Meschede/Olpe. Südwestfalen gerät voll in den Sog der Finanzkrise. Dramatische Auftragseinbrüche, Abwanderung junger Fachkräfte - die Lage ist ernst. Die CDU will das ändern und schlägt in einem neuen Strategiepapier eine Reihe von Maßnahmen vor.

In einem der Westfalenpost vorliegenden Strategiepapier schlägt die CDU-Südwestfalen Maßnahmen zur Stärkung der Region Südwestfalen vor. Kernpunkt: Die Kommunen in Südwestfalen müssen enger zusammenarbeiten. So sollen die Gemeinden die „ruinöse Konkurrenz” um Köpfe und Firmen beenden, gemeinsam Gewerbegebiete entwickeln und die Zusammenarbeit im Bildungswesen verbessern. „Wegen mangelnder Gewerbeflächen darf kein Unternehmen aus Südwestfalen abwandern, um neue Standorte im In- und Ausland zu wählen”, heißt es im 16-Seiten-Papier. „Interkommunale Gewerbegebiete genießen Vorrang.” Künftig sollen mehr Gewebegebiete konzentriert werden: In unmittelbarer Nähe zu Autobahnen. Damit wird auch die Landschaft geschont. Weil Brachflächen in Tälern knapp sind, sollen trotz höherer Kosten künftig vermehrt Terrassen an Berghängen für Gewerbe genutzt werden.

Für den Wohnungs- und Hausbau soll es in Randlagen der Kommunen nur wenige neue Baugebiete geben. Vor allem ältere Menschen drängten aus Stadtrandsiedlungen in barrierefreie Wohnungen in die Stadtkerne, um in der Nähe von Einzelhandel, Kultur und medizinischer Versorgung zu leben. Weil die Bevölkerungszahl in den meisten Kreisen in Südwestfalen sinkt, seien neue Wohngebiete „weder zu rechtfertigen, noch zu finanzieren”.

Sauerland verliert Einwohner

„Die Universität Siegen ist eine regionale Stärke, der sich Südwestfalen nur unzureichend bewusst ist.” Foto: Friedrich Lück
„Die Universität Siegen ist eine regionale Stärke, der sich Südwestfalen nur unzureichend bewusst ist.” Foto: Friedrich Lück © WP | WP

Das Landesamt für Statistik rechnet bis 2025 mit Bevölkerungsverlusten: Kreis Olpe (minus 2,9%), Soest (-3,4%), Märkischer Kreis (-11,7%), Siegen-Wittgenstein (-9,7%) und Hochsauerlandkreis

(-12,8%). „Die Dynamik der Alterung in den ländlichen Räumen nimmt zu.” Das Papier spricht von einem „Warnsignal” für die Region. Um mehr junge Familien anzuziehen, fordert die CDU zur besseren Vermarktung des Standorts eine engere Kooperation der Universität Siegen mit der Fachhochschule Südwestfalen - mit den Standorten Iserlohn, Hagen, Meschede, Soest und Lüdenscheid. „Die Universität Siegen ist eine regionale Stärke, der sich Südwestfalen nur unzureichend bewusst ist”, heißt es. Vermehrte Studiengänge der Hochschulen sollen die Bindung junger Leute an die Region stärken.

Verbundschulen als Alternative

Derzeit suchen aber immer mehr junge Erwachsene ihre berufliche Zukunft in anderen deutschen Regionen - am stärksten betroffen von der Abwanderung der 18- bis 24-Jährigen ist der Hochsauerlandkreis. Weil viele Betriebe in Südwestfalen auf Mitarbeiter angewiesen sind, die ohne Kinderbetreuung abwandern, drängt die CDU auf einen massiven Ausbau der Betreuung. Daneben sollen Ganztagsangebote an Schulen erweitert werden. Um trotz sinkender Schülerzahlen Schulangebote am Ort zu erhalten, setzt die CDU auf Verbundschulen aus Haupt- und Realschulen - wie in Winterberg, Hallenberg und Ense Wichtig sei ein direkter Anschluss vom Kindergarten über die Grundschule zur weiterführenden Schule. Auch hier sollen Kommunen zusammenarbeiten. Grundschulen könnten mit mehreren Niederlassungen geführt werden.

A 45 bei Hagen: Die Sauerlandlinie soll sechspurig ausgebaut werden. Foto: Marco Siekmann
A 45 bei Hagen: Die Sauerlandlinie soll sechspurig ausgebaut werden. Foto: Marco Siekmann © WP | WP

Erheblichen Nachholbedarf sieht die CDU-Südwestfalen in der Verkehrsinfrastruktur. Dringend nötig sei der sechsspurige Ausbau der Sauerlandlinie zwischen Dortmund und Gießen und ein besserer Lärmschutz. Zudem habe der Lückenschluss der A 46 von Hemer nach Neheim sowie der Weiterbau von Bestwig in Richtung Brilon Vorrang. Auch sollen die B 55 von Lippstadt nach Olpe, die Schnellstraße von Kreuztal zum Hattenbacher Dreieck und der Lückenschluss der A 2 und A 44 ab Kreuz Werl vorangetrieben müssen.

Flexible Busse statt Schienenausbau

Die Region Südwestfalen fürchtet, beim öffentlichen Nahverkehr abgekoppelt zu werden. Dabei nimmt die CDU Abstand von der „irrealen” Schienenvorrangpolitik zugunsten der Busversorgung. „Der Nahverkehr auf der Straße per Bus ist um die Hälfte günstiger als der Nahverkehr auf der Schiene”, heißt es. Rückläufige Schülerzahlen und die stärkere Nutzung der Senioren schaffen neue Herausforderungen. „Mittelfristig nimmt der Bedarf nach Fahrdiensten für Senioren zu.” Deshalb seien flexiblere Busangebote in der Fläche dringend notwendig.

Überhaupt muss sich Südwestfalen besser auf die älter werdende Bevölkerung umstellen. So sollen Krankenhäuser neue Wege der Kooperation prüfen, um Kosten zu senken, eine wohnortnahe und qualitativ hochwertige Versorgung zu sichern und das medizinische Fach- und Nachwuchspersonal in der Region zu halten. Beim Bau und Umbau von Wohnungen soll auf Barrierefreiheit, Betreuungsangebote und die Möglichkeit von Siedlungsgemeinschaften gesetzt werden.

In Zeiten hoher Energiepreise sieht die CDU ungenutzte Potenziale für die Brennholz-Gewinnung in Südwestfalen. Durch Holzvergasungsanlagen könnten Projekte wie Schwimmbäder, Schulzentren, Kliniken, Hotels oder Betriebe beheizt werden. Einen Ausbau der Windenergie sieht die Union nur noch im Austausch bestehender Windräder durch größere Anlagen. „Ziel ist es, den Anteil der erneuerbaren Energien am Verbrauch auf 20 Prozent zu steigern.” Aus Sicht von CDU-Bezirkschef Uhlenberg und des Chefs der Strukturkommission, Schulte, müssen die Kreise Hochsauerland, Olpe, Soest, Siegen-Wittgenstein und Olpe enger zusammenrücken. Anders sei der Wettbewerb der Regionen nicht zu meistern.

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