Hagen. .

Es geht um viel Geld. Mindestens 108 Euro pro Kind für drei Monate. Eine stattliche Summe für Hartz-IV-Empfänger, denen höchstens 287 Euro pro Monat zur Verfügung stehen, um ihren Kindern zu geben, was sie brauchen. Dennoch ist die Zahl der Eltern gering, die Hilfe aus dem Bildungspaket beantragt haben. Auch in Südwestfalen.

Monatelang haben die Verhandlungen in Berlin gedauert, seit zweieinhalb Wochen erst können vor Ort Jobcenter und Kommunen Anträge auf Hilfen aus dem Bildungspakt bewilligen. Und zwar auch rückwirkend für die ersten drei Monate des Jahres. 26 Euro gibt es pro Monat für das Mittagessen in Schule oder Kindergarten, 10 Euro für die Mitgliedschaft im Verein oder den Unterricht in der Musikschule. Macht 108 Euro allein für das erste Quartal. Zudem können bedürftige Kinder Nachhilfe beantragen, wenn die Versetzung gefährdet ist.

Gerade einmal zwei Prozent der Berechtigten haben bisher in den Großstädten ihre Formulare eingereicht, wie eine Umfrage von Spiegel-Online zeigt. Ein ähnliches Bild ergibt sich in Südwestfalen: Gerade einmal 1,6 Prozent der Berechtigten hat im Ennepe-Ruhr-Kreis einen Antrag gestellt. Etwa 9000 bedürftige Familien gibt es hier. Nur 150 Anträge sind beim Kreis eingegangen.

10 000 Familien haben in der Stadt Hagen einen Anspruch; 400 davon haben sich gemeldet - also 4 Prozent. 200 Anträge sind im Hochsauerlandkreis gestellt worden bei 5200 Anspruchsberechtigten. In Siegen-Wittgensteins gibt es 110 Anträge und 8500 Bedürftige, in Olpe 130 Anträge und 2000 Kinder von Hartz-IV-Empfängern. Etwa 10 000 Kinder von Langzeitarbeitslosen sind es im Märkischen Kreis bei 540 Anträgen.

Zahlen, die in den Behörden Südwestfalens offenbar nicht allzu sehr verwundern. Wer schließlich sollte jetzt bereits einen Antrag auf ein Mittagessen stellen? Das nämlich bekommen die Kinder Bedürftiger in NRW ohnehin bereits. Das Landesprogramm „Kein Kind ohne Mahlzeit“ macht es möglich. Das Projekt läuft noch bis zu den Sommerferien - erst danach erwartet man in den Behörden einen Ansturm. Dann werde das Mittagessen das Gros aller Anträge ausmachen, hat Vera Ehrlich vom Jobcenter im Märkischen Kreis schon vor dem Start des Bildungspaket gemutmaßt.

Wenig überrascht ist man in den Ämtern des Sauer- und Siegerlands, dass nicht viel mehr Eltern sich die Mitgliedschaft ihrer Kinder in Vereinen erstatten lassen. „Die Vereine auf dem Land haben Kinder nicht weggeschickt, weil deren Eltern nicht genug Geld hatten, um die Beiträge zu bezahlen“, erklärt Georg Völlmecke, Sprecher des Jobcenters Olpe.

Was wohl im Umkehrschluss bedeutet, dass bei den Behörden künftig möglicherweise mehr Anträge eingehen, wenn die Vereine das Geld für die Mitgliedschaft vom Jobcenter bekommen können.

Auch dass die Nachhilfe wenig nachgefragt worden ist, überrascht in Südwestfalen nicht. Erst nach den Osterferien verschicken die Schulen blaue Briefe, die dem Antragsformular als Nachweis beigefügt werden müssen.

Das Bildungspaket wird folglich also bei den Betroffen erst in einigen Wochen ankommen.