Meschede.
Zum Ende der Badesaison am Hennesee hat es jetzt noch eine sportliche Höchstleistung gegeben. Rund zweieinhalb Kilometer hat eine Schwimmerin in dem kalten Wasser zurückgelegt. Und nicht irgendeine Sportlerin: Es war eine Kuh, hochträchtig obendrein, die im See ihre Bahnen zog. Höhepunkt ihrer Leistung: Sie tauchte auch noch unter der MS „Hennesee“ weg.
Die 100 Kühe von Landwirt Wilhelm Kotthoff in Vellinghausen haben eigentlich keinen Namen. Diese besondere hier aber nennt er jetzt auch seine „Schwimmerin“. Letzten Freitag sollte die Herde zum Stall getrieben und die trächtigen Kühe vom Rest getrennt werden, damit sie Ruhe haben würden. Eine Schwarzbunte aber, 26 Monate alt und kurz vor der ersten Niederkunft, beschloss, lieber ihre eigene Wege zu gehen: Sie büxte aus.
Aufgetaucht ist sie dann wieder unten im Hennesee. Von der Behelfsanlegestelle des Motorschiffs aus schwamm sie das erste Mal durch den See in Richtung B 55 und stieg dort, sehr zum Erstaunen von Radfahrern, aus den Fluten. Die riefen Hilfe. Feuerwehr, DLRG und Polizei rückten aus. Die Kuh schwamm wieder zurück. Unterdessen kam die MS „Hennesee“ auf ihrer Tour angefahren. Die Schiffer Alexa und Helmut Kreienbaum wurden unterwegs von Anglern darauf aufmerksam gemacht, „da schwimmt ‘ne Kuh“. Anglerlatein? Von wegen. „Ich wusste gar nicht, dass Kühe schwimmen können“, staunte Alexa Kreienbaum.
Und wie, wie alle Säugetiere. Die Kuh schwamm dann die lange Strecke längs durch den See bis hinter die Einmündung der Horbacher Bucht. Danach schwamm sie wieder quer durch den See, kam aber beim alten Steinbruch von Immenhausen nicht an Land – und überquerte den See danach zum fünften Mal. Jetzt griffen die Kreienbaums mit ihrem Schiff ein. Vorsichtig versuchten sie, mit ihrer „Hennesee“ die „Schwimmerin“ in Richtung Land zu drängen: Zunächst erfolglos, denn die Kuh tauchte tatsächlich am Bug des Schiffes – und kam auf der anderen Seite wieder hervor. Alexa Kreienbaum staunte weiter: „Ich wusste auch nicht, dass Kühe tauchen können. Meine Hochachtung.“ Schließlich gelang es, die Kuh ans Land zu bewegen, gegenüber am Rundweg Richtung Mielinghausen.
Die jetzt doch erschöpfte Schwimmerin war stinksauer, „die wollte mich sogar angreifen“, sagte Wilhelm Kotthoff. Er hatte das Jagdgewehr für den Notfall schon im Auto. Letztlich traf aber der Veterinär rechtzeitig ein: Ein Schuss aus 20 Metern Entfernung mit dem Betäubungsgewehr beendete den denkwürdigen Badeausflug.
Ende gut, alles gut. Wilhelm Kotthoff ist froh, dass alles glücklich ausging. Denn „Schwimmerin“ schlief sich richtig aus – und brachte am Sonntag ein gesundes Bullenkalb zur Welt. Auch dieses Kalb hat keinen Namen. Alexa Kreienbaum findet, es habe den Namen „Hennesee“ verdient. Die Fahrgäste bei dieser ungewöhnlichen Verfolgungsfahrt kamen übrigens alle wieder: „Alle wollten wissen, wie es der Kuh geht. Wir waren alle glücklich, dass es so gut ausgegangen ist.“