Hagen. Die Bundesländer planen, den Glücksspielstaatsvertrag zu überarbeiten. Darin soll die Ausbreitung von Spielhallen und Spielautomaten drastisch eingeschränkt werden. Die Automaten-Branche wehrt sich. Es geht um Millionen-Umsätze.
Spielhallen in Innenstädten sind keine Schmuckstücke. Sie sind, wie sie sind. Seelenlos. Kommunen verdienen am Betrieb mit. Und Hausbesitzer freuen sich über zahlungskräftige Mieter. Mit dem Entwurf des Glücksspielstaatsvertrags der Bundesländer müssen sich Städte und Gemeinden auseinandersetzen. Tausende Spielhallen stehen in naher Zukunft vor der Schließung.
Der erste Aufschrei kommt aus Espelkamp in Ostwestfalen von Paul Gauselmann. Der Marktführer privater Spielhallen und Präsident des Verbandes der Automatenindustrie, kann nicht glauben, was die Novelle beinhaltet. „Diesen Angriff auf unsere Existenz können wir nicht hinnehmen“, sagt der 76-Jährige: „Wir werden um jedes Unternehmen und um jeden Arbeitsplatz mit allen uns zustehenden Mitteln kämpfen.“
Seine Befürchtung: Nach einer kurzen Übergangszeit stehen 10.000 Spielhallen-Konzessionen ohne Erlaubnis da und müssen geschlossen werden. „Von zur Zeit rund 130.000 Geld-Gewinn-Spiel-Geräten in gewerblich betriebenen Spielstätten werden, wenn überhaupt, nur rund ein Drittel übrig bleiben.“
Gauselmann hat den Verdacht, dass Macht zu Lasten einer Branche missbraucht werde, um für die staatlichen Glücksspielangebote verlorenes Terrain zurück zu gewinnen: „Erst wenn es zu spät ist, werden die Gemeinden feststellen, dass ihnen ein großer Teil der über 1,5 Milliarden Euro Steuern und sonstiger Abgaben verloren gehen.“ Zweifelsohne.
Die Städte müssen sich in Folge der neuen Gesetzgebung Gedanken über den Umgang mit der Ansiedlung und dem Betrieb der Spielhallen machen.
16,3 Millionen Euro verzockt - alleine im Hochsauerlandkreis
Wer die Zahlen der Landesfachstelle Glücksspielsucht in Herford liest, ahnt die Dimension des Geschäfts. Allein im Hochsauerlandkreis gibt es 43 Spielhallen, 64 Konzessionen, 689 Automaten in Spielhallen und 205 in Gaststätten. Die Spieler haben dort im vergangenen Jahr 16 397 875,00 Millionen Euro verzockt. Gezockt wird überall. Im Märkischen Kreis warten 77 Spielhallen mit 1074 Automaten. In den Gaststätten sind es 525, und die Zahl der Konzessionen beträgt 107. Verloren haben die Spieler 2010 dort eine stattliche Summe: 27 065 749,00 Millionen.
Im Kreis Siegen-Wittgenstein fallen die Verluste mangels Angebots nicht so hoch aus. Hier gehen die Frauen und Männer mit 11 890 395,00 Millionen weniger nach Hause. Registriert sind 32 Spielhallen. Um eine Zahl herauszugreifen: In Bad Berleburg kommen die Zocker auf einen Verlust von 527 274 Euro, in Siegen sind es mehr als 7 Millionen Euro.
Der Kreis Olpe darf nicht fehlen. Auch hier klingelt es in der Welt der Automaten reichlich. Die Statistik weist 4 476 919,00 Millionen Verlust aus. Nicht überall sind die Stadtväter in Südwestfalen daran interessiert, Brutstätten der Spielsucht auszubremsen. In Brilon gibt es drei Spielhallen, die vierte entsteht und für die fünfte gibt es eine Anfrage.
Menden will weitere Spielhallen verhindern
Anders gehen die Verantwortlichen in Menden damit um. Hier arbeiten die Gremien daran, die Bebauungspläne so zu verändern, dass eine weitere Verbreitung von Spielhallen und Wettbüros verhindert wird. In der Innenstadt sind so Vorhaben abgewehrt worden.
Ähnlich macht es Arnsberg, um die Verschandelung der Altstadt zu vermeiden. Mit Hilfe einer Änderung des Bebauungsplans haben die Verantwortlichen Vergnügungsstätten dieser Art intelligent aus der Altstadt verbannt. In Hagen kümmert sich ein Arbeitskreis um die Steuerungsmöglichkeiten des Glücksspielbetriebs.
Angesichts der stetigen Zunahme der Spielsüchtigen in NRW ist Birgit Ottensmeier von der Landesfachstelle Glücksspielsucht froh über die geplanten Auflagen der Länder: „Es darf nicht sein, dass jemand an einem sogenannten Unterhaltungsautomaten sein ganzes Monatsgehalt verspielen kann.“