Hagen.

Nur keine Panik: Udo Lindenberg wird heute 65 Jahre alt, doch der Musiker und Maler geht nicht in Rente. Das jedenfalls wissen langjährige Weggefährten.

„Rente ist etwas Vorgeschriebenes. Das mag er nicht“, sagt Eddy Kante, aufgewachsen in Hagen und seit mehr als 30 Jahren Leibwächter und Freund des Panik-Rockers. Und Mädchen für alles, was bei einem Mann wie ein Kleiderschrank seltsam klingt. „Ich trage seine Kreditkarte in der Tasche. Udo sagt immer: ,Du machst das schon!’“
Ja, sein „Chef“, dieser Freigeist, ließe sich von ihm etwas sagen, erzählt der 51-Jährige - Ausnahme: „Ich kriege einfach nicht hin, dass er ein paar Gänge zurückschraubt. Er hat genug getan für die Welt.“ Der gebürtige Gronauer und Nachtmensch („unser Tag beginnt so um 14, 15 Uhr“) sei auch mit 65 ein nimmermüder Kreativer mit Ideen und Visionen. „Der Kerl hat so viel Po-wer in den Knochen und ist so fit“, sagt Eddy Kante. Womöglich, weil er genug Schlaf bekommt. Der Wahl-Hamburger hat zwar seinen Wohnsitz weiter im Hotel Atlantic, reduzierte aber wegen dortiger Umbauarbeiten die Aufenthalte ein wenig: „Udo möchte nicht um 7 Uhr vom Presslufthammer geweckt werden.“

Eddy und Udo - das ist eine Männerfreundschaft fürs Leben. Er habe mit 14 alles über den Panik-Rocker gesammelt und in einem DIN-A-4-Heft abgelegt, erzählt der freundliche Mann mit der Glatze und der Sonnenbrille. „Mit 20 bin ich Papa geworden und wollte Udo nur mal den Nachwuchs zeigen.“ Dieser habe ihn dabei gefragt, ob er nicht bei ihm als Bodyguard anfangen wolle.

Eddy Kante, Mitglied des inneren Lindenberg-Zirkels, der „Familie“ („eine Handvoll Personen“), wird natürlich heute bei der Fete im „kleinen Kreis“ dabei sein. „Nur 50 Mann. Wir fahren auf Einladung der Plattenfirma mit dem Schiff raus und kehren nachts wieder zurück.“ Mehr habe Udo nicht gewollt. „65 ist für ihn kein magisches Datum. Er hatte keinen Bock auf eine große Feier mit Presse und so.“

Zum Geburtstag wünscht Kante „meinem Chef, meinem Kumpel, meinem Ziehvater“, mit dem er sich auch schon mal fetzt („Wir sind Westfalen. Aber dann ist es wieder gut“) nur das Beste. „Er ist einmalig und einzigartig.“

Dieser Meinung ist auch der Werler Galerist Christoph Walentowski, ein Freund Lindenbergs. „Noch am ­Wochenende tauchte Udo beim 60. Geburtstag meiner Mutter auf.“ Vor acht Jahren hat er den Künstler zufällig kennen gelernt: „Er suchte in meiner Dresdner Galerie ein Hochzeitsgeschenk und gab sechs Bilder zum Trocknen ab.“ Die Werke waren innerhalb weniger Tage weg, die „dicke Freundschaft“, die sich entwickelt hat, ist für immer geblieben. „Er hat keine Starallüren, ist ein lieber Mensch, der sein Herz am rechten Fleck trägt.“ Der kein Aufheben als Spender mache, wie zuletzt bei der Japan-Katastrophe. „Udo meint, dass er auf der Sonnenseite stehe und anderen helfen könne.“

Christoph Walentowski, der die Werke des Likörelle-Künstlers exklusiv vertreibt, erlebt auch auf gemeinsamen Urlaubsreisen die menschlichen Qualitäten seines Freundes. Da erlebt er zum Beispiel, wie ein Lindenberg ohne Hut und mit Käppi auf dem Kopf auf einem Gemüsemarkt in Fernost von fremden Menschen angesprochen und um ein Autogramm gebeten wird. „Mit einer unglaublichen Ruhe und Gelassenheit unterhält er sich dann mit denen. Er spricht wirklich mit jedem.“

Das kann auch Henning Gehrke bestätigen. Der Musikproduzent aus Iserlohn hat am aktuellen Lindenberg-Album mitgearbeitet. „Udo ist unheimlich interessiert an Menschen, Gespräche mit ihm sind nie oberflächlich.“ Die will das „Nachtschattengewächs“ auch schon einmal gegen 2, 3 Uhr morgens führen. „Dann wundert er sich, wenn er eine verschlafene Stimme am Telefon hört.“

Was macht ihn denn aus? „Er ist immer wie er ist, keine Mogelpackung“, schwärmt Gehrke und schickt einen Geburtstagsgruß in Udo-Manier: „Ich wünsche ihm immer genug Gelenkschmiere, um elastisch und locker über die Bühne zu hüpfen.“