heppe vom Hochsauerlandkreis. „Keine fünf Fälle im Jahr. Wenn man bedenkt, wieviele Kutschen bei uns unterwegs sind, ist das nicht wirklich die Masse.”

Kommt es zu einem Unfall, muss meist der Tierhalter haften. Sollte er nachweisen können, dass er alle Sicherheitsvorkehrungen getroffen hat, bleibt dem Geschädigten nur noch die Vollkasko, so der ACE. Der Auto Club appelliert an die Kraftfahrer: Hupen und abruptes Bremsen sind beim Umgang mit den scheuen Tieren absolut tabu.

Trecker statt Pferde

Aufgrund des zunehmenden Verkehrs werden auch in Südwestfalen immer öfter Traktoren vor den Wagen gespannt. Das hält Friederike Löppenberg für bedenklich. „Da bekommt man doch gar nicht mit, was hinten auf dem Hänger passiert und außerdem ist es schwierig, eine Versicherung zu erhalten.” Völlig auf Pferde verzichtet mittlerweile eine Unternehmerin im Raum Schmallenberg. „Das Verkehrsaufkommen ist einfach zu hoch. Das wäre in unserer kurvenreichen Gegend mit Pferden zu gefährlich.” Eine Erlaubnis oder besondere Versicherung für ihren Planwagen habe sie aber nicht. „Die Vorschriften sind in NRW etwas liberaler als in anderen Bundesländern”, erklärt Mirjam Grotjahn vom NRW-Verkehrsministerium. „Natürlich müssen die Fahrzeuge zugelassen sein. Für die Fahrten braucht man aber keine Personenbeförderungszulassungen, eine Ausnahmegenehmigung erhält man bei der Stadt oder im Kreis.”