Werl/Hagen/Unna.

Bundesweit liegt der jährliche Umsatz für Möbel und Küchen um 30 Milliarden Euro. Seit Jahren ist das so. Der Markt ist offensichtlich gesättigt. Die Möbelhäuser in der Region wetteifern mit Erweiterungen und Neubauten um ihre Position auf dem umkämpften Markt. Eine Bestandsaufnahme.

„Es ist ein reiner Verdrängungswettbewerb“, sagt Christian Zurbrüggen, Geschäftsführer und Inhaber vom gleichnamigen Möbelhaus in Unna. Sein Haus rüstet auf. 20 000 Quadratmeter Verkaufsfläche mehr in Unna, 29 000 in einem neuen Wohn-zentrum in Herne. Was zählt? „Die Nähe zur Autobahn, 1a-Lagen bringen uns nach vorne. Sie sind Gold wert.“

Im Wettbewerb der Standorte sieht sich Sonneborn mit Sitz in Lüdenscheid gut positioniert. Mit einer neuen Filiale in Hagen, am Ende sollen es 36 000 Quadratmeter Verkaufsfläche sein, will das Möbelhaus expandieren. „Bei Möbeln fließt in Hagen viel Geld in die umliegenden Städte ab“, sagt Thomas Hollweg, Geschäftsführer und Mitinhaber, „im Bereich Discounter ist die Stadt gut versorgt. Bei Möbeln ist Hagen bislang ein weißer Fleck auf der Landkarte.“

Mit jedem Neubau, mit jeder Erweiterung eines Möbelhauses wächst in den benachbarten Städten die Sorge, mehr Kaufkraft zu verlieren. Klaus Willmers, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes Südwestfalen, will nicht schwarz malen. „Nicht jeder Quadratmeter mehr Verkaufsfläche bedeutet mehr Umsatz. Wenn heute pro Quadratmeter 1200 Euro umgesetzt werden, sind es künftig vielleicht 900 Euro. Die Innenstädte werden deshalb nicht ausbluten.“

Warum nicht? „Die so genannten kleinen Möbelhäuser in den Zentren gibt es nicht mehr“, sagt Willmers. „Wenn, dann sind es Geschäfte mit einem hochwertigen und hochpreisigen Sortiment. Ein Sortiment, das der Möbel-Riese nicht führt, weil er Umsatz machen will.“ Jochen Pape, Inhaber von „Küchen und Wohnideen“ in Arnsberg, stimmt Willmers zu. „Wir fürchten die Großen nicht, wir sind ein Spezialgeschäft. Mit Qualität, Service und Kundennähe binden wir die Menschen. Wir sind schnell vor Ort und nicht selten preiswerter.“ Sein Geschäft mit vier Mitarbeitern ist, um einmal eine andere Größenordnung in Erinnerung zu bringen, 300 Quadratmeter groß.

Wichtiger wird es aus Sicht des Einzelhandels, ein kritisches Auge auf das so genannte zentrenrelevante Sortiment der Möbelhäuser zu werfen. Dazu gehören Gardinen, Stoffe, Bettwäsche, Gläser, Keramik, Porzellan, Haushaltswaren und Küchenkleingeräte. Mit dieser Ware zu Sonderpreisen werden die Kunden zum Einkauf gelockt.

„Nach den gesetzlichen Vorschriften darf dieses Sortiment nicht mehr als 2500 Quadratmeter der Verkaufsfläche ausmachen. Wenn es mehr ist, muss das Unternehmen mit Sanktionen rechnen“, sagt Willmers. „Der NRW-Einzelhandelserlass schreibt das vor.“ Angesichts der Expansionspläne der Möbelhäuser hält Willmers den Ball flach: „Wir verfallen nicht in Aktionismus.“ Nicht jedes Vorhaben wird seiner Erfahrung nach verwirklicht. Beispiel die geplante Ikea-Filiale am Autobahnkreuz Wuppertal-Nord: „Hierüber ist es ruhig geworden. Ikea hat die Verträglichkeitsprüfung, die für Dezember angekündigt war, bisher nicht vorgelegt.“