Hagen/Meschede. .

Die Masern breiten sich aus. Nachdem die Krankheit bisher in Bayern und Baden-Württemberg umging, ist sie nun auch in Südwestfalen angekommen: Der Hochsauerlandkreis meldet 16 Fälle.

„Das ist nichts Ungewöhnliches“, beruhigt Martin Reuther, Sprecher des Kreises. „Wir hoffen, dass wir die Krankheit schnell eindämmen können.“ Schließlich waren bisher Ferien, so dass die Masern nicht in Schulen und Kindergärten getragen worden sind. Betroffen ist vor allem die Gemeinde Eslohe.

Außerdem meldet das NRW-Landesinstitut für Gesundheit und Arbeit einen Fall aus Hagen, einen aus dem Ennepe-Ruhr-Kreis und vier Fälle aus Dortmund. Keine Meldungen liegen aus den Kreisen Olpe, Siegen-Wittgenstein und Soest vor. „Wir haben noch keinen Masernfall“, sagt auch Hendrik Klein, Sprecher des Märkischen Kreises. Er fügt aber vorsichtig hinzu: „Noch nicht.“

Stand des NRW-Infektionsberichts ist Mitte April. Insgesamt hat es zu diesem Zeitpunkt in NRW nur 22 Fälle gegeben. Dagegen waren es im ersten Quartal des Vorjahres sogar 98 Fälle. Deutschlandweit allerdings ist die Zahl im ersten Quartal mit 390 Fällen doppelt so hoch wie im Vorjahr (196 Fälle). Vor allem in Bayern und Baden-Württemberg ist die Zahl der Erkrankungen gestiegen. Nun ist bekannt geworden, dass bereits Ende März ein 26-Jähriger Patient in München an den Folgen einer Masern-Infektion gestorben ist. Er hatte Vorerkrankungen.

Grund für die vergleichsweise hohe Zahl der Masernfälle in Süddeutschland ist dem Robert-Koch-Institut zufolge unter anderem die niedrige Impfquote dort. 95 Prozent der Schulkinder sollten zwei Mal gegen Masern geimpft worden sein. Das fordert die Weltgesundheitsorganisation WHO. Ein Ziel, das in Bayern und Baden-Württemberg nicht einmal bei der ersten Impfung erreicht wird. In NRW haben 97 Prozent der Schulkinder die ersten Impfung gegen Masern bekommen, aber nur 92 Prozent die zweite. Im ­Hochsauerland­kreis sind 95 Prozent der Schulkinder einmal, aber nur 87 Prozent zweimal immunisiert worden. Und in der Gemeinde Eslohe haben 87 Prozent die erste, nur 80 Prozent die zweite Spritze bekommen. Auch in anderen Kreisen Südwestfalens erreicht man das WHO-Ziel bei Schulkindern nicht.

Und noch weniger vermutlich bei jungen Erwachsenen: Drei Fälle hat man in diesem Jahr bereits in Münster verzeichnet. Dabei war die Stadt vor kurzem von der Nationalen Impfkonferenz als vorbildlich gelobt worden, was den Impfstatus bei Kindern und Jugendlichen anbetrifft. Angesteckt haben sich nun aber junge Erwachsene - „das letzte Rückzugsgebiet für Masernviren“, heißt es aus Münster. Längst hat daher die Ständige Impfkommission empfohlen, dass sich auch Erwachsene unter 40 Jahren impfen lassen sollten. Damit sie keinen Säugling anstecken. Für die nämlich gibt es keinerlei Impfschutz gegen die gar nicht harmlose Kinderkrankheit.