Hagen. .
Das Marienkrankenhaus in Wickede-Wimbern schließt zum Jahresende. Es ist nicht die erste Klinik im ländlichen Südwestfalen, die vor dem Aus steht. Wie viele werden noch folgen?
20 Prozent der Kliniken in Deutschland schreiben rote Zahlen, wie das „Krankenhaus-Barometer“ der Deutschen Krankenhausgesellschaft aufweist. Die wirtschaftliche Lage wird sich weiter verschlechtern, so dass bis zum Jahr 2020 „zehn Prozent aus dem Markt ausscheiden“, prognostiziert das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI).
Wie viele in Südwestfalen bereits in die roten Zahlen gerutscht sind, dazu will sich keiner der Experten äußern. Aus Sorge, dass sich die Krise verschlimmert, wenn eine Klinik erst einmal ins Gerede gekommen ist und Ärzte wie Patienten daraufhin abwandern.
Im NRW-Vergleich sieht es in Südwestfalen nicht allzu gut aus: „Von allen Regierungsbezirken im Land steht Arnsberg am schlechtesten da“, sagt Hendrik Schmitz vom RWI. „Hier sind 17 bis 20 Prozent der Krankenhäuser gefährdet, in anderen Regierungsbezirken nur 0 bis 17 Prozent.“
Wobei Schmitz betont, dass man damit im bundesweiten Vergleich eher gut liege. Viel schwieriger sei die Lage in Baden-Württemberg und Bayern, wo teils 30 bis 35 Prozent der Häuser in Gefahr seien.
Grund für die schwierige wirtschaftliche Lage ist, dass die Budgets, die die Kassen mit den Kliniken aushandeln, nie in gleicher Weise steigen wie die Kosten für das Personal, erklärt Lothar Kratz von der Krankenhausgesellschaft in NRW. Die Differenz werde von Jahr zu Jahr größer. Auch der Fachkräftemangel werde in Zukunft in ländlichen Gebieten dazu führen, dass Kliniken schließen müssten, warnt Peter Asché vom Verband der Krankenhausdirektoren.
Es sind vor allem kommunale Krankenhäuser die gefährdet sind, weil die Politik ihnen wenig Handlungsspielraum lässt, sagt Hendrik Schmitz. Und es sind die kleinen Kliniken mit weniger als 200 Betten, die auf der roten Liste stehen. Bessere Chancen haben spezialisierte Häuser. „Hingegen wird die wirtschaftliche Situation immer schwieriger für Kliniken auf dem Land, die eine Grundversorgung anbieten“, so Thomas Köhler vom Zweckverband der Krankenhäuser Südwestfalen.
Daher empfiehlt RWI-Experte Schmitz, dass Krankenhäuser in Zukunft verstärkt kooperieren und sich profilieren sollten. Nur ein gutes Beispiel in Südwestfalen dafür: das neue Klinikum, das in Arnsberg entsteht. Dort schließen sich die drei Hospitäler im Stadtgebiet zusammen, um dann an den einzelnen Standorten Schwerpunkte zu setzen. Ähnlich, wie man Kliniken aus Balve, Menden und Iserlohn zur katholischen Hospitalvereinigung im Märkischer Kreis gefunden haben.
Doch selbst wenn nach dem Marienkrankenhaus in Wickede-Wimbern weitere Schließungen folgen sollten: „Die Versorgungssicherheit auf dem Land ist nicht gefährdet“, beruhigt Hendrik Schmitz. Im schlimmsten Fall bekomme eine Klinik in Finanznot einen Sicherstellungszuschlag, wenn es weit und breit kein anderes Krankenhaus gebe, erklärt Thomas Köhler. Davon allerdings sei man in Südwestfalen noch weit entfernt. Auch in Wickede, wo es bis zu den nächsten Häusern in Werl und Menden nur etwa zehn Kilometer sind.