Hagen/Düsseldorf. .

Zweistelliges Wachstum, Rückkehr in die Gewinnzone, steigende Mitgliederzahlen: Die Nordwest Handel AG hat die Wirtschaftskrise abgehakt und ist wieder auf profitablen Wachstumskurs zurückgekehrt. Wer den Hagener Großhändler-Verbund für baunahe Produkte künftig führen wird, ist indes noch ungeklärt.

„Wir sind sehr zufrieden, alle Bereiche sind deutlich im Plus“, bilanzierte der scheidende Nordwest-Chef Dr. Günter Stolze. Insgesamt legten die Erlöse 2010 wieder um 17 Prozent von 1,5 auf gut 1,7 Milliarden Euro zu, nachdem das Krisenjahr 2009 mit einem Umsatzeinbruch von 500 Millionen Euro tiefe Spuren in der Bilanz hinterlassen hatte. Nach einem Verlust von 2,3 Mio. Euro steht nun unterm Strich ein Gewinn in gleicher Höhe. Davon profitieren auch die Aktionäre: Die börsennotierte Nordwest Handel AG zahlt wieder eine Dividende von 50 Cent je Aktie.

Zudem schlossen sich weitere 22 Großhändler dem Hagener Verbund an. In den Sparten Stahl, Haustechnik und Bau/Handwerk/Industrie sind Nordwest und seine Tochter Nürnberger Bund damit für mittlerweile 754 Händler als Dienstleister in Einkauf, Vertrieb und Logistik aktiv.

Eine wachsende Bedeutung fällt dabei dem aus Kapazitätsgründen nach Gießen verlegten Lager zu. „Wir haben unser Lagerkonzept deutlich erweitert. 99 Prozent unserer Sendungen erreichen den Empfänger am nächsten Tag“, berichtete Stolze. Das alte Lager in Hagen lässt Nordwest derzeit abreißen. Grund: „Die jetzt erzielbaren Schrotterlöse werden uns den Abriss praktisch finanzieren.“ Ob dort neu gebaut wird, ist noch nicht entschieden. Stolze: „Es gibt noch kein konkretes Projekt.“

Diese Entscheidung trifft vielleicht auch erst sein Nachfolger, der mit Hilfe einer Personalberatung gesucht werde. Stolze legt sein Amt nach acht Jahren zum Vertragsende im November nieder. Im „gegenseitigen Einvernehmen mit dem Aufsichtsrat“, wie er betonte - und parallel zum Ausscheiden von Aufsichtsratschef Paul Kellerwessel. „Wir sind hier gemeinsam angetreten und werden auch gemeinsam Nordwest in neue Hände übergeben“, sagte Stolze. Ihre „Mission“ sei mit der Sanierung des Unternehmens „praktisch abgeschlossen“. Hintergrund des Stühlerückens ist der Einstieg des Nordwest-Lieferanten und Werkzeug-Herstellers Rothenberger Holding als Hauptaktionär vor einem Jahr. Die Österreicher halten knapp 30 Prozent der Anteile.