Meschede.

Unter relativ großem Medieninteresse hat gestern vor dem Amtsgericht Meschede der Prozess gegen eine 23-jährige Mutter begonnen. Der Frau wird vorgeworfen, im April 2010 durch heiße Zigarettenasche einen Brand verursacht zu haben, in dessen Folge ihre 14 Monate alte Tochter an einer Kohlenmonoxid-Vergiftung starb. Fahrlässige Tötung und fahrlässige Brandstiftung lautet daher die Anklage. Ein Urteil gab es noch nicht.

Staatsanwaltschaft, Gericht und Verteidigung hätten sich zwar in einem so genannten Rechtsgespräch auf eine Geldstrafe einigen können. Der Vater des getöteten Kindes allerdings, der relativ kurzfristig als Nebenkläger aufgetreten war, verweigerte dieses - seiner Meinung nach - zu milde Urteil und kündigte an, Rechtsmittel einlegen zu wollen. Das sei sein gutes Recht, erläuterte Richter Kasim Özen. Er setzte den Prozess daher vorerst aus. Zu einem neuen Termin werden nun weitere Zeugen gehört.

Die Frau soll am Abend des 17. April 2010 ihr Kind allein gelassen haben, um im Bordell ihres damaligen Mannes - des jetzigen Nebenklägers - anzuschaffen. Als sie zuvor Kleidung aus dem Schrank ihrer Wohnung nahm, soll dort heiße Asche hineingefallen sein, die den Brand auslöste.

Der Anwalt der Meschederin ist verärgert, dass ausgerechnet der Mann, der seine Mandantin zur Prostitution gezwungen habe, nun das Urteil blockiert.

Denn hinzu kommt: Der Vater, der gestern verhinderte, dass die mittlerweile von ihm geschiedene Frau nur zu einer Geldstrafe verurteilt wurde, muss sich zurzeit selbst vor dem Landgericht wegen schweren sexuellen Missbrauchs verantworten. Opfer soll das zweite Kind der Frau sein, die heute neunjährige Tochter aus einer anderen Beziehung. In diesem Prozess würden dann die Meschederin und ihre Tochter als Belastungszeuginnen aussagen.