Hagen. . Das Lied von der Erde“ ist das persönlichste Werk des Komponisten Gustav Mahler - eine musikalische Reise in die Ewigkeit nach chinesischen Gedichten. 1911 wurde der Zyklus uraufgeführt. 1911 wurde auch das Theater Hagen gegründet. Zum doppelten 100-Jahr-Jubiläum haben der Tenor Dominik Wortig und die Mezzosopranistin Marilyn Bennett das Opus jetzt im Großen Haus interpretiert.
„Das Lied von der Erde“ ist das persönlichste Werk des Komponisten Gustav Mahler - eine musikalische Reise in die Ewigkeit nach chinesischen Gedichten. 1911 wurde der Zyklus uraufgeführt. 1911 wurde auch das Theater Hagen gegründet. Zum doppelten 100-Jahr-Jubiläum haben der Tenor Dominik Wortig und die Mezzosopranistin Marilyn Bennett das Opus jetzt im Großen Haus interpretiert.
Dominik Wortig gehört zu den besten lyrischen Tenören seiner Generation. Seine Karriere begann er am Theater Hagen, dem er verbunden bleibt. 2013 gibt er als Steuermann im „Fliegenden Holländer“ sein Debüt an der Mailänder Scala; soeben wurde er an der Universität Augsburg zum Gesangs-Dozenten berufen. Marilyn Bennett zählt zu den hochgeschätzten Solistinnen des Hagener Hauses.
Mit dem „Lied von der Erde“ haben Dominik Wortig und Marilyn Bennett dem sehr begeisterten Publikum eine echte Kostbarkeit geschenkt. Zum einen, weil die von Mahler selbst erstellte Klavierfassung des symphonischen Werkes kaum bekannt ist, sie wurde erst 1989 uraufgeführt. Und zum anderen, weil die Wanderung durch diesen Klang- und Ideenkosmos von den Interpreten höchste geistige und musikalische Konzentration verlangt. Mahler schuf das Werk unter dem Eindruck privater Schicksalsschläge wie dem Tod seiner erst sechsjährigen Tochter Maria Anna.
Die Stimmungen wechseln ebenso schnell wie die Metren und die Symbolik. Von den auftrumpfenden heldischen Fanfaren des Tenors in der ersten Strophe „Das Trinklied vom Jammer der Erde“ bis zum verhauchenden „Ewig, ewig“ der Mezzosopranistin in „Der Abschied“ müssen die Sänger auf kleinstem Raum größte Gefühle und Gedanken gestalten. Mahler schreibt völlig neue Töne, die chinesisches Klangkolorit mit minimalistischem Impressionismus koppeln. Diese Verdichtung kommt gerade in der Klavierfassung gut zur Geltung, die der junge Pianist Yannick Wirner mit delikater Piano-Kultur umsetzt.
Großer tenoraler Ausdrucksreichtum
Dominik Wortig erweckt die Texte mit vielen tenoralen Farben und großem Ausdrucksreichtum zum Leben: vom triumphierenden Hochtonakzent auf „Erst sing’ ich euch ein Lied“ über die schaurig tonlosen Zeilen „Hört ihr, wie sein Heulen hinausgellt“ bis zum lyrischen „Der Lenz, der Lenz sei kommen“.
Der letzte Satz ist so lang wie alle fünf vorausgegangenen zusammen. Hier zeigt Marilyn Bennett mit intensivem Wechsel zwischen Deklamation und herzschlagkurzen Ariosi Mahlers tröstliches Konzept der Ewigkeit als Auflösung in der Unendlichkeit des Seins: ein beeindruckender Liederabend als zum Klingen gebrachte Philosophie.